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Glückssucherin und Weißbier
Redaktion
 |  aktualisiert: 08.07.2012 10:23 Uhr

Gunna Wendt: Lena Christ. Die Glückssucherin (LangenMüller, 265 Seiten, 42 Abb., 19,99 Euro). Leidenschaftlich und radikal war Lena Christ (1881-1920) in allem, was sie anpackte. 1912 debütierte die uneheliche Tochter einer Köchin aus dem bayerischen Dorf Glonn als Autorin. Ihre autobiografischen „Erinnerungen einer Überflüssigen“ machten sie berühmt; als anerkannte Schriftstellerin verkehrte sie in den Münchner Künstlerkreisen der Jahrhundertwende. Doch das Glück war ihr stets einen Schritt voraus. Ein Opfer ihrer Familie und ihrer Männer, fand Lena Christ dennoch immer wieder den Mut, ihr Schicksal selbst zu gestalten. Von einer Gefängnisstrafe bedroht, entschied sie sich im Alter von 38, den Freitod zu wählen. Die Biografin Gunna Wendt lotet, aus einem erstmals zugänglichen Teil des Nachlasses schöpfend, die Höhen und Tiefen dieses bewegten Lebens aus.

Sigrid Falkenstein, Frank Schneider: Annas Spuren. Ein Opfer der NS-„Euthanasie“ (Herbig, 192 Seiten. 17,99 Euro). Per Zufall stößt sie auf ein Familiengeheimnis: Anna war geistig behindert; die Nazis vollstreckten an ihr 1940 den „Gnadentod“ in der Gaskammer von Grafeneck. Als Sigrid Falkenstein den Namen ihrer Tante auf einer Tötungsliste im Internet findet, beginnt sie zu recherchieren: Aus dem Familiengedächtnis, mithilfe alter Fotos und durch das Studium von Patientenakten rekonstruiert sie Annas tragische Lebensgeschichte, um sie gemeinsam mit dem Psychiater Frank Schneider in einen größeren Kontext zu stellen. Annas Tod steht für den Massenmord an etwa 300 000 psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten Menschen, die im Sinne der Rassen- und Erbhygiene vernichtet wurden.

Jörg Graser: Weißbier im Blut. Ein Krimi aus dem bayerischen Unterholz (LangenMüller, 200 Seiten, 14,99 Euro). Eine männliche Leiche liegt unter dem Mähdrescher. Auf dem hoffnungslos verschuldeten Bauernhof der Familie Holzner nimmt Kommissar Kreuzeder vom Morddezernat Passau die Ermittlungen nur äußerst widerwillig auf. Lieber hätte er in Ruhe seinen Schweinsbraten und sein Weißbier genossen. Doch sein Vorgesetzter drangsaliert ihn mit der Androhung von Disziplinarmaßnahmen und stellt ihm eine Psychologin an die Seite, die seine Dienstfähigkeit überprüfen soll. Der sichtlich verwahrloste Kreuzeder hat schon viele Tote gesehen und deshalb die Ruhe weg. Erst als der Wirt seines Stammlokals Opfer eines Verbrechens wird, wird er aktiv und steigert die Aufklärungsquote im bayerischen Grenzland.

Tatlin: Neue Kunst für eine neue Welt (Hatje Cantz, 240 Seiten, 208 Abbildungen, 24,8 x 28,7 cm, 39,80 Euro). Vladimir Tatlin (1885–1953) war eine Leitfigur der russischen Avantgarde. Seine künstlerischen Grundlagen bildete er in der Malerei aus. Auf die Assemblagen Picassos reagierend, entwickelte er Konterreliefs, räumlich-plastische Konstruktionen aus Holz, Metall, Glas, Farbe, Asphalt und Seilen. Mit ihnen hob er die Grundlagen der Malerei aus den Angeln und schuf ein neues Verständnis für das ins Werk gesetzte Material. Sein visionäres Projekt für einen Turmbau zur Propagierung der Ideale der Russischen Revolution prägte Generationen von Architekten, bildenden Künstlern und Schriftstellern; Tatlin sprengte die Grenzen künstlerischer Betätigung. Zwischen 1929 und 1932 entstand der Letatlin, eine utopische Flugmaschine, mit der er den individuellen Träumen einer kollektiv normierten Gesellschaft Ausdruck verleihen wollte. Der Band gewährt einen systematischen Einblick in sein Werk und reflektiert den aktuellen Stand der Forschung.

Bernhard Schütz, Achim Bunz (Fotos): Die Donau. Kulturschätze an einem europäischen Strom (Hirmer, 264 Seiten, 214 Farbabbildungen, 35,5 × 27,5 cm, 40,90 Euro). Die Donau verbindet eine schier endlose Reihe hochkarätiger Kunstdenkmäler von Mittel- bis Südosteuropa. Der Bildband präsentiert die prunkvollen Residenzen, prächtigen Schlösser und monumentalen Klöster entlang des Flusses und beleuchtet deren kunstgeschichtliche Bedeutung. Exkurse zur Geschichte der Agnes Bernauer oder der österreichischen Donaumonarchie bieten Einblicke in das Leben an dem Strom, von dessen Ursprung im Schwarzwald bis nach Budapest. Die Donau spielt in der Geschichte wie auch in der europäischen Kunst und Kultur eine zentrale Rolle. Der zweitlängste Fluss Europas durchschneidet den Kontinent von West nach Ost und verbindet zehn Staaten, bevor er in das Schwarze Meer mündet.

Mathilde Battistini, Lucia Impelluso: Das große Bildlexikon der Symbole und Allegorien (Parthas, 502 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, 17,3 x 25,5 cm, 39,80 Euro). Zu allen Zeiten setzten Künstler auf vielfältige Weise Symbole ein. Deshalb begegnet uns heute auf den Gemälden alter Meister in Kirchen und Museen eine unüberschaubare Menge an Attributen und Allegorien, deren Bedeutung uns im Lauf der Jahrhunderte fremd geworden ist. Die Freimaurersymbolik, aber auch die christliche Ikonografie ist nicht mehr in allen Fällen ohne Schwierigkeiten zu deuten. Trägt eine Marienfigur in der Hand eine Nelke, will sie damit beispielsweise auf die Kreuzigung Christi anspielen. Läuft auf einem Heiligenbild eine Katze eilig aus dem Bild, steht sie sicher für Luzifer. Andere Tiere wie zum Beispiel der Pfau symbolisieren die Vergänglichkeit der Liebe oder stehen, wie es beim Fasan der Fall ist, für die Eigenliebe. Das Lexikon entschlüsselt über 250 Symbole und Allegorien.

The Story Of The Blues: Deep South (Edel, 156 Seiten, 120 Fotos, 29 x 29 cm, 4 Audio-CDs). Einst in den Südstaaten aus den Gesängen der Sklaven entstanden, wurde der Blues zu einem der wichtigsten Elemente der populären Musik wie des Jazz, Rock'n'Roll oder Soul. Das Buch erzählt die Geschichte dieses Musikgenres von seiner Entstehung bis heute. Analog zu den Kapiteln präsentieren die vier beiliegenden CDs die wichtigsten Stationen des Blues. Mit dabei sind u. a. Leadbelly, John Lee Hooker, Muddy Waters, Chuck Berry, Bessie Smith oder John Mayall.

Frances Greenslade: Der Duft des Regens (mareverlag, 368 Seiten, 19,90 Euro). In den Wäldern im Westen Kanadas ist die Welt noch in Ordnung – zumindest für die Schwestern Maggie und Jenny. Sie lieben ihre Ausflüge zu den Seen, sammeln Pilze und Beeren, die Eltern spielen abends Karten. Doch Maggie ist eine geborene Sorgenmacherin, sie kann nicht anders, sie fürchtet um das Wohl ihrer Liebsten. Als der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, fühlt sie sich in ihren tiefsten Ängsten bestätigt, schlimmer noch: Es scheint sich die im Dorf vorherrschende Überzeugung zu bewahrheiten, dass ein Unglück selten allein kommt. Auf der Suche nach einem Lebensunterhalt lässt die Mutter die Mädchen bei einer fremden Familie zurück, vorübergehend, sagt sie. Doch Tage werden zu Wochen, Wochen zu Monaten, dann zu Jahren. Schließlich macht Maggie sich auf, die Mutter zu finden.

Irvin D. Yalom: Das Spinoza-Problem (btb, 480 Seiten, 22,99 Euro). Der jüdische Philosoph Spinoza und der nationalsozialistische Politiker Alfred Rosenberg – nicht nur Jahrhunderte liegen zwischen ihnen, auch ihre Weltanschauungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine ein unbeugsamer Freigeist, der wegen seiner religionskritischen Ansichten aus der jüdischen Gemeinde verbannt wurde und heute als Begründer der modernen Bibelkritik gilt. Der andere ein verbohrter, von Hass zerfressener Antisemit, dessen Schriften ihn zum führenden Ideologen des nationalsozialistischen Regimes machten und der dafür bei den Nürnberger Prozessen zur Rechenschaft gezogen wurde. Trotzdem gibt es eine Verbindung zwischen ihnen, von der kaum jemand weiß, denn bis zu seinem Tod war Rosenberg wie besessen vom Werk des jüdischen Rationalisten. Der Psychoanalytiker Irvin D. Yalom erzählt die Geschichte dieser beiden unterschiedlichen Männer und entführt seine Leser dabei in die Welt der Philosophie und gleichzeitig auch in die Tiefen der menschlichen Psyche.

Diana Gabaldon: Die Fackeln der Freiheit (Blanvalet, 576 Seiten, 19,99 Euro). Lord John Grey hat ein Dilemma: Am liebsten würde er Jamie Fraser, der sein Dasein als Strafgefangener in Helwater fristet, nie wiedersehen. Doch seine Offiziersehre verpflichtet ihn, eine politische Intrige aufzuklären, deren Schlüssel allein bei Fraser liegt. Doch auch Jamie Fraser steht vor einer schwierigen Entscheidung. Wenn er sich weigert, John Grey bei den Ermittlungen gegen ein Nest jakobitischer Verschwörer zu helfen, setzt er alles aufs Spiel, was er liebt. Ist er Grey jedoch zu Willen, geht er das Risiko ein, alte Kameraden zu verraten. Doch die Katastrophe von Culloden, bei der Jamie seine geliebte Claire verloren hat, wirft einen langen Schatten, und Jamie muss verhindern, dass sich die Jakobiten erneut erheben. Unfreiwillig vereint, verfolgen der Offizier und der Rebell ein gemeinsames Ziel – und besinnen sich der Freundschaft, die sie einst verband.

Arne Blum: Schöne Sauerei (Limes, 320 Seiten, 17,99 Euro). Mit ihrem Verehrer Lunke, dem Wildschwein aus dem angrenzenden Wald, wird Kim Zeugin eines Mordes. Den Zweibeinern kann sie ihr Wissen nicht mitteilen, und so richtet sie in ihrer Ratlosigkeit ein heilloses Chaos an. Als auch noch der Schweinehirt umgebracht wird, bleibt der Trog fortan leer, die Schweine müssen Mundraub begehen. Zu allem Überfluss taucht eine erbitterte Rivalin um Lunkes Gunst auf – ausgerechnet in der Rauschzeit. Zwischen Menschen und Schweinen kommt es zum Showdown, an dessen Ende sich gleich mehrere Sauereien aufklären.

Ann Rosman: Die Tote auf dem Opferstein (Rütten & Loening, 448 Seiten, 19,99 Euro). Bei der Besichtigung der Festung Carlsten entdeckt eine Schulklasse im Opferhain eine enthauptete Leiche im mittelalterlichen Gewand, und eine alte Dame findet einen abgehackten Kopf in ihrem Klostergarten. Laut Rechtsmedizin gehören Kopf und Körper jedoch nicht zusammen. Zudem wimmelt es auf Marstrand von seltsam gekleideten Menschen. Karin Adler von der Kripo Göteborg ist kaum aus ihrem Segelurlaub zurück, als die Insel von einer Serie grausamer Frauenmorde erschüttert wird, die immer deutlichere Parallelen zu den Bohusläner Hexenprozessen des 17. Jahrhunderts aufweisen. Normalerweise ist die Kommissarin gegen jede Art von Aberglauben immun, doch dieser Fall bringt sie ins Grübeln.

Patrick deWitt: Die Sisters Brothers (Manhattan, 352 Seiten, 17,99 Euro). Hermann Kermit Warm wird sterben. Sein Tod wurde von dem geheimnisvollen und mächtigen Kommodore befohlen, und die Brüder Charlie und Eli Sisters werden den Auftrag ausführen. Die beiden machen sich auf den Weg von Oregon nach Kalifornien, wo sie Warm aufspüren sollen. Ihre Reise durch den vom Goldrausch geprägten amerikanischen Westen wird allerdings immer wieder von bizarren und blutigen Begegnungen unterbrochen. Zugleich zeigt sich, wie verschieden die beiden Brüder sind: Charlie ein eiskalter, skrupelloser Killer – Eli ein Grübler, der sich mit geradezu existenziellen Fragen beschäftigt. Er beginnt an seinem Beruf zu zweifeln – und an seinem Partner. Doch als die beiden schließlich in Kalifornien eintreffen, nehmen die Ereignisse eine höchst unerwartete Wendung.

Dietrich Grönemeyer: Wir Besser-Esser (S. Fischer, 280 Seiten, 17,99 Euro). Der engagierte Arzt und Gesundheitsaufklärer Professor Dietrich Grönemeyer nimmt sechs Grundschulkinder und „Mini-Reporter“ an Bord und folgt der Reise der Speise. Von den verschiedenen Schauplätzen berichten er und sein Kinder-Reporterteam in dem reich illustrierten Buch aufregende und überraschende Dinge rund um das Vorsorgethema Nummer eins, die Ernährung. Sie verraten ihre Lieblingsrezepte und erzählen, wo das, was wir essen, herkommt, und was wir tun können, um gesund zu bleiben. Antoine Goetschel: Tiere klagen an (S. Fischer, 272 Seiten, 19,99 Euro). Tiere müssen die unterschiedlichsten Funktionen in unserer Gesellschaft erfüllen: Sie ersetzen Familienmitglieder, landen auf unserem Speiseplan oder werden für Laborversuche verwendet. Antoine F. Goetschel gilt als weltweit führender Tieranwalt. Er kämpft seit 30 Jahren für diejenigen, die keine eigene Stimme haben. Wie kein anderer kennt er die interessantesten und auch grausamsten Fälle und deren juristische Fallstricke. Sein Buch liefert unverzichtbare Beiträge zu einer neuen Sicht auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Chimamanda Ngozi Adichie: Heimsuchungen (S. Fischer, 304 Seiten, 19,99 Euro). Nigeria – Nordamerika: zwei Welten, getrennt durch eine scheinbar unüberwindbare Kluft. Die nigerianische Heimat schwebt zwischen Tradition und Moderne, wird bedroht von Gewalt und Korruption. In Amerika hingegen hält das Leben nicht, was es verspricht. An den Rändern beider Kulturen werden die prekären Bande zwischen Kindern und Eltern, die verborgenen Vibrationen zwischen Männern und Frauen aufgespürt: Die Liebe wird in der Distanz auf die Probe gestellt, und das Sich-Wiederfinden ist schwieriger als erwartet. Die sinnlichen, gleichsam klaren Einblicke in die Wirren des nigerianischen, in erster Linie aber des menschlichen Lebens überhaupt, machen die Geschichten zu Erzählungen einer außergewöhnlichen jungen afrikanischen Stimme. Naomi Alderman: Die Lektionen (Bloomsbury/Aufbau, 398 Seiten, 22,90 Euro). Sie sind schön, haben Geld, sind begabt: Emmanuella, Simon, Franny, Jess. Mit zielstrebiger Selbstverständlichkeit nehmen sie jede Hürde ihres Studiums in Oxford, und sie sind die Freunde von Mark, der lässiger ist als alle anderen, charmant, offenkundig promisk und geradezu obszön reich. James würde alles dafür geben dazuzugehören. Als Jess sich in ihn verliebt, geht dieser Wunsch in Erfüllung, mehr noch, Mark bittet sie alle, bei ihm einzuziehen. Keiner widersteht diesem Angebot, und bald belebt eine exklusive WG den alten Herrensitz, mit rauschenden Partys und wechselnden Liebschaften. Ohne es selbst zu merken, verstrickt sich James in eine Abhängigkeit von Mark, aus der er sich, auch als die Gemeinschaft auseinandergeht und trotz seiner Liebe zu Jess, kaum befreien kann. Wolfgang Fürweger: Die Red Bull Story (Ueberreuter, 205 Seiten, 22,95 Euro). Der Name Dietrich Mateschitz steht für einen der weltweit größten wirtschaftlichen Erfolge der vergangenen Jahrzehnte. Red Bull beherrscht 70 Prozent des globalen Energy-Drink-Marktes und ist mit zwei Formel-1-Rennställen, Fußball- und Eishockeyclubs auch einer der weltweit größten Sportkonzerne. Zudem kontrolliert Mateschitz als Privatperson zahlreiche weitere Unternehmen. Das Buch ist das erste Porträt des Red-Bull-Konzerns und seines medienscheuen Gründers. Auf Basis zahlreicher Hintergrundgespräche gewährt es Einblicke in die schillernde, geheimnisumwitterte Welt des Dietrich Mateschitz.

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