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FRANKFURT
Eva Demski: Das Unheimliche der Ideologie
dpa
 |  aktualisiert: 07.05.2014 17:31 Uhr

Gerade mal 30 Jahre alt war Eva Demski, als sie Witwe wurde. Es dauerte nochmals zehn Jahre, bis sie das Ableben ihres Mannes Reiner Demski in „Scheintod“ literarisch verarbeitet hat. Es ist die Geschichte eines jungen Frankfurter Anwalts und Lebemanns, der zu den Verteidigern der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin gehörte. Am 12. Mai wird Eva Demski 70 Jahre alt und freut sich über die gerade erschienene Neuauflage von „Scheintod“.

Als fast unwirklich empfindet Demski die Erinnerung an die hochexplosive Atmosphäre der 1970er Jahre, wie sie sagt. In einer Art Tagebuch hat sie die damaligen Verhältnisse in „Scheintod“ mit unsentimentalem Blick beschrieben. Dies macht das Buch noch heute gerade für Jüngere lesenswert. Demski, die in den rebellischen Zeiten der Studentenbewegung in Frankfurt Germanistik studierte, war damals ohnehin eher Zuschauerin. „Alles Ideologische war mir unheimlich.“

Ihre ausgeprägte Beobachtungsgabe und Distanz hat Demski als Autorin – sie arbeitete lange als TV-Journalistin für den Hessischen Rundfunk – beibehalten. Vor allem in ihren Essaybänden hat die Autorin bewiesen, dass sie hintergründig und zugleich ironisch-amüsant schreiben kann, ob nun über Venedig oder den Rheingau oder über das Essen. Dabei ist Demski weder gerne leidenschaftlich unterwegs noch der Gourmetküche verpflichtet. „Mich interessiert, was sich Menschen zu Gemüte führen – dazu gehört auch das Essen“, sagt sie.

Mit dem Philosophieren übers Gärtnern ist Demski, die 1944 in Regensburg geboren wurde und als Kind mit ihren Eltern nach Frankfurt kam, zuletzt auch ein Verkaufserfolg gelungen. In Frankfurt-Dornbusch hat sie hinterm Haus ihr individuelles kleines Refugium angelegt – nichts Durchgestyltes, das würde zu Eva Demski gar nicht passen. In der Nachbarschaft hat auch der im vergangenen Jahr gestorbene Marcel Reich-Ranicki gewohnt.

Das andere Frankfurt

Mit dem Literaturkritiker und dessen Frau Tosia war Demski sehr gut befreundet. Jahrelang haben sie gemeinsam Weihnachten gefeiert. Demski ist zu verdanken, dass aus der Wohnung von „MRR“ dessen berühmter Sessel fürs Literaturarchiv der Universität Frankfurt gerettet wurde.

Bei Suhrkamp kommt Anfang Juni ein Band über Eva Demskis Heimatstadt („Frankfurt ist anders“) heraus. Dieser, die immer gerne Finanzmetropole und Kulturmetropole zugleich sein will, steht sie von jeher mit einer Mischung aus Distanz und Zuneigung gegenüber.

Das Frankfurter Uni-Literaturarchiv hat sich bei der Autorin zu deren rundem Geburtstag nun mit einer kleinen Ausstellung revanchiert. „Eva Demskis Köfferchen“ heißt die sehr sehenswerte Schau über das Schaffen der Autorin. In einem zur Literaturszene zugehörigen Frankfurter Lokal sind Manuskripte, Fotos, Filme, Gemälde und Krimskrams in alten Lederkoffern zu sehen. Eva Demski hat dazu die passende Musik gewählt. Für „Scheintod“ hat sie Scott McKenzies Flower-Power-Hymne „San Francisco“ aus dem Jahr 1967 ausgesucht.

 
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