Wolfgang Bahro verkörpert seit fast 30 Jahren den Fiesling Jo Gerner in der RTL-Vorabendserie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ). Jetzt hat der Schauspieler aus Berlin seine Memoiren geschrieben. Am Montag, 11. Juli, um 19.30 Uhr stellt er das Buch mit dem Titel "Immer wieder Gerner" beim Literaturfestival MainLit auf Gut Wöllried in Rottendorf (Lkr. Würzburg) vor. Die Redaktion hat mit dem 61-Jährigen gesprochen.
Wolfgang Bahro: Im Augenblick fühlt es sich ganz nett an und ich vermisse ihn etwas. Seit er mit seiner neuen Frau verheiratet ist, mit Yvonne Bode, die von Gisa Zach gespielt wird, ist Gerner weitaus moderater geworden und von dem alten, fiesen Gerner ziemlich weit entfernt.
Bahro: Menschliche Gefühle hat er schon vorher gezeigt, allerdings ist er jetzt vorsichtiger, was bestimmte Sachen angeht, weil er genau weiß, dass er mit Yvonne eine Frau hat, die ganz andere Moralvorstellungen hat.
Bahro: Ich würde Hans-Joachim Gerner nicht als Fiesling bezeichnen. Ich würde ihn als einen bewussten und cleveren Geschäftsmann beschreiben, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Manchmal sind die Methoden, die er anwendet, etwas problematisch, aber ich würde nicht sagen, dass er in der Form fies ist. Er ist nicht jemand, der Spaß daran hat, Menschen zu quälen oder zu demütigen. Ich habe mich sogar einmal, als so eine Szene geschrieben wurde, wo meine damalige Lebenspartnerin gedemütigt werden sollte, geweigert, diese zu spielen, weil - wie gesagt - Gerner ist kein Sadist. Was ich mit ihm gemein habe? Außer der Kinderliebe und dem Familiensinn ist da nicht viel. Ich wünschte, ich hätte mehr von ihm, gerade was das Geschäftliche angeht und das Juristische, das würde ich auch gerne so beherrschen wie er.
Bahro: Ich glaube, er würde niemals jemanden töten. Er würde zulassen, dass jemand getötet wird. Das hatten wir so in der Serie schon mal. Da denkt er: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Bahro: Ich denke mal, er hat sich so lange da gehalten, weil er das alles mit einem Augenzwinkern macht. Letztendlich können die Leute immer nachvollziehen, warum er es macht.
Bahro: Die schlimmste Tat fand ich, als er vor Jahren seine Tochter Johanna hat entführen lassen, um seiner Lebensgefährtin - damals Katrin Flemming (Ulrike Frank) - weiszumachen, dass das Kind entführt worden ist. Die war schon ziemlich grenzwertig, diese Geschichte.
Bahro: Ich persönlich glaube nicht an Karma, aber um Gerners Missetaten wieder gutzumachen, müsste er mindestens noch einmal 30 Jahre in der Serie bleiben.
Bahro: Ein paar Rechtsanwälte haben das mal ausgerechnet und da kamen dann - glaube ich - so 200 Jahre Gefängnis raus. Aber, wer weiß? Vielleicht hat er ja noch die Möglichkeit, viel Gutes zu tun. Er ist immerhin ein einflussreicher, wohlhabender Geschäftsmann. Er hat jetzt ein Institut gegründet, das geholfen hat, eine Augenkrankheit zu heilen. Insofern ist er auf dem besten Wege wieder ein guter Mensch zu werden und seine Taten der letzten Jahre wieder gutzumachen.
Bahro: Nee, das ist mir noch nie passiert. Im Gegenteil! Selbst wenn sie mich für Jo Gerner persönlich halten, dann sind sie mir gegenüber nicht skeptisch oder zurückhaltend, dann kommen sie eher her und begrüßen mich, wie jemanden, den man tagtäglich trifft, wie einen Nachbarn. Auch Bundespräsident Steinmeier begrüßte mich einmal ganz überschwänglich auf einem Empfang und unterhielt sich freundlich mit mir und ich merkte: Der weiß überhaupt nicht, wer ich bin! Und als wir uns dann mal im jüdischen Theater getroffen haben, meinte er: "Meine Tochter guckt immer die Serie." Deshalb kam ich ihm so bekannt vor.
Bahro: Nee. Aber mich haben öfter mal ältere Damen angesprochen, die dann sagten: "Herr Dr. Gerner, was Sie da mit der Katrin Flemming machen - können Sie nicht ein bisschen netter zu ihr sein?" Sowas. Aber das war wirklich das Äußerste. Ansonsten waren die Leute eher positiv.
Bahro: Sollte es so etwas wie die Hölle geben, dann könnte ich mir vorstellen, dass Gerner als cleverer Geschäftsmann sagt: "Pass mal auf, Teufel, eine Hand wäscht die andere. Ich gebe dir ein paar Tipps, wie du trotz mieser Sachen, die du machen willst, doch noch die Oberhand gewinnst und dafür muss ich nicht im Höllenfeuer schmoren, sondern kann mir den Champagner reinziehen." Auf jeden Fall wird Jo Gerner, beziehungsweise werde ich demnächst auch wirklich in "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal den Teufel geben.
Karten für die Lesung mit Wolfgang Bahro gibt es unter www.main-lit.de und bei den bekannten Vorverkaufsstellen.