zurück
Iphofen/VOLKACH
In eigener Sache: Serie „Kunst geht fremd“ - Ehrenrettung einer vornehmen Dame
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:57 Uhr

 

In unserem Serien-Beitrag aus der vergangenen Woche sind uns Fehler unterlaufen, für die wir einerseits um Entschuldigung bitten, die wir andererseits selbstverständlich im Folgenden korrigieren. Es geht um die Gipsreplik eines altägyptischen Grabreliefs um 1300 vor Christus aus dem Knauf-Museum Iphofen, die im Rahmen der Tauschaktion „Kunst geht fremd“ derzeit in der Barockscheune Volkach zu sehen ist.

Horst Beinlich, Professor für Ägyptologie an der Universität Würzburg, findet in einer Mail klare Worte: „Die Beschreibung des Gipsreliefs, das unter der Rubrik ,Kunst geht fremd – Folge 4‘ in der Main-Post vom 25. August gepriesen wird, ist so falsch und für die abgebildete Dame ehrenrührig, dass eine Korrektur unabdingbar ist.“ Was vor allem seinen Unmut erregt, ist die Passage „wohl der typische Lebenslauf eines ägyptischen Freudenmädchens“.

Horst Beinlich: „Die dargestellte Dame ist keinesfalls ein Freudenmädchen. Eine solche an die niedrigsten Instinkte appellierende Bezeichnung muss energisch zurückgewiesen werden. Es handelt sich vielmehr um die ,Herrin des Hauses Takhet‘ (gesprochen Tachet), Ehefrau des Oberbefehlshabers der ägyptischen Streitkräfte Amenemonet in der Zeit des Königs Haremhab. (Das ist Ende der Amarnazeit, kurz nach Tutanchamun). In unsere Zeit übersetzt, wäre sie die Ehefrau des Verteidigungsministers.“

In der Tat ein gewaltiger Unterschied. Dafür, dass Takhet zur höchsten Gesellschaft gehörte, spreche außerdem die qualitätvolle Darstellung mit raffinierter Kleidung und Haartracht, so der Ägyptologe. Und weiter: „Schon allein der Titel ,Herrin des Hauses‘ verbietet eine derartige Klassifizierung. Eine solche Bezeichnung signalisiert, dass die Dame den Besitzungen ihres Gatten vorstand, und das waren nicht wenige. Sie ist eine ,Sängerin der Göttin Hathor, der Herrin der Sykomore‘, das ist der Titel der Göttin Hathor in Memphis. Damit trägt Takhet den höchsten Titel, den eine Frau in Ägypten tragen kann. Sie nimmt an vorderster Stelle am Kultgeschehen dieser Göttin teil. Von ,Tänzerin‘ ist in der Beischrift des Reliefs nichts zu sehen.“

Aus dem gleichen Grab aus Sakkara seien mehrere Reliefs bekannt, die allesamt aus dieser Blütezeit ägyptischer Kunst stammen, schreibt der Ägyptologe weiter.

So bedauerlich die Falschinfomationen sind, die wir an dieser Stelle vergangene Woche brachten, so zeigt die Zuschrift von Prof. Horst Beinlich einmal mehr, wie nahe ein Mensch plötzlich erscheinen kann, der vor beinahe zweieinhalb Jahrtausenden lebte. Eine wichtige Ehrenrettung also, vor allem aber ein wertvoller Einblick in das Leben der oberen Zehntausend im alten Ägypten.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Volkach
Iphofen
Mathias Wiedemann
Dame
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Knauf Museum Iphofen
Knauf-Museum Iphofen
Oberbefehlshaber
Oberschicht
Tutanchamun
Verteidigungsminister
Ägyptisches Militär
Ägyptologinnen und Ägyptologen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen