Mercedes Sebald alleine kann das, was der Stadt Würzburg nur allergrößte Mühen bereitet: Sie kann ein großartiges Festival organisieren, jedes Jahr wieder. Das sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Auftaktveranstaltung des 14. Würzburger Flamenco Festivals im Mainfranken Theater. Schuchardts Anspielung auf den Würzburger Hafensommer, den die Stadt aufgrund eines Mangels an organisierfreudigem Personal in diesem Jahr schon ausfallen lassen wollte, brachte Lacher.
Schuchardts improvisiertes Geburtstagsständchen für Antonio Rey, den Star des Abends, sorgte gleich für Beifall. Er sollte im Lauf des Abends nicht abreißen. Denn mit Antonio Rey ist ein ganz großer Virtuose der Flamencogitarre nach Würzburg gekommen. Der Spanier, der manchen als legitimer Nachfolger des legendären Paco de Lucia gilt, hat in Spanien Preise bei den fünf renommiertesten Wettbewerben gewonnen.
Rey hat in Carlos Sauras Film „Flamenco Hoy“ mitgewirkt, er tritt in den großen Sälen dieser Welt auf. Das hielt Rey aber nicht davon ab, die Bühne des Theaters als sein Wohnzimmer, und das Publikum als seine Freunde zu betrachten. Dieser Eindruck zumindest kam rüber; er blieb. Dass die Atmosphäre familiär wirkte, lag sicher auch daran, dass zwei der Musiker, die Rey mitgebracht hatte, tatsächlich zur Familie gehörten.
Und wo Antonio Rey entspannt in die Saiten griff, und bei seinen Soli im Stil des Nuevo Flamenco durchaus auch mal Jazzläufe einfließen und Samba-Rhythmen anklingen ließ, da setzte seine Schwester Mara Rey, die Sängerin, auf den traditionellen andalusischen Flamenco.
Die Stimmen von Flamencosängerinnen klingen immer rau; Mara Rey klang rau – und wild und leidenschaftlich: Mit ihren gutturalen Lauten, ihrem Klatschen, ihrem Füßestampfen, ihrem Feuer war sie das Kraftwerk der Gruppe, diejenige, die das Tempo mehr in den Händen hielt als der junge Schlagzeuger. José Trivino hieß er, er war der Sohn der Sängerin. Der junge Mann, 16 Jahre erst, streichelte sein Cajon ein wenig zurückhaltend, hielt steten Blickkontakt mit Mutter und Onkel.
Deren Zusammenspiel allerdings war so traumwandlerisch sicher, wie es nur sein kann, wenn Musiker sich so gut kennen, dass sie wissen, was der andere tun wird, bevor der es tut.
Noch nie, sagte Mercedes Sebald, habe man so junge Künstler beim Flamcenco-Festival willkommen heißen dürfen wie diesmal. Das galt auch für die 19-jährige Tänzerin Aitana de los Reyes. Im Mainfranken Theater zeigte sie mit einer Alegria und einem Tango sehr körperbetonten, ursprünglichen Flamencotanz. Waren ihre Zapateado-Passagen, also die Teile eines Tanzes, bei dem die Schuhabsätze rasend Rhythmen auf den Boden hämmern, schon beeindruckend, so überbot sie der Tänzer „El Junco“ noch. Sehr kraftvoller Auftritt eines Ausnahmetänzers! Das Publikum zeigte sich begeistert und dankbar und spendete reichlich Applaus.
Weitere Höhepunkte beim Würzburger Flamencofestival sind der Auftritt der Tänzerin Caro del Saromonte am 18. März und das Konzert „Evolucion“ des Tänzers und Sängers Mawi (19. und 20. März). Beides in der Zehntscheune.