Wie Schmittchen Schleicher schlurft er auf glänzenden Lackschuhen über die Bühne. Hält sich am Mikroständer fest, umtanzt ihn. Oberkörper leicht gebeugt, Kopf vorgeschoben. Die Knie locker, Schlaks in den Beinen.
Das ist Götz Alsmann, Fernseh-Gastgeber in „Zimmer frei“, Jazz-Echo-Preisträger mit unverwechselbarer Haartolle und der Liebe zu Schlagerstandards der 1930er bis 1960er Jahre. Der als Krawattenmann ausgezeichnete Vollblutmusiker trägt diesmal Fliege, passend zum Smoking. Wie die Herren der SWR Bigband, die hinter ihm auf der Bühne des Würzburger Congress Centrums Platz genommen haben.
„Wenn ich in Stimmung bin, sing' ich mit mir selbst im Chor, sprüh ich vor Charme und Eleganz“, begrüßt er sein Publikum. Und er ist in Stimmung, in bester sogar, zwei komplette Stunden lang. Ebenso die Kollegen der Big Band. Mit spitzem Bleistift habe Klaus Wagenleiter, Pianist und Leiter der Band, die Stücke arrangiert. Die Arrangements sitzen, und die Trompeten, Posaunen, Saxofone, das Schlagwerk, der Bass, das Klavier und die Gitarre machen aus den Jazz-Schlagern ganz neue, raffinierte musikalische Gebilde. Selbst schnulzige Schlager aus den Dreißigern wie „Eine Nacht in Monte Carlo“ werden zu melodiös-schmeichelnden Schätzchen.
Wenn er nicht singt, plaudert Götz Alsmann, erinnert an Peter Alexander, an Vico Torriani, an Bully Buhlan, an die „göttliche“ Evelyn Künneke und mit dem „Vagantenlied“ an den unvergessenen Hanns Dieter Hüsch, der nicht nur Kabarettist, sondern auch ein großartiger Jazzer war. Er schwadroniert von dem ganzen Blech der Band, das wie polierte Birnen glänzt, vom Baritonsaxofon, das er Jazzofen nennt, und von der Hundhütte, dem Kontrabass, den der in Rumänien geborene Decebal Badila grandios solistisch bearbeitet. Jeder der Band kann sich im Laufe des Abends als trefflicher Musiker solistisch präsentieren.
Als Gast hat Alsmann den Liedermacher, Chansonnier, Autor, Gitarristen, Schauspieler Klaus Hoffmann eingeladen. Der singt von den großen und kleinen Geheimnissen des Lebens, vom Jungsein und Alt werden. Und interpretiert Jacques Brel und sein unsterbliches „Ne me quitte pas“ in deutscher Version.
Am Ende wird das Licht im Saal dunkler. Die Musiker sind schon gegangen. Wagenleiters Piano schwingt behutsam über in „Guten Abend, gute Nacht“, die Zuhörer im nur halb gefüllten Saal (selbst schuld, wer sich diesen wunderbaren Abend hat entgehen lassen) stimmen leise in das Schlaflied ein. Dunkelheit. Ende.