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Exklusiv-Interview: Warum Reinhold Beckmann jetzt auch noch Musik macht
Das Gespräch führte Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:49 Uhr

Am Telefon hört er sich ein bisschen rauchiger an als im Fernsehen: Reinhold Beckmann, Talkshow-Gastgeber, Sportmoderator, Musiker. Letzteres erst seit drei Jahren – Beckmann legt Wert auf die Feststellung, dass das Projekt noch ganz am Anfang steht. Am Samstag, 12. Mai, am Tag des DFB-Pokalfinales, jedenfalls sind Beckmann & Band auf Einladung der Disharmonie um 20 Uhr in der Kulturhalle Grafenrheinfeld zu Gast.

FRage: Ich wusste nicht, dass Sie auch Musik machen . . .

Reinhold Beckmann: . . . ich auch nicht . . .

. . . und habe ein bisschen im Netz geschaut. Ich habe aber nicht viel gefunden, der älteste Beitrag ist von 1997, ein Song namens „One Note Samba“.

Beckmann: Oh, da haben Sie aber eine Perle entdeckt. Ich erinnere mich dunkel. Das war ein Spaßauftritt für eine Kult-Sendung namens „Schmidts Mitternachtsshow“ von der Reeperbahn in Hamburg, Heinz Strunk von Studio Braun war auch dabei.

Das war also noch nicht der Beckmann, den wir in Grafenrheinfeld sehen werden?

Beckmann: Nein, schon deshalb nicht, weil ich damals noch ein bisschen jugendlicher war. Das war ein einmaliger Gastauftritt. Jobims Klassiker „One Note Samba“ laut, schrill und schrullig gespielt, so wie die ganze Show damals war.

Seit wann also machen Sie die Musik, die Sie wirklich machen wollen?

Beckmann: Musik habe ich immer gemacht, nur die Idee zu dieser Band ist vor drei Jahren entstanden. Ich war Gast in Ina Müllers allererster Sendung „Inas Nacht“ und wir haben zusammen gesungen. Nach der Sendung kam Inas Schlagzeuger Helge Zumdieck zu mir und sagte: ,Reinhold, mach Musik und schreib Texte, wir sind dabei!' Jetzt sind wir seit etwas über einem Jahr zu fünft unterwegs, spielen in kleinen Kulturhäusern und kleinen Theatern und haben Riesenspaß dabei.

Harald Schmidt hat in seiner Sendung Ihre Konzerte angekündigt und dann sein typisches fieses Grinsen aufgesetzt. Werden Sie in der Branche, von den anderen Fernsehfritzen, belächelt?

Beckmann: Ich bin ja nicht der einzige Sündenfall dieser Art. Es gibt ja viele Kollegen, die auch Musik machen. Aber ich wollte nicht den klassischen Weg gehen: erst die Veröffentlichung und dann schön auf Tournee gehen und den Fernsehbonus mitnehmen. Harald hat uns übrigens sehr damit geholfen, sein Satz „Ich geh' hin“ steht mittlerweile auf unserem Plakat. Das war hilfreiche PR, die er uns da geschenkt hat.

 

„Ich bin ja nicht der einzige Sündenfall dieser Art.“

Reinhold Beckmann über musizierende Fernsehleute

Nach dem Muster „Call me an asshole but spell my name right“?

Beckmann: Wir kennen uns sehr lange, schon aus den Zeiten, als er noch mit meinem alten Freund Herbert Feuerstein zusammengearbeitet hat. Zudem kommt Harald regelmäßig in meine Sendung, da werden dann die wahren Bösartigkeiten ausgetauscht.

Netter kleiner YouTube-Effekt: Ihr Song „Bremen“ steht direkt neben dem Werder-Lied. Was sagen denn die Fußballfans zu Ihrer Musik?

Beckmann: Unser Song „Bremen“ ist in diesen Tagen ein echter Trost für jeden Werder-Fan und hier oben im Norden eine kleine Hymne. Bei den Konzerten kennen die Zuschauer schon den Text, besonders die Zeile „Du hast meinen Käfer vollgekotzt“ wird lauthals mitgesungen.

Ein Song heißt „Hypochonder“ – sind Sie selbst einer?

Beckmann: Das geht eher ein bisschen zurück auf Harald Schmidt oder Jürgen von der Lippe. Beide sind ja bekennende Hypochonder und lassen ihren leidenden Fantasien literarisch gerne freien Lauf. Meine hypochondrischen Anwandlungen reichen nicht ganz so weit. Es ist ein Song, der sich an alle Männer richtet, weil wir uns im Gegensatz zu den Frauen sogar Schmerzen vorstellen können, wo gar keine sind.

 

„Es wäre eher ein Problem, wenn die Sendung ignoriert würde. “

Reinhold Beckmann zum Thema „parodiert werden in ,Switch'“

Singen Sie vor allem über Männerthemen? „Bremen“ ist ja auch aus der Sicht des Mannes erzählt.

Beckmann: Überrascht Sie das etwa? „Bremen“ ist ein reales Erlebnis. Ich traute mich das erste Mal mit dem VW Käfer vom Land in die Großstadt. Und ich war nicht allein. Unser Programm hat viele autobiografische Elemente, viele Texte beschäftigen sich aber auch mit gesellschaftlichen Themen.

Sie werden gerne mal in „Switch“ parodiert . . .

Beckmann: In letzter Zeit nicht mehr so sehr. Eigentlich schade.

Ich muss Sie das jetzt so fragen: Wie fühlt sich das an?

Beckmann: Ausgesprochen gut. Es wäre eher ein Problem, wenn die Sendung ignoriert würde. Ich glaube, man muss gewisse Marken setzen, um überhaupt karikiert zu werden. Das gehört zur Fernseharbeit dazu. Das muss man nicht nur ertragen, das darf man auch genießen.

Das Konzert ist ja am 12. Mai . . .

Beckmann: Ja, am Tag des DFB-Pokalfinales.

Wollen Sie das nicht kucken?

Beckmann: Das ZDF überträgt, insofern war der Termin fürs Konzert in Ordnung. Und hinter der Bühne wird vielleicht ein Fernseher laufen.

Sie zeichnen also nicht auf und verbieten allen bei Strafe, Ihnen zu sagen wie's ausgegangen ist?

Beckmann: In welchem Nachrichtenjahrhundert leben Sie? Heute, wo wir uns alle in Echtzeit informiert werden, kriegt man ja sowieso sofort alles mit. Dadurch hat sich natürlich auch der Journalismus, im Print wie im Fernsehen, verändert: Wir empören uns sehr schnell, und manchmal wissen wir zwei Wochen später gar nicht mehr, worüber.

Beckmann in der Region

Der Fernsehmoderator, geboren am 23. Februar 1956, in Twistringen, begann seine Fernsehkarriere 1980 als freier Mitarbeiter beim WDR. Er gehörte zu dem Team, das Udo Lindenberg zu seinem Konzert im Palast der Republik am 25.Oktober 1983 in die DDR begleitete. Er wechselte 1990 von der ARD zu Premiere, 1992 zu Sat.1 und kehrte 1998 zurück zur ARD, wo er als Kommentator von Fußballübertragungen, als „Sportschau“-Moderator und Gastgeber der nach ihm benannten Talkshow arbeitet. Am Samstag, 12. Mai, gastiert Reinhold Beckmann mit seiner Band um 20 Uhr in der Kulturhalle Grafenrheinfeld. Karten unter Tel. (0 97 21) 2 88 95.

 
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