„Ich singe, was ich denke!“ bekundet der Schweizer Liedermacher Faber und seine Fans danken ihm diese Ehrlichkeit: Rund 1400 füllen die Posthallen, um sein Programm „Sei ein Faber im Wind“ mit zu feiern. Bereut hat die 25 Euro Eintrittsgeld bei freier Stehplatzwahl wohl keiner, denn in dem fast zweistündigen Konzert begeistern Faber und Band mit rockigem Sound vom Zürichsee, sanfte Wellen eingeschlossen.
Seinem Geburtsort und dem angrenzenden Gewässer widmet der 25-Jährige manche Zeile – selten in Heimatliebe, meist in frechen Versen. Für seinen fehlenden Respekt gegenüber herkömmlichen Tugenden jubelt ihm das überwiegend junge Publikum zu und stimmt in die Lieder mit ein.
Originelle Besetzung
Das musikalische Gerüst dieser fulminanten Vorstellung bildet die originell besetzte Goran Koc? y Vokalist Orkestar Band. Tillmann versteht es als Drummer die rhythmische Vielfalt der Songs zu unterstreichen, dazu als Posaunist treffliche Akzente zu setzen und dem Cello (Janos kann auch verdammt gut E-Bass) genügend Spielraum zu lassen, um das vielfältige Klangbild des Quartetts zu bereichern. Goran arbeitet mit Vehemenz an den Tasten und mit E-Gitarre und am Saxofon bringt sich Max geschmeidig ins Ensemble ein.
Star des Abends ist natürlich Faber alias Julian Pollina, der einen anderen Musikstil pflegt als sein mit sizilianischem Einfluss musizierender Vater Pippo. Fabers Texte nehmen kaum Rücksicht auf zarte Befindlichkeiten. Sie zeichnen eine kritische, manchmal raue, selten verbindliche Sicht auf Liebe und Leben. „Ich weiß nicht, ob ich kotzen soll“ schleudert er zum Auftakt ins Publikum und bekommt freudiges Echo im Refrain „besser jung und dumm als nur dumm“.
Gegen Duckmäusetum
Mit seiner kernigen Stimme, die mal ein wenig rauchig, oft stramm, auch wütend klingen kann, erteilt er dem politischen Duckmäusertum eine klare Absage („Widerstand“). Bittere Ironie klingt an, wenn er Flüchtlingselend („Die einen ertrinken im Überfluss, die anderen im Meer“) und Arbeitswut seiner Landsleute („Wenn die Arbeit schreit, bleibt ein Schweizer nie daheim“) aufs Korn nimmt. Titel des Liedes: „In Paris brennen Autos“.
Wie kompliziert das Beziehungsgeflecht zwischen Liebenden sein kann, bringt der smarte, mit Vollgas auf der Bühne agierende Künstler in „Brüstebeinearschgesicht“ und im Titelsong „Sei ein Faber im Wind“ zum Ausdruck. Mit dem gepfefferten „Wem Du?s heute kannst besorgen“ verwandelt er den Saal in eine riesige Hüpfburg. Tosende Stimmung bis zum Abgesang.