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HERFORD
Frida Kahlo zwischen Lust und Schmerz
dpa
 |  aktualisiert: 30.01.2015 16:03 Uhr

Mit bohrendem Blick schaut Frida Kahlo mitten ins Kameraobjektiv ihres Vaters. Schon als junges Fotomodell präsentiert sie sich genau so, wie sie es später in ihren berühmten Selbstporträts tun wird: Stolzer Ausdruck in den dunklen Augen, aufrecht, dem Betrachter zugewandt. Dass ihr die Lust an der Selbstinszenierung schon in die Wiege gelegt wurde, und wie allgegenwärtig Fotografie in ihrem Leben war, zeigt eine Ausstellung mit Reproduktionen der Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus ihrem lange verborgenen Privatarchiv.

Die Schau „Frida Kahlo – ihre Fotos“ im Museum Marta im ostwestfälischen Herford versammelt mehr als 200 Fotos. Es ist ein Sammelsurium aus Familienbildern, Aufnahmen unbekannter Urheber und von ihr selbst. Auch Bilder bekannter Fotografen wie Man Ray oder ihrer Herzensfreundin Tina Modotti sind in der Ausstellung zu sehen. Sie dienten ihr als Motivvorlage oder wertvolle Erinnerungsstücke.

Erstmals in Deutschland

Lange schlummerte die insgesamt mehr als 6000 Fotos umfassende Sammlung im Umkleideraum ihres Geburts- und Wohnhauses in Mexiko-Stadt, der Casa Azul, die heute das Museo Frida Kahlo beherbergt. Ihr Ehemann Diego Rivera hatte nach ihrem frühen Tod mit 47 Jahren verfügt, diesen sehr intimen Fotoschatz erst mit historischem Abstand heben zu lassen. 2007 konnte der mexikanische Kunsthistoriker und Fotograf Pablo Ortiz Monasterio darauf zugreifen und eine Wanderausstellung konzipieren. Die Fotos sind erstmals in Deutschland zu sehen.

Frida Kahlos unsystematisches Archiv eröffnet neue Ansichten. Nicht selten wird die Künstlerin auf ihren lebenslang Schmerzen verursachenden Unfall und die Verarbeitung dieser Qual in der Kunst reduziert. Die Bilder, die sie bewahrt hat, weiten die Perspektive und gewähren einen sehr persönlichen Einblick in ein bewegtes Leben zwischen Schmerz, Kampfgeist, Liebhabern und Lebenslust.

„Man hat das Gefühl, man sieht den Menschen dahinter, wenn man die Fotos anschaut“, sagt Friederike Fast, Kuratorin im Marta, das in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen feiert. „Diese Bilder vermitteln auch etwas von der großen Lebensfreude“, findet Museumsleiter Roland Nachtigäller. Sie zeigen Frida Kahlo beim Picknick mit ihren Freunden, zeigen fröhliche Tage im blauen Haus. Einem kleinen Foto vom geliebten Ehemann Diego Rivera hat sie mit Lippenstift einen roten Kussmund aufgedrückt.

Mitten ins Objektiv

Seine zahlreichen Seitensprünge zahlte sie mit gleicher Münze heim: Es gibt auch Fotos ihrer eigenen Affären oder solche Aufnahmen, bei denen der Liebhaber auf den Auslöser drückte. Dem Fotografen Nickolas Muray etwa gelangen sinnliche Aufnahmen der stolzen Frau im Krankenbett, die dem Betrachter den nackten Rücken zuwendet. Gegenübergestellt sind die eher verstörenden Fotos ihrer Krankenhauszeit. Sie zeigen Kahlo eingespannt in ein brachiales medizinisches Gerät, eine Art Ganzkörper-Korsett. Auch in diesen Leidensmomenten geht ihr Blick oft mitten ins Objektiv.

Das Bewusstsein für die Kraft des Selbstbildnisses bei Frida Kahlo kommt nicht von ungefähr: Ihr Vater, Berufsfotograf deutscher Abstammung, hat sich häufig selbst fotografiert. Die Abzüge verschenkte er an seine Töchter. Frida Kahlo hat sie sorgsam gehütet. Foto: dpa

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag sowie feiertags 11 bis 18 Uhr, jeden ersten Mittwoch im Monat hat das Museum bis 21 Uhr geöffnet; 1. Februar bis 10. Mai.

 
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