Günter Grass hat sich bis kurz vor seinem Tod große Sorgen um die Zukunft der Menschheit gemacht. „Wir steuern auf den dritten großen Krieg zu“, sagte der Literaturnobelpreisträger in einem Interview der spanischen Zeitung „El País“, das nach Angaben des Blattes am 21. März in Lübeck geführt und am Dienstag erstmals veröffentlicht wurde.
„Es gibt überall Krieg. Wir laufen Gefahr, dieselben Fehler wie früher zu machen. Ohne es zu merken, als wären wir Schlafwandler, können wir in einen neuen Weltkrieg gehen“, warnte er. Neben den vielen politischen Konflikten beklagte Grass im Gespräch auch „das soziale Elend überall auf der Welt“ sowie die Probleme der Überbevölkerung und des Klimawechsels, „deren Folgen gar nicht beachtet werden“.
„Es gibt ein Treffen nach dem anderen, aber die Problematik bleibt bestehen: Es wird nichts getan“, meinte er. Der Autor des Romans „Die Blechtrommel“ war am Montagmorgen im Alter von 87 Jahren in einem Lübecker Krankenhaus gestorben (wir berichteten ausführlich). Die Gedenkfeier für Grass soll Anfang Mai im Lübecker Theater stattfinden. „Wir sprechen mit der Familie des gestorbenen Literaturnobelpreisträgers und offiziellen Stellen in Berlin noch das Datum und den Ablauf ab“, sagte der Leiter des Günter Grass-Hauses, Jörg-Philipp Thomsa.
Adorf und Schlöndorff
Grass habe ihm zu Lebzeiten gesagt, im Todesfall mit einem Gedenken im Lübecker Theater einverstanden zu sein. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, darunter der Schauspieler Mario Adorf und der „Blechtrommel“-Filmregisseur Volker Schlöndorff, würden erwartet, sagte Thomsa. Bei der Trauerfeier werde möglicherweise aus Grass-Texten gelesen werden. Eine Beerdigung ist vorgesehen, über den Ort und Termin machte das Sekretariat Günter Grass bislang keine Angaben. Gestern trugen sich im Grass-Haus in Lübeck Besucher in das ausgelegte Kondolenzbuch ein.
Punk-Ikone Nina Hagen, Schriftsteller Feridun Zaimoglu und andere Weggefährten von Grass werden am 26. April in Hamburg in einer konzertanten Lesung an den Schriftsteller erinnern. „Es ist für mich, als wäre ein Familienmitglied gestorben: Günter Grass war ein großer Dichter – und ein großer Mensch“, sagte Feridun Zaimoglu, der Ende Februar noch zu den Teilnehmern von Günter Grass' 10. Lübecker Autorentreffen gehörte.
Wie das Festival „Lesen ohne Atomstrom – Die erneuerbaren Lesetage“ mitteilte, hatte Grass bei der konzertanten Lesung zum fünfjährigen Bestehen des Festivals nochmals auftreten wollen. 2011 hatte Grass vor dem abgeschalteten Atomkraftwerk Krümmel in Geesthacht bei Hamburg gelesen.