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LOCARNO
Filmfestival in Locarno: Ein Leopard für das asiatische Kino
dpa
 |  aktualisiert: 17.08.2014 09:22 Uhr

Der Hauptpreis beim 67. Internationalen Filmfestival von Locarno, der Goldene Leopard, ging an den philippinischen Regisseur Lav Diaz für „From what is before“. Diaz, einer der bekanntesten Filmkünstler Asiens, spiegelt in seinem fünfeinhalb Stunden dauernden Drama mit einem von suggestiver Ruhe geprägten Bilderrausch die alltägliche Gewalt der Marcos-Diktatur auf den Philippinen in den 1970er Jahren.

Die Ehrung ist auch eine Anerkennung der Arbeit des erst im zweiten Jahr amtierenden künstlerischen Direktors des Festivals, Carlo Chatrian. Er setzt sehr viel stärker als seine Vorgänger auf Filme, die gesellschaftskritischen Anspruch und Publikumswirksamkeit exzellent und effektvoll miteinander verbinden.

Mit Geld aus Deutschland

Auszeichnungen gab es auch für Filme, die mit starkem finanziellen Engagement deutscher Produzenten realisiert wurden: die polnische Regisseurin Zuzanna Solakiewicz bekam für ihren Musik und Meditation verbindenden Filmessay „15 Corners oft he World“ die Ehrung für den Besten Film der Sektion „Woche der Kritik“. „Los Hongos“ („Die Pilze“), realisiert mit Finanzmitteln aus gleich vier Ländern vom kolumbianischen Regisseur Oscar Ruiz Navia erzählt vom Leben einiger Graffiti-Künstler in seiner Heimat. Dafür bekam er den „Spezialpreis der Jury Ciné+ Cineasti im Concorso Cineasti del presente“. Diese Auszeichnung wird an junge Filmemacher vergeben.

Sogar bei den Ehrungen der besten Schauspieler legte die Jury, in der Regisseur Thomas Arslan („Gold“) aus Deutschland mitarbeitete, Wert auf soziale Verankerung. Ausgezeichnet wurden die Hauptdarsteller gesellschaftskritischer Studien, die im Arbeitermilieu angesiedelt sind: Ariane Labed (Frankreich) bekam den Silbernen Leopard für ihre Interpretation einer Schiffsmechanikerin in „Fidelio, die Odyssee von Alice“ und Artem Bystrow (Russland) für die Verkörperung des Titelhelden in „Der Narr“.

Pedro Costa (Portugal) erhielt die Ehrung als Bester Regisseur für seinen kunstgewerblich anmutenden Spielfilm „Cavalo Dinheiro“ („Pferdegeld“). Im Stil mehr der Bühne als dem Kino verpflichtet, spiegelt Costa in einem komplizierten Szenengeflecht die Auswirkungen revolutionärer gesellschaftlicher Umbrüche auf die Psyche einfacher Menschen.

Ein eitler Schriftsteller

Weniger nachvollziehbar sind die Beweggründe für die Vergabe des Spezialpreises der Jury an „Listen Up Philip“ („Halt die Klappe, Philip“) von Alex Ross Perry (USA). Der Film erzählt weder eine originelle Story, noch überrascht er mit einem ungewöhnlichen Stil. Entworfen wird das Porträt eines eitlen New Yorker Schriftstellers. Eine Hommage an Woody Allen? Der Film wirkt einfach nur schwatzhaft und platt.

Legendäre Akteure wie die US-Amerikanerin Mia Farrow, der Deutsche Armin-Mueller-Stahl und der Italiener Giancarlo Giannini, die allesamt mit Ehrenpreisen ausgezeichnet wurden, begeisterten bei abendlichen Freiluftgalas auf der Piazza Grande von Locarno jeweils mehr als achttausend jubelnde Zuschauer.

 
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