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WÜRZBURG
Gankino Circus in Würzburg: Wenn aus Volksmusik ein sportliches Spektakel wird
Wenn aus Volksmusik ein sportliches Spektakel wird       -  Kurz vor dem Höhepunkt eines sensationell sportlichen Konzertabends bekreuzigt sich der Schlagzeuger, pusht noch einmal das Publikum, das er zuvor schon breitgrinsend erfolgreich mehrfach zum Armehochwerfen animiert hat . . .  und dann legt er los. Es gilt, während einer furiosen Eigenkomposition an Trommeln, Pauke und Becken die Anzughose und das klatschnasse Hemd auszuziehen, dass mindestens so durchgeschwitzt ist, wie die Leibchen der Bayern- und Dortmund-Spieler, die zeitlich in Berlin noch immer auf dem Rasen zu tun haben.   Während eines Solos also, bei dem rasant die Drumsticks und Schlegel durch die Luft fliegen und das bizarrerweise „Für Mama“ heißt, wechselt Johannes Sens die Montur und schlüpft in das Trikot des TSV Dietenhofen 09, Rückennummer drei.  Den Auftritt von Gankino Circus im Würzburger Bockshorn kann man bei diesem Finale längst als subkulturell großartig bezeichnen. Die vier Männer aus dem westmittelfränkischen Dietenhofen im Landkreis Ansbach, gesprochen „Diieeednhofnnn“, machen Volksmusik aus ihrer Heimat sowie Folkmusik aus der Heimat anderer Menschen, singen verbotene Kirchenlieder und erzählen mit Gitarre, Akkordeon, Eichenholzxylophon, Klarinette und Schlagwerk vom Saufen bis zum Umfallen und von anderen bedeutenden Weltgeschehen.  Und sie tun das vom erste Takt an so flott und rasend schnell und komisch,  das man das ganze schlicht Spektakel nennen muss. Was für ein Zirkus! Gankino heißt übrigens ein bulgarischer Tanz im 11/8-Takt, aber das demonstriert nur die folkige Weitläufigkeit dieser anarchischen Combo. Der Gitarrist und, nun ja, dialektal geprägte Conferencier Ralf Wieland verrenkt sich beim Bearbeiten der Saiten clownesk auf dem Wirtshausstuhl. Der feinfühlige und Akkordeonist Maximilian Eder ist im Programm „Irrsinn und Idyll“ eher für das Romantische zuständig und darf erst auf der westmittelfränkischen Rahmentrommel selbstvergessen den fast vergessenen Marsch seiner Ahnen virtuos inszeniert und später auch noch eine finnische Weise singen.    Klarinettist Simon Schorndanner lässt erst den Zorn auf das weibliche Geschlecht an einer Orchestertriangel aus und macht dann im Diieeednhofner Galopp, in dem die Vier durch den ganzen Abend rasen, Rock'n'Roll samt adretter Tanzeinlage. Und der Schlagzeuger, tja, der strahlt und strahlt und dauergrinst sich durch den Abend und haut so irre, schnell und heftig auf seine Holzkiste, dass man sich wundert, dass die nach zwei Halbzeiten noch heil ist. Großer Beifall und Jubel im für einen warmen Maiabend und ein Pokalfinale gut gefüllten Saal!  Gankino Circus in der Gegend erleben kann man am Mittwoch, 25. Mai, bei der zweiten Vorrunde zum Fränkischen Kabarettpreis in Arnstein, am 30. Mai in Bergrheinfeld bei der Kulturwoche und am 5. Juni in Prichsenstadt auf Schloss Kirchschönbach.
Foto: Foto: | Kurz vor dem Höhepunkt eines sensationell sportlichen Konzertabends bekreuzigt sich der Schlagzeuger, pusht noch einmal das Publikum, das er zuvor schon breitgrinsend erfolgreich mehrfach zum Armehochwerfen animiert ...
Alice Natter
 |  aktualisiert: 11.06.2016 03:48 Uhr

Kurz vor dem Höhepunkt eines sensationell sportlichen Konzertabends bekreuzigt sich der Schlagzeuger, pusht noch einmal das Publikum, das er zuvor schon breitgrinsend erfolgreich mehrfach zum Armehochwerfen animiert hat . . . und dann legt er los. Es gilt, während einer furiosen Eigenkomposition an Trommeln, Pauke und Becken die Anzughose und das klatschnasse Hemd auszuziehen, dass mindestens so durchgeschwitzt ist, wie die Leibchen der Bayern- und Dortmund-Spieler, die zeitlich in Berlin noch immer auf dem Rasen zu tun haben.

Während eines Solos also, bei dem rasant die Drumsticks und Schlegel durch die Luft fliegen und das bizarrerweise „Für Mama“ heißt, wechselt Johannes Sens die Montur und schlüpft in das Trikot des TSV Dietenhofen 09, Rückennummer drei.

Den Auftritt von Gankino Circus im Würzburger Bockshorn kann man bei diesem Finale längst als subkulturell großartig bezeichnen.

Die vier Männer aus dem westmittelfränkischen Dietenhofen im Landkreis Ansbach, gesprochen „Diieeednhofnnn“, machen Volksmusik aus ihrer Heimat sowie Folkmusik aus der Heimat anderer Menschen, singen verbotene Kirchenlieder und erzählen mit Gitarre, Akkordeon, Eichenholzxylophon, Klarinette und Schlagwerk vom Saufen bis zum Umfallen und von anderen bedeutenden Weltgeschehen.

Und sie tun das vom erste Takt an so flott und rasend schnell und komisch, das man das ganze schlicht Spektakel nennen muss. Was für ein Zirkus! Gankino heißt übrigens ein bulgarischer Tanz im 11/8-Takt, aber das demonstriert nur die folkige Weitläufigkeit dieser anarchischen Combo. Der Gitarrist und, nun ja, dialektal geprägte Conferencier Ralf Wieland verrenkt sich beim Bearbeiten der Saiten clownesk auf dem Wirtshausstuhl.

Der feinfühlige und Akkordeonist Maximilian Eder ist im Programm „Irrsinn und Idyll“ eher für das Romantische zuständig und darf erst auf der westmittelfränkischen Rahmentrommel selbstvergessen den fast vergessenen Marsch seiner Ahnen virtuos inszeniert und später auch noch eine finnische Weise singen.

Das ist Volksmusik, aber ganz anders!

Klarinettist Simon Schorndanner lässt erst den Zorn auf das weibliche Geschlecht an einer Orchestertriangel aus und macht dann im Diieeednhofner Galopp, in dem die Vier durch den ganzen Abend rasen, Rock'n'Roll samt adretter Tanzeinlage. Und der Schlagzeuger, tja, der strahlt und strahlt und dauergrinst sich durch den Abend und haut so irre, schnell und heftig auf seine Holzkiste, dass man sich wundert, dass die nach zwei Halbzeiten noch heil ist. Großer Beifall und Jubel im für einen warmen Maiabend und ein Pokalfinale gut gefüllten Saal!

Nächste Auftritte in der Region

Gankino Circus in der Gegend erleben kann man am Mittwoch, 25. Mai, bei der zweiten Vorrunde zum Fränkischen Kabarettpreis in Arnstein, am 30. Mai in Bergrheinfeld bei der Kulturwoche und am 5. Juni in Prichsenstadt auf Schloss Kirchschönbach.

 
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