
Auch wenn man die Akustik in der Abteikirche Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen) als sehr hallig empfindet, zumindest tut sie den Blechbläsern sehr gut. In wenigen Konzertsälen hört man sie so weich und trotzdem präsent wie dort. Matthias Beckert, der am Tag der Deutschen Einheit die Hofer Symphoniker dirigierte scheint dies zu wissen, vor allem weil die Hofer über eine ausgezeichnete Blechbläsergruppe verfügen.
Ein musikalisches Puzzle
So war auch das Programm mit Friedrich Smetanas "Die Moldau", wo spätestens beim Lauf des Flusses durch Prag glanzvoller Blechbläserklang erstrahlt, mit Paul Hindemiths Sinfonie "Mathis der Maler" und schließlich der Ravel-Fassung von Modest Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" auf sinfonische Prachtentfaltung ausgerichtet. Alle drei Werke kann man als sinfonische Dichtungen sehen, wo in einem Fall die Natur selbst (die Moldau) in den anderen beiden Fällen Bilder (bei Hindemith drei Bilder aus dem Isenheimer Altar von Mathias Grünewald, bei Mussorgski Bilder aus einer Ausstellung von Viktor Hartmann) als Anregung für die Komposition dienten.
Beckert gelingt es nun in überzeugender Weise durch seine Interpretation sozusagen aus dem musikalischen Puzzle im Empfinden des Hörers die Vorlagen auferstehen zu lassen. Gut – bei der Moldau ist es leicht, bei Hindemith entsprechend schwierig. Was spielen die Engel im Engelskonzert, dem ersten Satz der Mathis-Sinfonie? Jedenfalls die mittelalterliche Volksmelodie "Es sungen drei Engel", zuerst von Posaunen vorgetragen. Beckert unterstreicht die Bildhaftigkeit dieses Satzes, man sieht förmlich die Engelscharen, die auf Wolkenbergen übereinander sitzen.
Elfjähriger überzeugt
Es lassen sich noch viele faszinierende Momente in dieser vom Publikum mit Bravo-Rufen aufgenommenen Interpretation finden. Etwa das Hohngelächter der Hölle in der "Versuchung des Antonius". Bei den "Bildern einer Ausstellung", die an sich schon, gerade in der Orchesterfassung, so plan, so exakt ausgemalt sind, dass dem Interpreten wenig Freiheit bleibt. Beckert gleicht die "Promenade" delikat den jeweils folgenden Genrestücken an, entdeckt im "Gnom" viele versteckte Feinheiten, den herrlichen Witz beim Gespräch zwischen dem auftrumpfend reichen und dem armen weinerlichen Juden (fabelhaft geblasen), bevor er am Ende mit mächtigen Blechbläsern in das "Tor von Kiew" einmarschiert.
Eingebettet in diese sinfonischen Prächtigkeiten war das Trompetenkonzert in Es-Dur von Joseph Haydn, leuchtkräftig und sicher vom Solisten Attila Szegedi gespielt und als Überraschung die Interpretation von Johann Sebastian Bachs "dorischer" Toccata durch den erst elfjährigen Kyrill Zeiher, technisch perfekt und zu monumentaler Größe entwickelt.