Gerd Dudenhöffer genügen „E Stuhl un e Flasch Bier“ als Bühnenmobiliar für sein Programm „Déja Vu“, in dem er als Heinz Becker 30 Jahre saarländische Heiterkeit Revue passieren lässt. Somit alles schon mal da gewesen: die knorrigen Aussprüche, die ulkigen Monologe, die deftigen Witze. Doch spürt man in der Grafenrheinfelder Kulturhalle keine Spur von Langeweile, weil Heinz Beckers Stammtisch-Philosophie so authentisch daherstolpert wie gewohnt. Mit seinen Nörgeleien und der fatalistisch-humorigen Sicht auf sein menschliches Umfeld bietet er den rund 300 Zuhörern einen amüsanten Abend. Zur Kultfigur Heinz Becker gehören braune Batschkapp, kariertes Hemd und Hosenträger ebenso wie ein breiter, nach kurzer Eingewöhnungszeit gut verständlicher Saarland-Dialekt. Zwei Stunden lang erzählt Heinz, was er sich so „gedenkt“ hat bei den Eskapaden seiner Nachbarn, die „einem eigentlich nichts angehen“. Aber vergnüglich kommentiert muss es sein, dass sich der Edwin „uffgehängt hat – aus heiterem Himmel“ und Züchter Willy, der sich über frei laufende Kinder aufregt, französische Hunde zu Gast hatte, „also die Tiere!“
Beckers sehr begrenzte Affinität zu Frauen beweist sich erneut als sprudelnder Quell des maskulinen Frohsinns. Heinz begegnet einem befreundeten Ehepaar, das einen kleinen Hund ausführt. „Wo host denn die Ratt‘ her?“ fragt er den Richard. „Die hab‘ ich vor 45 Jahr‘ beim Tanzen kenngelernt!“
Beim skeptischen Blick über die Grundstücksgrenzen stellt er missmutig fest, dass die Probleme im Land überhandnehmen. Der 67-jährige Unterhalter versteckt hinter seiner harmlosen Unschuldsmiene, den verdrehten Halbsätzen und makabren Bildern durchaus treffende gesellschaftliche und politische Kritik. „Ist der Arsch schöner als das Gesicht, da stimmt was nicht!“ kanzelt er den Lifting-Wahn ab. Zölibat ist, „wo die Pfarrer nicht heiraten müssen“. Dem erheiterten Publikum erklärt er die „einheitliche Geschlechtsehe“ so: „Wenn eine Frau eine Schwule heiratet, ist das lästig!“
Und dass manche Männer eine rote Schleife am Revers tragen? „Ich find‘ das gut, wenn die markiert sind!“
Mit Nachdruck unterstreicht der gewitzte Grantler seine innere Befindlichkeit: „Ich bin bestimmt nicht tolerant!“ Diese kabarettistisch gefärbte, mit staubtrockenen Pointen gespickte Art von Intoleranz besitzt etwas positiv Anstößiges – zum Lachen und Nachdenken. Reichlich spontaner Szenenapplaus.