Henning Venske ist einer der Großen des deutschen Kabaretts. Seit 1961 steht er auf den kleinen und großen Bühnen der Republik, ein Altmeister der Satire und des politischen Kabaretts. Mit dem Programm „Summa summarum“ und seinem musikalischen Partner Frank Grischek am Akkordeon verabschiedet er sich jetzt nach 57 Bühnenjahren von Freund und Feind – doch im voll besetzten Würzburger Bockshorn waren am Samstag die Freunde eindeutig in der Überzahl.
Wobei Venske auch für seine Freunde einiges an Zumutungen bereit hält. Geht er doch in „Summa summarum“ weit über eine persönliche Lebensbilanz hinaus: Anhand ihrer politischen Symbolfiguren, blickt er zurück auf die Geschichte der Bundesrepublik seit 1945, „die Jahre unter Kohl“ wie er sie nennt. Details kümmern ihn dabei weniger, Venske zieht die großen Linien: Die Kanzler sind ihm alle nur Varianten des bundesdeutschen Übervaters Helmut Kohl, selbst Willy Brandt fügt er als „Kanzler der Berufsverbote“ in die Reihe der autoritären Führungsgestalten ein.
Politische Mythen
Noch bissiger wird er beim Blick auf die Bundespräsidenten: von Theodor Heuss über Heinrich Lübke, Walter Scheel, Karl Carstens, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Johannes Rau spannt er den Bogen bis zum gegenwärtig amtierenden Frank-Walter Steinmeier.
Scharfzüngig entlarvt er die sie umgebenden politischen Mythen, stellt die verschwiegenen Verbindungslinien zur braunen Vergangenheit her und findet auch an den letzten Amtsinhabern Köhler, Wulff und Gauck nichts Positives. Einzig den aufrichtigen Gustav Heinemann lässt er als Ausnahme gelten.
Es ist eine traurige Schlussbilanz, die Venske zieht. Die vermeintliche Erfolgsgeschichte der Republik ist bei ihm eine düstere Geschichte von Einschränkungen demokratischer Rechte und Abbau von Sozialleistungen, von Neoliberalismus und Privatisierung von Gemeineigentum (Bahn, Post, Energie, Gesundheit, Wasser, Autobahnen). So bleibt ihm eine resignatives Fazit des Wirkens seiner Generation: „Hier und da ein Rauchverbot durchgesetzt zu haben, das ist alles.“ Und an die (wenigen) jungen Leute im Saal gerichtet: „Früher war nicht alles besser. Aber immerhin war früher alles Zukunft.“