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Exklusiv-Interview: Was Fritz Wepper an Bürgermeister Wöller so reizt
Fritz Wepper: „Ich habe schon als Kind Karl-Valentin-Filme gesehen und dann Kasperletheater gespielt.“
Foto: dpa | Fritz Wepper: „Ich habe schon als Kind Karl-Valentin-Filme gesehen und dann Kasperletheater gespielt.“
Das Gespräch führte Olaf Neumann
 |  aktualisiert: 13.12.2012 16:50 Uhr

Seit nunmehr zehn Jahren steht Fritz Wepper, 71, im Mittelpunkt der Serie „Um Himmels Willen“. In dem intriganten Bürgermeister Wolfgang Wöller hat der Charakterdarsteller aus München seine Paraderolle gefunden. Für sie wurde er mit dem Bambi, dem Bayerischen und dem Deutschen Fernsehpreis geehrt. Bevor am 8. Januar 2013 die neue Staffel startet, strahlt das Erste am 20. Dezember noch ein Weihnachtsspecial aus. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit Jutta Speidel als Schwester Lotte. Ein Gespräch mit Wepper über Bürgermeister Wöller und seine Heimat Bayern.

Frage: In über 150 Folgen haben Sie den Bürgermeister Wöller gespielt. Was reizt Sie an der Figur?

Fritz Wepper: Diese Rolle in einer Serie, die sich kontinuierlich weiterentwickelt, ist für einen Schauspieler eine wunderschöne Herausforderung. Es macht uns allen Spaß, auch wenn die Witterung mal nicht ganz so freundlich ist. Kürzlich mussten wir zum Beispiel bei minus acht Grad eine Sommerszene drehen.

Wie ähnlich ist Ihnen der Wöller?

Wepper: Ich werte es durchaus als positive Bestätigung meines Handwerks, wenn die Menschen in mir den Wolfgang Wöller sehen.

Ist Ihr Verhältnis zu dieser Figur ein ironisches?

Wepper: Ich nehme den Wöller sehr ernst. Die Engländer sagen immer: „Komödie ist ein todernster Job.“ Um komische Situationen glaubwürdig zu vermitteln, muss man das ernsthaft machen. Als Wöller muss ich laut Drehbuch zum Beispiel sagen: „Sie kennen den Ernst der Lage nicht.“ Ich mache daraus immer kleine Wortspiele wie „Sie kennen die Lage vom Ernst nicht.“ Mir wäre es zu einfach, Szenen eins zu eins zu spielen. Wir haben in Bayern den wunderbaren Kabarettisten Gerhard Polt, der den Leuten wirklich aufs Maul schaut. Mein Wöller hat eine ähnliche Diktion wie er.

Wie stark identifizieren Sie sich mit Ihrer Heimat Bayern?

Wepper: Nun, in Bayern haben wir den wunderbaren Autoren Ludwig Thoma, der die „Heilige Nacht“ geschrieben hat. Von ihm stammt der Satz „Um mich herum ist Heimat“. Aus dem Begriff „Heimat“ speist sich vieles: die Ahnen, die Diktion, der Dialekt, der Mutterwitz. Ich habe schon als Kind Karl-Valentin-Filme gesehen und dann selber Kasperletheater gespielt. Dieser Wurzeln werde ich mir immer bewusster, je älter ich werde.

Im Weihnachtsfilm „Mission unmöglich“ besucht Wöller Schwester Lotte in Nigeria. Bevor sie Kaltenthal verließ, war Wöller heimlich in sie verliebt. Wie sehr hat sie ihm gefehlt?

Wepper: Als Schwester Lotte nach Nigeria ausgewandert ist, hat Wöller einen Minialtar mit ihrem Bild und einem Blümchen auf seinem Schreibtisch aufgestellt. Es hat genau darauf geachtet, dass es immer mit frischem Wasser versehen war. Wenn Besuch kam, hat er das Bild schnell umgedreht. Man kann davon ausgehen, dass er die Schwester Lotte trotz allem sehr mochte.

Getrübt wurde diese Freude allerdings durch einen tragischen Unfall. Eine Mitarbeiterin der Produktionsfirma wurde in Namibia von einem Leoparden angefallen. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät.

Wepper: Das war natürlich eine Belastung, die uns immer wieder beschäftigt hat. Wir vermissen die Kollegin nach wie vor sehr.

Die Ironie des Schicksals ist, dass das Filmteam ja bewusst nicht nach Nigeria gegangen ist, wo die Handlung des Films angesiedelt ist, sondern nach Namibia, das als sicherer gilt.

Wepper: In Namibia wurde uns gesagt, dass man auch dort aufpassen müsse. Unserem Produktionsleiter wurde das Auto gestohlen – inklusive seiner Papiere. Aber eigentlich gilt Namibia als touristenfreundlich, die Einheimischen habe ich als sehr nett erlebt. Und trotzdem macht man dort so seine Erfahrungen.

Würden Sie trotzdem wieder in Afrika drehen?

Wepper: Wissen Sie, ich bereise den Kontinent Afrika seit vielen Jahren. Ich war sieben Jahre in Ghana geschäftlich engagiert, ich kenne Marokko, Algerien, Libyen, Tunesien, Sierra Leone und Südafrika. In Kenia habe ich mit meiner Familie aus nächster Nähe die Big Five gesehen: Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard. In dem Moment kannst du nicht einfach aus dem Jeep aussteigen. Wir haben es trotzdem mal getan und mit einem Feuer die wilden Tiere ferngehalten. Im Umkreis von 50 Metern konnten wir die Augen von den Hyänen leuchten sehen. Und in Namibia waren wir mit ganz tollen Buschmännern unterwegs, die heißen dort halt Gerhard und Manfred. 2013 will ich mit einem Freund wieder nach Namibia fahren – zur Antilopenjagd.

Kennen Sie eigentlich solche Kleinstadtpotentaten wie Wolfgang Wöller aus eigener Anschauung?

Wepper: Mir machen als Wöller besonders die Gemeinderatssitzungen Spaß, bei denen die Opposition gar nichts zu sagen hat. Obwohl ich persönlich ein Anhänger der Demokratie bin. Ernst Reuters flammende Rede für Europa ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Nach Hitlers Ende war die Demokratie für meine Generation eine Erlösung. Ich war damals Klassensprecher, als zweiter Klassensprecher fungierte der spätere bayrische Finanzminister Professor Dr. Faltlhauser. Seitdem ich diese Rolle spiele, bin ich schon auf Kollegen – sprich Bürgermeister oder Gemeinderäte – gestoßen, die gesagt haben: „Herr Wepper, genau so ist es bei uns in der Gemeinderatssitzung!“ Das gibt uns die Bestätigung, dass wir uns mit dieser Serie nicht allzu weit von der Realität entfernen.

Fritz Wepper

Dem Schauspieler, geboren am 17. August 1941 in München, gelang bereits mit seiner ersten Rolle – im Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki – der Durchbruch. 1969 engagierte ihn Hollywoodregisseur Michael Winner für das Olympiadrama „The Games“. Von 1968 bis 1997 spielte Wepper den Kriminalassistenten Harry Klein, zuerst in „Der Kommissar“, später in „Derrick“. Weltbekannt wurde Wepper 1972 mit „Cabaret“ an der Seite von Hollywoodstars wie Liza Minelli und Michael York. Von 1994 bis 2000 war er gemeinsam mit seinem Bruder Elmar in der TV-Reihe „Zwei Brüder“ zu sehen. In der ARD-Produktion „Mord in bester Gesellschaft“ steht er seit 2007 gemeinsam mit seiner Tochter Sophie vor der Kamera. Fritz Wepper lebt mit seiner Ehefrau Angela am Tegernsee. In der ARD-Serie „Um Himmels Willen“ fährt Wepper traumhafte Quoten ein. Das Erste zeigt das Weihnachtsspecial zur Serie, „Mission unmöglich“, am 20. Dezember um 20.15 Uhr. Ab 8. Januar gibt es 13 neue Folgen, immer dienstags um 20.15 Uhr.

 
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