
Kann das gut gehen? Genau gearbeitete literarische Texte, deren fein ziselierte Ironie sich eher beim einsamen Lesen erschließt, auf öffentlicher Bühne vorzutragen? Herbert Scheuring, Redakteur dieser Zeitung und mit seiner Glosse "Scheurings Wort zum Samstag" dem Leser bestens bekannt, hat das Risiko gesucht und den Erfolg gefunden. Im Würzburger Theater am Neunerplatz präsentierte er mit seinem musikalischen Partner, dem Jazz-Gitarristen Joe Krieg, eine Auswahl seiner Glossen, deren Komik das Publikum mit großen Amüsement aufnahm.
Durchkomponiert, aber variabel
Schon Scheurings pastoral anmutende Begrüßung "Meine lieben Brüder und Schwestern" gab den thematischen Schwerpunkt des Abends vor: Wir alle sind betroffen von den Zumutungen des alltäglichen Lebens, wie sie etwa in sprachlichen Entgleisungen, der trockenen Behördensprache, der Sprachverwirrung in Fußballer-Interviews oder in den immer weiter in alle Lebensbereiche vordringenden Manager-Sprachhülsen auf uns zukommen. Aber auch Grundlegendes zum Komplex Glaube, Kirche, Religion(en), Ehe für alle, Toleranz und allgemeine Sprachentwicklung brachte Scheuring zum Vortrag.
- Unter der Woche erscheint unsere tägliche Glosse "Unterm Strich"
Während der sprachliche Teil des Abends exakt durchkomponiert und minutiös abgelesen war, ließ Joe Krieg seiner Jazz-Gitarre poetisch freien Lauf und passte seine variable Set-Liste mit Eigenkompositionen der Stimmung des Abends an. Sparsam in den Ansagen, zurückhaltend in der Interpretation, aber umso ausdrucksstärker in der Konzentration auf den perfekten Klang zeigte sich Kriegs Musik als idealer Gegenpol zu den gesprochenen Worten.
Spaß an der Sprache
Ob abgesprochen oder nicht, beide verweigern sich der Rolle als Entertainer und zaubern gerade dadurch einen unterhaltsamen Abend auf die Bühne und meistern dabei mühelos die Gratwanderung zwischen Ernst und Komik. Denn natürlich weiß auch Scheuring bestens, wie er mit ausgiebigen Wortspielen oder kurzweiligen "Verkehrsnachrichten" dem "Affen Zucker gibt" und das Publikum zu schallendem Gelächter animiert. Das Lachen wirkte vielleicht auch deshalb so befreit, weil Scheuring der Spaß an der Sache antreibt. Und das ist bei ihm die Sprache. Schön, dass es dafür so viel Publikum gibt.
Weitere Termine: Freitag, 24. Mai, 19 Uhr, Kultur & Kommunikationszentrum Dettelbach; Mittwoch, 5. Juni, 19.30 Uhr, Kulturwerkstatt Disharmonie Schweinfurt; Samstag, 8. Juni, 20 Uhr, Altes Rathaus Lohr