Abahachi, Mr. Spuck oder Kapitän Kork – das sind Kultfiguren aus der Vergangenheit. Denn Filmemacher Michael „Bully“ Herbig will vorerst keine Komödien mehr drehen. „Das würde mir sehr schwerfallen. Das wäre wie ein Rückfall“, sagte der 50-Jährige, der mit Streifen wie „Der Schuh des Manitu“ und „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ berühmt wurde. Stattdessen läuft nun sein Film „Ballon“ im Kino, in dem zwei Familien mit einem Heißluftballon aus der DDR in den Westen fliehen wollen. Spannend und ohne bullytypische Gags und Sprüche. Herbig hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten – darunter einen Bambi und den Bayerischen Filmpreis. 2011 bekam er sogar seine eigene Erlebniswelt: Das „Bullyversum“ in der Bavaria Filmstadt dreht sich um seine bekanntesten Filme, schließt aber Ende des Jahres. Der Filmemacher lebt in München, ist verheiratet und schirmt sein Privatleben so weit wie möglich von der Öffentlichkeit ab.
Frage: Welche Bedeutung hatten denn die Komödien für Sie?
Michael „Bully“ Herbig: Unter dem Deckmantel der Komödie konnte ich mich wahnsinnig toll austoben. Da war mit Erkan und Stefan eine Action-Komödie dabei, da war ein Western, da war Science Fiction, ich habe einen Animationsfilm gemacht. Jetzt habe ich die Chance genutzt und ein anderes Genre ausprobiert. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere erst mal irritiert ist. Da steht jetzt Michael Bully Herbig drauf, aber der spielt gar nicht mit.
Wie groß war die Versuchung, selbst in „Ballon“ mitzuspielen?
Herbig: Gar nicht. Ich wollte den Film ja nicht kaputt machen. Du bringst solche Energie auf, um die Leute in die Welt dieses Films zu entführen. Versuchst, alles richtig zu machen. Wenn ich da auftauchen würde, wäre alles zerstört. Die Leute würden denken: „Ah, da isser er ja, der Bully! Jetzt kommt bestimmt gleich der erste Gag!“.
Wie geht es nach diesem Thriller jetzt weiter?
Herbig: Es gibt so ein, zwei Gedanken, die ich habe, das sind aber alles keine Komödien. Ich kann mir so ziemlich alles vorstellen, außer Horror. Und ich kann mir ganz schwer vorstellen, als nächstes wieder eine Komödie zu machen. Das würde mir sehr schwerfallen. Das wäre wie ein Rückfall.
Hat das mit dem Alter zu tun? Sie sind im April 50 geworden.
Herbig: Mit dem Alter schon, aber nicht mit der Zahl 50. Seit 20 Jahren mache ich Filme. Ich kann mich nur hundertprozentig reinschmeißen, wenn ich eine totale Lust verspüre. Auch „Bullyparade – der Film“ wollte ich unbedingt machen. Das war unser letztes Ding mit Rick Kavanian und Christian Tramitz. Das waren wir. Das war genau der Quatsch, mit dem wir angefangen haben. Damit haben wir auch aufgehört. Damit sind wir jetzt durch, da gibt es kein Zurück mehr. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, jetzt noch einen zweiten Teil von „Schuh des Manitu“ zu machen. Das geht nicht mehr, das kriegen wir nicht mehr hin.
Ende des Jahres verschwindet das „Bullyversum“ in der Bavaria Filmstadt und macht einer Ausstellung zum Studiostandort Platz. Auch Ihr Vertrag als Werbeträger für einen großen Gummibärchen-Hersteller läuft aus. Passt das nicht zum Abschied von Komödien?
Herbig: Ich habe immer wieder festgestellt, dass Dinge, die gehen, Platz machen für etwas Neues. Das Leben besteht aus dem richtigen Timing. Ich bin 50 geworden. Der Vertrag mit Haribo läuft aus. Wir lösen das „Bullyversum“ auf. Daraus wird eine 100-Jahr-Ausstellung der Bavaria Filmstudios und plötzlich bin auch ich mit „Ballon“, „Wickie“ oder „(T)Raumschiff Surprise“ Teil dieser deutschen Filmgeschichte. Plötzlich bist du angekommen bei den etablierten Filmemachern irgendwo zwischen Fassbinder und Billy Wilder und anderen Größen. Da mache ich gerne Platz mit dem „Bullyversum“, weil das auch meiner persönlichen Entwicklung entspricht. Irgendwie hat sich das alles durch Zufall so ergeben. Es fühlt sich alles richtig an.
Fühlen Sie sich als Glückskind?
Herbig: Schon. Aber auch bei mir ist nicht immer alles glatt gegangen. Mir ist nichts in den Schoß gefallen. Ich habe die Dinge genommen, wie sie kamen und habe versucht, das Beste daraus zu machen. Du scheiterst zwar, aber durch dieses Scheitern macht sich eine andere Tür auf und die ist häufig noch viel interessanter.
„Ballon“ läuft hier an: Filmwelt Schweinfurt, Cinemaxx Würzburg, Stadtsaal Lichtspiele Bad Königshofen, Movie Marktheidenfeld, Universum Bad Kissingen, Cineworld im Mainfrankenpark. • • • • ο