
In den 80er Jahren kamen überwiegend Studenten und Land-Ökos in das Programmkino nach Ochsenfurt. Seit langem ist das Casablanca feste Adresse für Filmfreunde aus ganz Mainfranken. Ab Freitag feiert es seinen 25. Geburtstag.
Gert Dobner grinst und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Bei uns im Kino ist schon alles passiert, was man sich vorstellen kann“, sagt der 52-Jährige, der mit Hannes Tietze zusammen das Programmkino Casablanca in Ochsenfurt betreibt. Dazu zählen Stromausfälle, falsche Filme und eingeschlafene Gäste, die am nächsten Morgen die Putzfrau befreite, genauso wie die Damenunterwäsche, die Dobner einmal auf dem Boden seines Kinosaals fand.
„Gestern wie heute ist es schwierig, interessante Filme zu bekommen und auch dafür ein Publikum zu gewinnen“, erzählt der Kinomacher. Sein Kollege und Mitbetreiber Hannes Tietze nennt Zahlen: „Gab es früher ein Angebot von 150 Filmen pro Jahr, müssen wir heute aus über 400 neuen Filmen auswählen.“ Je nach Angebot zeigt das Casablanca über 300 unterschiedliche Filme pro Jahr. Für die Auswahl – von der österreichischen Komödie bis zum Kunstfilm – gab's mehrmals den Kinoprogrammpreis der Bundesregierung.
Auf die Nachbarschaft zu den Großkinos Cineworld und Cinemaxx angesprochen, zeigen sich die Kinochefs emotionslos. „15 Prozent Zuschauer fehlen uns heute“, gesteht Dobner ein. Der 32-jährige Tietze weiß, woran es liegt: „Die großen Kinos buchen auch den erfolgreichen Arthouse-Film in ihre Säle. Kämen dann 1000 Besucher pro Woche, sind's jetzt leider nur noch 700.“
Die Kosten der rund 150 000 Euro teuren Renovierung des Kinos im Jahr 1998 seien aber inzwischen eingespielt. Dazu hätten die Stammgäste beigetragen, „die mit uns gealtert und meist zwischen 25 und 55 Jahren alt sind“, sagt Dobner. „Unser Kunden wollen große Leinwand, dunklen Raum und wenig Geräusche um sich herum“, erklärt Dobner sein Kino. Popcorn und mit Süßigkeiten überquellende Theken hätten da keinen Platz, ergänzt ihn Hannes Tietze: „Wenn man nur noch an den Theken verdient, entwertet man die Filme. Das ist doch absurd!“ Auch das digitale Kino wird nach Ochsenfurt kommen – Zeitpunkt ungewiss. „Die Technik wird das kleinste Problem sein, sondern die Rechte an den Filmen, die Vertriebsform und wer den Film bekommt“, so Tietze sicher. Bis dahin werden Dobner und er die Filmrollen weiter nach Ochsenfurt bringen lassen und auf die große Rolle des Projektors spulen. Ob Kinderprogramm, Kurzfilm oder langer Spielfilm – Hauptsache große Leinwand und großes Programmkino.
Im Blickpunkt
25 Jahre Programmkino Casablanca
Am Freitag, 9. November, wird mit besonderen Filmen gefeiert:
16 Uhr: Pippi im Taka-Tuka-Land
19 Uhr: Free Rainer
22 Uhr: Marx Brothers - Eine Nacht in Casablanca.
Alle Gäste mit Zehnerkarte erhalten freien Eintritt. Ein Interview mit den Ochsenfurter Kinomachern lesen sie in der aktuellen Ausgabe von neun7.