Drei exzellente Jazzmusiker und ein verstimmter Flügel bescherten 360 Zuhörern vor der Piano-Bühne Kleinhenz in dem Oberthulbaer Ortsteil Reith (Lkr, Bad Kissingen) einen vergnüglichen Abend. Das Publikum erlebte Helge Schneider im Trio mit Willi Ketzer (Schlagzeug) und Kai Struwe (Bass) in fast intimem Rahmen.
Der Jazz stand im Vordergrund. Schneider kehrte zu den Wurzeln seines künstlerischen Schaffens zurück. Natürlich ging es nicht ohne den einen oder anderen trockenen Spruch des Comedians. Locker moderierte er die Wiedergabe von Werken unterschiedlichster Jazz-Komponisten „aus einer Zeit, als es noch keine Elektroautos gab“ sowie eigenen Stücken.
Schmunzeln ins Gesicht
Geschmeidig ergänzten sich die Musiker bei aberwitzigen Klangfolgen, Übergängen, Brüchen und beabsichtigen Dissonanzen. Sparsam, aber umso wirkungsvoller setzte Schneider seine legendär schrägen Posen ein. Zusammen mit der Leichtigkeit der Tonfolgen zauberte einem das Konzert zunehmend Schmunzeln ins Gesicht. Mit Solis setzten alle drei Musiker Glanzpunkte. Schneiders Kommentar nach einem furiosen Alleingang: „Das hat der Schlagzeuger verschusselt. Da musste ich einspringen.“
Kaum spaßbremsend war der Kummer Schneiders mit seinem Flügel. Er hatte das Instrument kurz vor dem Konzert austauschen lassen. Dieser Wunsch forderte die Technik heraus. „Der Flügel war zu kurz“, kommentierte er den Aufwand, „ich wollte einen längeren.“ Die Modulation der Töne über die Tasten bringe ein voluminöser Flügel besser rüber, erläuterte er später.
Dem etwas indisponierten Tasteninstrument gewann Schneider Positives ab. Das sei doch sehr romantisch: „Zu Hause ist man auch manchmal verstimmt“, feixte er. Außerdem sei ihm ein Gerät mit Seele lieber als ein perfekt gestimmtes mit kläglichem Klang.
Geschichten aus dem Leben
Der Jazzer verwob die Songs mit Geschichten aus dem eigenen Leben, von denen manche, wie er gestand, „zu 100 Prozent gelogen“ waren. Etwa die Erzählung von Telefonaten mit dem legendären russischen Pianisten Vladimir Horowitz. „Nicht zu verwechseln mit Vladimir Klitschko, dem Schwächling“, fügt er unter dem Eindruck der jüngsten Niederlage des Boxers in einem WM-Kampf hinzu.
Der Auftritt „im Urwald“ (Schneider), einen Steinwurf von der Rhönautobahn vor vergleichsweise kleinem Publikum, geht auf ein zwölf Jahre altes Versprechen zurück. Damals jazzte Schneider schon mal in Oberthulba. Bühnenbetreiber Peter Kleinhenz ließ für einen neuerlichen Termin nicht locker, berichtete Schneider anerkennend.
Entgegen kam Kleinhenz, dass Schneider nach einem Jahr Bühnenpause parallel zu seinem neuen Comedy-Programm häufiger auch in Triobesetzung auftreten will. Helge Schneider versprach, in 15 Jahren wieder in Oberthulba zu gastieren.
Ausschnitte aus dem Konzert sendet BR-Klassik am 13. Januar in der Sendung „Jazztime“ von 23.05 bis 24 Uhr.