Gold ist gefragt wie nie, der Preis für eine Feinunze stellt ständig neue Rekorde auf. Wer trotzdem an das begehrte Edelmetall kommen möchte, hätte mit einer Gesangskarriere vielleicht vielversprechendere Chancen als im Geldinstitut seines Vertrauens: Der Weg zu einer Goldene Schallplatte wird immer kürzer, hinter den Goldenen steckt immer weniger Geld.
Die Anzahl an Tonträgern, die mindestens abgesetzt werden müssen, um eine zu ergattern, ist im Laufe der letzten 13 Jahre deutlich gesunken. 1998 mussten noch 250 000 Alben über deutsche Ladentische gehen, damit sich ein Künstler mit Gold schmücken konnte. Für Platin war sogar eine halbe Million erforderlich. Heute bekommt die werbewirksame Auszeichnung schon, wer 100 000 Exemplare verkauft. Und Platin gibt es bereits ab 250 000.
Seit 1975 verleihen deutsche Schallplattenfirmen die Tonträger aus Edelmetall. Wegen rückläufiger Umsatzzahlen entschied sich die gebeutelte Branche 1999 und 2003 jedoch, die Mindestanzahl verkaufter Tonträger für veredelte Schallplatten deutlich herabzusetzen. „In dieser Zeit erlebte der Tonträgermarkt in Deutschland Umsatzeinbußen von etwa 30 Prozent“, sagt Britta Lüerßen, Leiterin der Marktforschung beim Bundesverband Deutscher Musikindustrie in Berlin.
Britta Lüerßen Bundesverband Dt. Musikindustrie
Damals wurden in Deutschland die ersten CD-Brenner getestet, und mit Napster boomte der Markt kostenloser Musik-Tauschbörsen. Das machte der Branche so schwer zu schaffen, dass sie ein Jahr vor der Jahrtausendwende die Absatzgrenze für eine Goldene auf 150 000 Alben reduzierte. 2003 wurde nochmals nach unten korrigiert, so dass heute 100 000 ausreichen, um sich sein Album vergolden zu lassen.
In den USA, dem Erfinderland des Edelmetalls, werden Gold- seit 1958 und Platinplatten seit 1976 verliehen. Dort aber bewegt sich das Geschäft in ganz anderen Dimensionen. Eine halbe Million müssen im weltweit größten Musikmarkt für eine Goldene abgesetzt werden, eine Million für Platin. 1999 wurde sogar die Diamantene Schallplatte für zehn Millionen verkaufter Tonträger eingeführt. Mit sechs dieser Super-Raritäten haben die Beatles mehr als jeder andere Künstler. Bei den Goldenen Schallplatten liegt allerdings Elvis Presley vorn. Er bringt es auf 86 Exemplare.
Doch auch in Amerika strauchelt die Musikbranche, sogar stärker als in Deutschland, weiß Britta Lüerßen: „In den USA und Großbritannien gibt es auf dem Musikmarkt Rückgänge von etwa 20 Prozent jährlich.“ Demgegenüber scheinen die etwa fünf Prozent, die in Deutschland jedes Jahr verlustig gehen, eher noch gering. Allerdings täuscht diese Zahl auch ein wenig, denn mittlerweile werden Verkäufe von Online-Händlern wie Amazon, kostenpflichtige Musik-Downloads und sogar reine Online-Veröffentlichungen mitgezählt. Pläne, die Gold-Grenze noch einmal herabzusetzen, gibt es aber nicht. „Die Anzahl von Goldenen Schallplatten ist im letzten Jahr wieder gestiegen.“
In Deutschland ist Herbert Grönemeyer der Künstler mit dem meisten Edelmetall. Er besitzt 67 Goldene Platten. Aber auch Menschen, von denen man es weniger erwarten würde, nennen eine der begehrten Schallplatten ihr Eigen – sogar Queen Elizabeth und Papst Benedikt XVI. Die CD „Party At The Palace“ mit Lieblingsstücken der Queen verkaufte sich 2002 schon in der ersten Woche mehr als 100 000 Mal, der bayerische Papst überschritt 2010 mit „Alma Mater“ ebenfalls sehr schnell die magische Grenze.