Ein Heiratsantrag hat Hunderte Berlinale-Besucher zum Jubeln gebracht. Die Premiere des Films „Härte“ von Regisseur Rosa von Praunheim war fast zu Ende, als Andreas Marquardt mit einem Strauß Rosen in der Hand seine Lebensgefährtin Marion Erdmann fragte: „Marion, möchtest Du in den nächsten Monaten Frau Marquardt heißen?“. Sie möchte und sagte „Ja“.
Der Film „Härte“, der in der Nebensektion „Panorama“ läuft, erzählt von Marquardts (Jahrgang 1956) Leben, wie er von seiner Mutter schon als Kind sexuell missbraucht wurde, wie er als Zuhälter in Berlin arbeitete und als Kampfsportler Erfolge feierte. Er lernte Marion als junges Mädchen kennen. Sie hielt auch zu ihm, als er für mehrere Jahre im Gefängnis saß.
Erfolg für Sebastian Schipper
Katy Karrenbauer (52, bekannt aus der Fernsehserie „Hinter Gittern – Der Frauenknast“) spielt Marquardts Mutter, Hanno Koffler (34, „Freier Fall“) verkörpert ihn als jungen Mann. Der 72-jährige von Praunheim („Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“) inszeniert den Film in einer Mischung aus nachgestellten Szenen und Interviewsequenzen.
140 Minuten, an einem Stück gedreht: Der deutsche Regisseur Sebastian Schipper („Absolute Giganten“) hat mit seinem neuen Film einen Treffer bei der Berlinale gelandet. „Victoria“ kam beim Premierenpublikum gut an. Schippers Thriller handelt von der jungen Spanierin Victoria (Laia Costa), die vier halbstarke Berliner Jungs (Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit und Max Mauff) kennenlernt und in einen Banküberfall hineingezogen wird. Werner Herzog hatte zuvor als erster deutscher Filmemacher im Wettbewerb mit „Queen of the Desert“ nicht überzeugen können.
Der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei führt während der Berlinale Regie bei einem Kurzfilm – aus der Ferne. Die Besucher des Festivals konnten am Wochenende die Dreharbeiten in Berlin bei einer Live-Übertragung am Potsdamer Platz verfolgen. Thema ist Ai Weiweis Beziehung zu seinem sechsjährigen Sohn Ai Lao. Der lebt mit seiner Mutter in Berlin. Für den Vater in Peking, der seine Heimat nicht verlassen darf, ist er nur per Skype erreichbar.