Der Fotograf sagt: "Der erste, der gescheites Licht macht!" Der Fan in der letzten Reihe sagt zu seiner Freundin: "Das ist so gut." Und nochmal: "So geil." Die Freundin sagt: "Mega." Und Harald und Tilda sagen nichts, sondern tanzen und jubeln.
Harald und Tilda – das sind an diesem Donnerstagabend die tausend Leute, die zum Würzburger Hafensommer gekommen sind, zu Käptn Peng und den Tentakeln von Delphi. "Habt Ihr Lust, dass Ihr unsere Freunde werdet", fragt Käptn Peng alias Robert Gwisdesk ziemlich überflüssigerweise. Natürlich haben die Tausend Lust – oder sind es schon. "Ihr Würzburger" mag Käptn Peng die Menge nicht nennen, weil er nicht Menschen über Orte oder gar Nationen definieren will: "Wir gehören zu den Leuten, die das nicht so cool finden." Also, Ersatzname für die tanzbereite Zuhörerschar: Tilda und Harald. Und die Party beginnt.
Mit dem Skateboard über die Heizkraftwerkswand
Ein Konzert von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi ist ... ähm, ja was eigentlich? Noch Hip-Hop, schon Jazz oder alternativer Pop, extraterresterischer Rock? Rappen da welche oder werden hier zu Synthesizer, Schlagwerk und Kontrabass absurde Gedichte vorgetragen? "Wir sind gegen jede Logik", singt, schnellspricht, rappt Käptn Peng. "Die Wahrheit ist ein Clown, sie lacht sich selber aus."
Irgendwie sei er ja noch gestresst, meint der 35-jährige Chef der alternativen Runde nach einer Viertelstunde. "Ich muss mich erst noch mit der Musik vernetzen und die Konzentration zurückholen." Er hatte sich ja gewundert zu Beginn: "Es ist wirklich alles gut bei Euch, außer, dass Ihr Eure Halfpipe falschrum aufgestellt habt." Coole Sache, diese gebogene Heizkraftwerkswand. "Aber keine Ahnung, wie man da mit dem Skateboard ... ?"
Die Menge als sechstes Tentakel
Ahnung aber haben Tilda und Harald – nämlich von Käptn Pengs Texten, die beim ersten Hören nach Unsinn klingen und ab dem zweiten Mal einfach nur noch kunstvoll sinnhaft vor lauter Sprachschönheit, Metaphern und semantischen Wendungen aus hintersten Gehirnwindungen. Und der "Sockosophie" des Quintetts, die eine kuriose sprachmusikalische Abhandlung ist über die ungelöste ontologische Frage, warum etwas überhaupt und nicht vielmehr nichts ist. Oder so ähnlich.
Dunkel ist's derweil am Hafen geworden, der Fotograf freut sich übers tolle Bühnenlicht. Tilda und Harald singen mit. Und Käptn Peng und Bruder Shaban alias Johannes Gwisdek behandeln Fragen der Identität, üben Begrüßungsrituale und rappen Lieder von Menschen für Menschen über Menschen. Begleitet von Gitarrist Moriz Bossmann, Schlagwerker Peter Bartz und Bassist Boris Nielsen.
Nach gut zwei Stunden Irgendwie-Musik mit Irgendwas-Texten fragt Käptn Peng: "Habt Ihr noch ein bisschen Bock?" Rhetorisch. Mit der Menge als sechstem Tentakel geht es weiter – das Spektakel.