Knut Weber, der neue Intendant der Röttinger Frankenfestspiele, hat es auf die Jugend abgesehen und will mit einer intensiven theaterpädagogischen Arbeit das Publikum von morgen gewinnen. Außerdem löst sich der Leiter des Stadttheaters Ingolstadt vom starren Dreiklang aus Operette, Musical und Schauspiel und sucht stattdessen über Genregrenzen hinweg nach einem Alleinstellungsmerkmal für das Theaterfestival im kleinen Städtchen an der Tauber.
Mit der Verpflichtung Webers bricht die Stadt Röttingen als Veranstalter gleich reihenweise mit Traditionen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1984 waren die Festspiele eng mit dem Wiener Volks- und Operettentheater verbunden. Knut Weber hingegen ist Rheinländer, wirkte als Regisseur, Intendant und Schauspieldirektor in Reutlingen, Tübingen und am Badischen Staatstheater Karlsruhe, leitet seit 2011 das Stadttheater Ingolstadt. Und: Weber ist kein gelernter Schauspieler, sondern Theaterwissenschaftler.
In Röttingen will Weber stärker noch als seine Vorgänger auf die regionale Karte setzen, wie er in seiner ersten Pressekonferenz ankündigte. „Unser Markenkern ist anspruchsvolles, süddeutsch geprägtes Volkstheater“, sagt er. Dass er sich dabei nicht an Grenzen der klassischen Genres hält, macht der Spielplan der bevorstehenden Saison deutlich.
Neben Brechts „Dreigroschenoper“ und dem Volksstück-Klassiker „Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies“ steht eine Neubearbeitung der Humperdinck-Oper „Hänsel und Gretel“ im Mittelpunkt. Gemeinsam mit dem bisherigen Musikdirektor Walter Lochmann hat sich Weber daran gemacht, die klassische Vorlage in einzelne Stücke zu zerlegen und sowohl szenisch wie musikalisch zu ergänzen, um sie so einem jungen Publikum schmackhaft zu machen. Weil das Ergebnis irgendwo zwischen Oper und Musical liegt, nennen sie das neue Genre „Songspiel“.
Der Zufall will es, dass im kommenden Jahr auch die Junge Oper im nahen Schloss Weikersheim „Hänsel und Gretel“ gibt, allerdings im Original des Wagnerianers Humperdinck. „Wir machen etwas vollkommen anderes“, verspricht Knut Weber. Aus der Sorge, die beiden Inszenierungen könnten sich trotzdem gegenseitig die Zuschauer streitig machen, hat man eine Tugend gemacht und gewährt Nachlass für die, die sich beide Aufführungen ansehen. „Für den Zuschauer ist das eine sehr reizvolle Situation“, ist Weber überzeugt.
Gastspiele aus Ingolstadt
Angetreten ist der neue Intendant mit dem Ziel, die Frankenfestspiele auch außerhalb der Freilichtsaison präsent zu machen. Kleinere Produktionen sollen deshalb, regelmäßig übers Jahr verteilt, im Röttinger Gewölbekeller zu sehen sein. Weber bedient sich dabei aus dem Angebot seines heimischen Stadttheaters. Den Anfang macht Teresa Trauth mit einem Chansonabend aus eigenen Kompositionen (14. Januar), gefolgt von der bitter-ironischen Beziehungskomödie „Gatte gegrillt“ (10. Februar), die in Ingolstadt seit fünf Jahren regelmäßig ausverkauft ist.
Für die Hauptspielzeit setzt aber auch Weber weiterhin auf ein eigens zusammengestelltes Ensemble ohne sein gewohntes Schauspielpersonal. Diese Zusammenarbeit auf Zeit mache schließlich den besonderen Reiz von Theaterfestspielen aus.
Karten und Infos: Tel. (0 93 38) 97 28-55, www.frankenfestspiele.de