Für sein mutiges Aufbegehren gegen die politische Unterdrückung in China ist der chinesische Autor Liao Yiwu in Frankfurt mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Liao, der im Exil in Berlin lebt, rechnete in seinen Dankesworten scharf mit dem Regime seines Heimatlandes und dem Westen ab.
„Dieses Imperium muss auseinanderbrechen“, sagte er mehrfach auf Deutsch in seiner auf Chinesisch gehaltenen Rede in der Frankfurter Paulskirche. Allein ein Ende des „diktatorischen chinesischen Großreichs“ bringe den Menschen in China und den unterdrückten Minderheiten im Land wie den Tibetern oder Uiguren Freiheit und Demokratie. Zugleich griff Liao scharf den Westen an. „Unter dem Deckmantel des freien Handels machen westliche Konsortien mit den Henkern gemeinsame Sache, häufen Dreck an.“
Der Friedenspreis ist mit 25 000 Euro dotiert, seine Verleihung bildet traditionell den Abschluss der Frankfurter Buchmesse. Es sei ein Irrtum zu glauben, dass der wirtschaftliche Aufschwung Chinas zwangsläufig zu politischen Reformen führen werde, sagte Liao. „Das Wertesystem des chinesischen Imperiums ist längst in sich kollabiert und wird nur noch vom Profitdenken zusammengehalten.“ Die globalisierte freie Welt werde sich noch ausweglos in den „üblen (chinesischen) Fesseln des Profits“ verheddern. Liao beendete seine Dankesrede mit einem Klagelied im Gedenken an die Mütter, die beim Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking am 4. Juni 1989 ihre Kinder verloren hatten.
Einst Straßenmusiker, schrieb er in Reportagen und Interviews über Rikschafahrer, Leichenwäscher und Barmädchen. Von seinem Landsmann Mo Yan, der am Donnerstag den Literaturnobelpreis erhielt, hatte sich Liao am Freitag klar distanziert. Dieser sei ein „Staatsautor“, der das kommunistische Regime vertrete.