Constanze Mozart, geborene Weber, hat sehr zum Bedauern der Nachwelt kein Tagebuch hinterlassen. Für alle, die gern gewusst hätten, wie die Frau an der Seite von Wolfgang Amadeus Mozart Musik und Gesellschaft jener Zeit beschrieben hätte, haben Jürgen Otten, Dramaturg am Kasseler Opernhaus, und der Violinist Ulf Schneider für Constanze ein Tagebuch geschrieben und lassen sie darin in fiktiven Texten über ihren Alltag mit dem Musikgenie sinnieren.
Beim Mozartfest Würzburg versetzte sich die Schauspielerin Fritzi Haberlandt in Constanze und las im Kloster Bronnbach im voll besetzten Bernhardsaal aus ihren Memoiren. Die passende Mozart-Musik zum Tagebuch lieferten Geiger Ulf Schneider und der Pianist Stephan Imorde. Die beiden, seit Jahren aufeinander eingespielt, punkteten mit ihrem Zusammenspiel, und zeigten auch immer wieder ihre hervorragenden solistischen Fähigkeiten.
Auch mal frech
Die Texte zeichnen ein Bild der Musikergattin – vom ersten Kennenlernen Wolfgang Amadeus Mozarts 1781 bis zu seinem Tod im Jahr 1791. Haberlandt, die Haare zum strengen Zopf gebunden, mit weißer Bluse und schlichtem schwarzem Rock bekleidet, liest, als wäre sie selbst Constanze: „5. Mai 1781 – Große Aufregung: Wir haben einen Gast im Haus, Wolfgang Amadeus Mozart, ein fescher Kerl mit wasserblauen Augen.“ Sprache und die teils auch freche Ausdrucksweise der Musikergattin treffen den Nerv der Zeit. Als Constanze ihre Mutter als „blöde Hutschachtel“ und ihren Schwiegervater, Leopold Mozart, als „arroganten Stockfisch“ bezeichnet, schmunzelt das Publikum. Nach jeder Lesepassage folgen Sonaten für Klavier und Violine, die von der Stimmung her zu den Textpassagen passen.
Dramatisch wird die Musik, als das erste Kind der Mozarts, Raimund Leopold, kurz nach der Geburt stirbt. Während der Ehe mit Mozart war Constanze in acht Jahren sechsmal schwanger. Drei weitere Säuglinge starben. Auch die Belastung Constanzes durch häufige Umzüge und die Geldknappheit schildert Fritzi Haberlandt. Mit ihrer klaren, festen Stimme zeichnet sie ein eindrucksvolles Bild jener Frau, die ihren Wolfgang letztendlich um mehr als 50 Jahre überlebt hat.
Der Bernhardsaal mit seinem filigranen Stuck und den Deckenfresken lieferte die perfekte Kulisse für die Musik und die Liebesgeschichte aus der Zeit vor über 200 Jahren. Nicht mehr endenwollender Applaus.