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WÜRZBURG
In Würzburger Posthalle: Dick Brave ließ die 50er aufleben
„Great Balls of Fire“: Dick Brave alias Sascha Schmitz (links) und der Höchberger Felix Wiegand in der Würzburger Posthalle.
Foto: chris weiss | „Great Balls of Fire“: Dick Brave alias Sascha Schmitz (links) und der Höchberger Felix Wiegand in der Würzburger Posthalle.
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Bauer
 |  aktualisiert: 01.04.2012 19:11 Uhr

Er hat's geschafft. Er ist nicht mehr Sasha. Er ist jetzt Rock 'n' Roller. Er ist Dick Brave. Er ist es wirklich. Ein kanadischer Vollblut-Rockmusiker – na ja, fast. Die Maskerade funktioniert. Wenn Sascha Schmitz mit seinen Backbeats loslegt, ist das feiner handgemachter Rockabilly, keine Persiflage. Nein, der 40-jährige Westfale meint es ernst.

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Das zeigt schon ein Blick ins Publikum. 1000 Leute in der Würzburger Posthalle, keine kleinen Mädchen, die „ihren“ Sasha sehen wollen, sondern jüngeres Mittelalter, wild entschlossen, das Tanzbein zu schwingen. Und Dick Brave gibt alles, dass auch ja kein Fuß still am Boden bleibt. Vorsichtshalber warnt er auch gleich mal alle potenziellen Schwerenöter: „Wir filmen den Auftritt heute. Also wenn hier einer statt mit seiner Frau mit der Freundin da ist, dann Vorsicht.“ Gut, dass das schnell geklärt ist. Denn danach gibt's zwei Stunden lang kein Halten mehr. Immer wieder darf nach fetzigem Rock 'n' Roll bei den Schleichern zwischendurch gekuschelt werden. Sie leben, die Fünfziger.

Ein Hingucker für die Damen

Seit sich Sascha Schmitz alias Sasha 2003 entschlossen hat, als Dick Brave allerhand Pop-Material ins Rockabilly-Gewand zu kleiden, begeistern sich plötzlich auch etwas jüngere Menschen verstärkt für den Hüftschwung der Chuck-Berry-Ära. Da darf der Altmeister auch nicht fehlen. Dass sich Dick Brave dazu auf dem Piano mal eben locker in den Handstand drückt, ist – zugegeben – ein Hingucker für die Damen im Saal. Kein Wunder, dass später eine Unterhose nach oben segelt. Dass es eine etwas großmütterlich-riesige ist, kommentiert Gitarrist Andre Tolba alias Adriano Batolba frech: „Die Unterhosen werden immer größer, weil du immer breiter wirst.“

Ja, ja, sie scherzen gern, die fünf Herren in ihren Original-Fifties-Bowling-Hemdchen. Musikalisch freilich ist's eine ernsthafte Sache geworden, was als Spaßprojekt begann. Tolba knallt ein schmissiges Solo nach dem anderen raus, Falko Burkert/Falco Caress haut in die Tasten als wäre er die Wiedergeburt von Jerry Lee Lewis, der aus Höchberg bei Würzburg stammende Felix Wiegand/Phil Hanson zupft den riesigen Kontrabass wie der Teufel persönlich, und Steh-Drummer Martell Beigang/Matt Hanson ist ohnehin die gute Laune in Person. Dass sich Dick Brave mal ein paar falsche Tönchen gönnt, sei geschenkt. Wer hört da schon so genau hin, wenn der Adele-Gassenhauer „Rolling in the Deep“ erklingt, oder Rocker wie „Use somebody“ (Kings of Leon), „American Idiot“ (Green Day) oder „Just can't get enough“ (Depeche Mode). Und natürlich die sensationelle Version von „Black or White“ (Michael Jackson), wenn Wiegand die Bass-Saiten mit seinen Drumsticks bearbeitet.

Keine Frage, den Fünfen macht's genauso Spaß wie den Tausend vor der Bühne. „Take good care of my Baby“ (Bobby Vee), „Walk this Way“ (Run DMC feat. Aerosmith) – ein starker Zugabenteil. Der erste. Denn die Backbeats kommen nochmal, zu lautstark werden sie gefordert. Bei „Kiss“ (Prince) wird tüchtig gehüpft, bei „You were always on my mind“ (Elvis) geschmust. Und dann noch der wahre Rockgott, Jerry Lee Lewis: Zu „Great Balls of Fire“ tauschen Dick Brave und seine Begleiter noch mal kunterbunt die Instrumente und zeigen, dass sie wahrlich mehr drauf haben, als nur optisch junge Mädels zu verzücken. Ein Abend mit dieser Kapelle ist Rock 'n' Roll, zwar stets mit ein bisserl Augenzwingern, aber dennoch echt. Wetten, dass sich beim nächsten Würzburg-Gastspiel ein paar Herren eine Tolle kämmen?

 
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