Uffizien Florenz, National Gallery Washington, Albertina Wien, Metropolitan Museum of Art New York . . . , die Liste der Leihgeber liest sich wie das Who is Who großer Museen. Für die Ausstellung „Der frühe Dürer“, die am Donnerstag, 24. Mai, eröffnet wird, hat das Germanische Nationalmuseum Nürnberg Werke aus aller Welt zusammengeholt. Das Ergebnis ist spektakulär: 120 Arbeiten des berühmten Nürnbergers waren seit 40 Jahren nicht mehr in einer Ausstellung versammelt, und es dürfte Jahrzehnte dauern, bis das wieder möglich sein wird. Insgesamt zeigt die Schau 192 Objekte. Dass Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock“ nur in einer Reproduktion zu sehen ist, darf der Besucher schade finden – wirklich vermissen wird er das Original nicht: Es gibt auch so genügend Kunst von Weltrang zu sehen. Immerhin hat der politische Hickhack um die verweigerte Ausleihe der Schau zusätzliche Publicity gebracht. Wie berichtet, wollte die Münchner Alte Pinakothek das Bild aus konservatorischen Gründen nicht hergeben. Die um 1500 entstandene Arbeit ist nicht transportfähig.
Es sei die erste Ausstellung, die sich ausschließlich dem frühen Schaffen von Albrecht Dürer (1471 bis 1528) widmet, werben die Verantwortlichen im Germanischen Nationalmuseum. Die Schau zeigt, wie der Sohn eines Goldschmieds zum europaweit bewunderten Künstler aufstieg, wie er schon als 30-Jähriger ein Star wurde, den unter anderem auch der Wipfelder Literat Konrad Celtis in höchsten Tönen lobte. Und es geht nicht nur um die Kunst: Die Dürer-Zeit selbst soll in der Schau lebendig werden. Der Maler soll nicht mit dem üblichen romantisierenden Blick, sondern mit den Augen seiner Zeit gesehen werden. Die Besucher – 100 000 bis 150 000 werden erwartet – werden „eine neue Welt entdecken“, so Projektleiter Daniel Hess. Das ist nicht übertrieben. Die Renaissance – eine Epoche des geistigen Umbruchs – wird nachvollziehbar.
Ein bisschen feiert Nürnberg mit der Ausstellung auch sich selbst. Bot die Stadt doch den geistigen Nährboden, auf dem nicht nur ein unabhängiges Bürgertum sich entwickeln konnte, sondern auch eine Ausnahmeerscheinung wie Dürer. Selbstbewusst und vielleicht auch ein bisschen selbstverliebt war er, wovon seine Selbstporträts zeugen. Die Schau spürt denn auch der Frage nach, ob der alte Meister womöglich Archetypus des modernen Künstlers war. Text: hele
Der junge Dürer, 24. Mai bis 2. September im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, täglich 10-18, Mittwoch und Donnerstag bis 21 Uhr. Dürer gibt es auch in Meiningen. Das Museum Schloss Elisabethenburg zeigt bis 14. Oktober unter dem Titel „Dürer als Erzähler“ Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen aus der Sammlung Otto Schäfer Schweinfurt. Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr.