zurück
WÜRZBURG
In den Gefühlsuntiefen des Eric-Emmanuel Schmitt
Von unserer Mitarbeiterin Eva Werner
 |  aktualisiert: 09.03.2012 18:15 Uhr

Kleine Reibereien genügen dem französischen Erfolgsautoren Eric-Emmanuel Schmitt wohl einfach nicht. Eher geht es ihm um folgenreiche Verwerfungen und Zerklüftungen im menschlichen Miteinander, nachzulesen etwa in seiner „Tektonik der Gefühle“. Das Würzburger Theater Ensemble zeigt jetzt eine ambitionierte Umsetzung des ebenso wort- wie bedeutungslastigen Stücks.

Eigentlich könnte es so schön sein für Diane (Renée Gahn). Gut situiert, wohnt sie zusammen mit ihrer gewitzten, charmanten Mutter (Franziska Wirth) und führt eine scheinbar glückliche Beziehung mit Richard (Jürgen Döring). Doch in ihrem Innern nagen Zweifel: Liebt er mich noch so wie früher? Aus Angst vor Enttäuschung gibt Diane nun selbst vor, dass ihre Gefühle für Richard an Intensität verloren hätten.

Kurzerhand beendet dieser, in seinem Stolz ungemein verletzt, die Beziehung. Diane wiederum schmiedet fortan an einem ausgeklügelten Racheplan. Sie setzt die junge rumänische Literaturstudentin Elina (Christina Miceli), nach Frankreich entführt und in die Prostitution getrieben, auf Richard an. Er verliebt sich jedoch tatsächlich in das hübsche, noch immer moralisch aufrechte Mädchen. Und Diane sieht fortan ihre Rachefelle auf einer Welle der Liebe davonschwimmen . . .

Ganz schön verschwurbelt für einen Theaterabend. Die inhaltlich schwindelerregenden Haken, die Schmitt in seiner „Tektonik der Gefühle“ schlägt, treffen hier auf Rosamunde Pilcher, da auf bedeutungsschwere Tiefenpsychologie und sie reichten aus für drei Stücke.

Durchaus annehmbar und kurzweilig setzte Regisseur Norbert Bertheau das plakative, mit Klischees überfrachtete Stück um. Die Schauspieler wirken dabei ein wenig zurückgenommen, wie ausgebremst von der Gefühlsschwere ihrer Rollen.

Nett die Idee, auf der Bühne auch eine Art Tektonik umzusetzen und die spärlichen Möbel zwischen den Szenen immer wieder von hier nach dort zu verschieben. Darstellerisch unbeeindruckt von Schmitts Gefühlsuntiefen zeigt sich Ute Keilholz als patente Nutte Rodica und vermittelt dem Ganzen wieder etwas sympathische Bodenhaftung.

Und einfach wunderbar ist Franziska Wirth als süffisante Mutter voller Witz und Esprit.

Weitere Aufführungen bis einschließlich 13. April jeden Donnerstag, Freitag, Samstag um 20 Uhr. Kartenvorverkauf: Tel. (09 31) 4 45 45

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Prostituierte
Rosamunde Pilcher
Tektonik
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen