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Rottendorf
Interview mit einem TV-Junkie: Michael Mittermeier, wie hat sich das Fernsehen in den letzten 25 Jahren verändert?
Der Comedian hat eine Fortsetzung seines Erfolgsprogramms "Zapped" entwickelt: "Zapped – ein TV-Junkie kehrt zurück". Zu erleben am 13. Juni auf Gut Wöllried in Rottendorf.
Michael Mittermeier beim Volkacher Kabarett Sommer 2020.
Foto: Silvia Gralla | Michael Mittermeier beim Volkacher Kabarett Sommer 2020.
Linda Hener
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:42 Uhr

Als Serien-Junkie und Fernsehverrückter schaffte Michael Mittermeier, 56, mit "Zapped" vor 25 Jahren den Durchbruch. Bezüge zu Alltag und Popkultur, angelehnt an die amerikanische Stand-up-Comedy-Szene, waren hierzulande damals neu. Nach einem Vierteljahrhundert auf der Bühne war Zeit für ein Buch zu "Zapped" und das Bühnen-Programm "Zapped – ein TV-Junkie kehrt zurück". Der Comedian präsentiert es am 13. Juni bei den Kulturtagen in Rottendorf auf Gut Wöllried.

Vor 25 Jahren war Ihr Programm "Zapped" eine völlig neue Art der Comedy. War Ihnen diese Vorreiterrolle damals schon bewusst?

Michael Mittermeier: Mir war bewusst, dass es was Neues, was anderes war. Die Art von Comedy, die ich auf die Bühne bringen wollte. Comedy, wie ich sie verstehe, aber ohne etwas herstellen, erzwingen zu wollen. Innerhalb eines Jahres wurde deutlich, dass "Zapped" besonders war, revolutionär und schließlich auch mein Durchbruch. Ich wurde von jüngeren Künstlerinnen und Künstlern im Laufe der Zeit immer wieder darauf angesprochen, wie das Programm sie beeinflusst hat. Und sogar Sätze fielen wie "Du warst mein Held". So etwas freut einen natürlich sehr.

Kürzlich ist Ihr Buch "Nur noch eine Folge! Fernsehen von A bis Zapped" erschienen, und mit dem Programm "Zapped - Ein TV-Junkie kehrt zurück" treten Sie in Rottendorf auf. Sollte man dafür das Original, das ursprüngliche "Zapped" kennen?

Mittermeier: Mein Anspruch ist es, dass auch die lachen, die es nicht gesehen haben. Meine Erfahrung bei den bisherigen Vorführungen war, dass ungefähr die Hälfte es nicht kennt. Deshalb habe ich Classics drin, es gibt tatsächlich Menschen, die die MacGyver-Nummer noch nicht gehört haben, aber auch Bezüge zu neueren Serien wie "Game of Thrones", "Haus des Geldes" oder die deutsche Serie "Dark". Wichtig ist, glaube ich, eine Tatsache, einen Umstand zu finden, den Menschen auf sich beziehen können, und den in die Geschichten einzubauen. Dazu braucht man die eigentliche Serie oder Filmfigur nicht zu kennen. Beispielsweise ist Columbo Teil meines Buches, genauer gesagt, seine Art, immer wieder nachzufragen. Das hat mich an meine Tochter erinnert. Viele Leute, die Kinder haben, werden das kennen und verstehen, was ich meine, auch wenn sie keine Folge Columbo gesehen haben.

Wie unterscheidet sich das Fernsehen zu dem vor 25 Jahren?

Mittermeier: Das Fernsehen ist ganz anders, machen wir uns da nichts vor. Streamingdienste wie Netflix sind auch Fernsehen. Man sollte das nicht gegeneinander ausspielen. Ich finde, Konkurrenz belebt das Geschäft. Es ist großartig, mit welcher Geldpower und Leidenschaft inzwischen Serien produziert werden. Diese Summen wären damals in keine Produktion geflossen. Und durch diese Serien und Filme kommt man mit Kulturen in Kontakt, die man sonst gar nicht auf dem Schirm hätte. Das ist doch toll. Wann hätte ich mich sonst mit Südkorea beschäftigt?

Comedian mit vielen Gesichtern: Michael Mittermeier 2018 in der Kulturhalle Grafenrheinfeld.
Foto: Anand Anders | Comedian mit vielen Gesichtern: Michael Mittermeier 2018 in der Kulturhalle Grafenrheinfeld.
Haben Sie eine Idee für eine Serie, die Sie gerne mal verwirklicht sehen würden?

Mittermeier: Wenn ich die hätte, hätte ich sie schon umgesetzt (lacht). Aber solange mache ich das weiter und bleibe bei dem, was ich kann und gerne mache, gehe auf die Bühne und schreibe Bücher.

Ihr Bezug zu Würzburg und dem Bockshorn ist bekannt. Mathias Repiscus war ein früher Förderer von Ihnen.

Mittermeier: Er war mein erster sogenannter Regisseur, bereits beim Vorgängerprogramm von "Zapped". Er war einer der wenigen, die mich ernstgenommen und daran geglaubt haben, dass der Spagat zwischen Unterhaltung und Politik aufgeht. Wir waren die "new wave" der Kleinkunst, ich oder auch ein Ingo Appelt. Ich spiele immer wieder gerne mal bei Mathias.

Hat er Ihnen mal gesagt, was er in Ihnen speziell gesehen hat?

Mittermeier: Na, er hat erkannt, der macht das, was er da tut, schon verdammt gut.

Stimmt es, dass Sie Ihr Amerikanistik-Studium nur aufgrund Ihres Interesses an der Stand-up-Comedy abgeschlossen haben?

Mittermeier: Ich wollte etwas studieren, das nicht zu zeitaufwändig ist, so dass ich es mit meinen Auftritten verbinden konnte, das mich interessiert und das ich meinen Eltern "vorzeigen" konnte. Ich hatte das Glück, dass mein Professor sich auch für Stand-up-Comedy begeistert hat und ich meine Abschlussarbeit darüber schreiben konnte. In den 90er Jahren war ich dann auch öfters in New York und den USA und viel in Clubs unterwegs, in denen ich die heute noch bekannten US-Comedy-Stars wie Jon Stewart sehen und erleben durfte.

Ist Ihre Tochter auch so euphorisch wie Sie, was Serien und Fernsehen angeht?

Mittermeier: Sie liebt es auch, wenn wir uns zusammen eine Serie aussuchen und sie ansehen. Das ist nicht selbstverständlich für eine 14-Jährige, dass man sich Zeit zum gemeinsamen Fernsehen in der Familie nimmt. Aber es macht ja auch Spaß, wenn man danach darüber sprechen und diskutieren kann. So ist irgendwann unser Podcast entstanden, wo wir uns auf Augenhöhe sehr Lustiges und Interessantes zu sagen haben.

Kulturtage auf Gut Wöllried: Michael Mittermeier mit "Zapped - ein TV-Junkie kehrt zurück". Mo., 13. Juni, 19.30 Uhr. Karten unter www.cop-concerts.de

 
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