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Ernst Fuchs ist tot: Malerfürst mit einer Schwäche fürs schöne Geschlecht
Austrian artist Ernst Fuchs dies aged 85       -  Der Mann mit der Mütze: Ernst Fuchs in seiner Wiener Villa.
Foto: dpa | Der Mann mit der Mütze: Ernst Fuchs in seiner Wiener Villa.
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 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:59 Uhr

Er malte und zeichnete wie in Trance, tauchte tief ein in die Welt der Fantasie und kannte kaum Grenzen in seinem künstlerischen Schaffen. Ernst Fuchs war Maler, Bildhauer, Architekt, Komponist, Autor, Philosoph, Bühnenbildner, Grafiker und Visionär – mit einem Wort: Universalkünstler. „Erkenntnisse suchen mich heim, die zu finden ich gar nicht gehofft hatte“, schrieb er über sein von Religion und Mythos geprägtes Werk. Als Mitbegründer der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“ wurde Fuchs international bekannt. Er war zusammen mit Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) einer der prominentesten österreichischen Nachkriegskünstler.

Im Alter von 85 Jahren ist der „Mann mit der Mütze“ – seine Kappen waren aus Tapetenstoff geschneidert und wurden zu seinem Markenzeichen – am gestrigen Montag, 9. November, gestorben. Das bestätigte die Direktorin des Ernst-Fuchs-Museums, Cornelia Mensdorff-Pouilly. Der Exzentriker, nah an seinem Bewunderer Salvador Dalí, war Vater von 16 Kindern mit sieben Frauen.

Seine Vorbilder waren keine Geringeren als Egon Schiele, Gustav Klimt und Pablo Picasso. Sein Talent wurde sehr früh sichtbar. „Schon als Vierjähriger konnte er mit seinen Bleistiftzeichnungen die Erwachsenen in Sprachlosigkeit versetzen“, sagte der Dirigent Friedrich Haider einmal, der Fuchs von Jugend auf kannte. Äußerst akribische Feinzeichnungen wie „Die Kreuzigung“ entstanden, als Fuchs 19 Jahre alt war. Ihm wurde eine „mönchische Genauigkeit“ zugeschrieben. Nicht von ungefähr: Als junger Mann lebte er im Benediktiner-Kloster am Berg Zion in Jerusalem.

Fuchs' Werke sind dem Surrealismus und Manierismus zuzuordnen, die Themen reichen von christlicher und jüdischer Symbolik über Träume und Visionen bis zu mittelalterlichem Totentanz, Gotik und Renaissance. Das Einzelkind wuchs im künstlerischen Umfeld einer jüdischen Familie auf. Sein Vater war ein glühender Wagner-Fan und beeinflusste die Entwicklung seines Sohnes maßgeblich. Von 1946 bis 1950 studierte Fuchs in der Wiener Akademie der Bildenden Künste, bereits 1949 würdigte ihn Paris mit einer ersten Einzelausstellung. Dort lernte er Salvador Dalí, den spanischen Meister des Surrealismus, bei einem Happening in einem Hotel kennen. Dalí wurde zum Mentor, ließ dem Nachwuchskünstler Anerkennung und Unterstützung zukommen.

In den 1960er Jahren setzte sich Fuchs international durch. Der Durchbruch gelang mit knallbunten Bildwelten, die von Eros und Mythos bestimmt sind. Aus den 1970er Jahren stammen zahlreiche Skulpturen sowie Opernausstattungen, etwa für „Parsifal“ und „Die Zauberflöte“ in Hamburg und für den „Lohengrin“ in München. Später spielte Fuchs mystisch inspirierte Schallplatten ein. 1982 wählte er ein Kaufhaus in München als Schauplatz für eine „Multi-Media-Schau“ über sein Werk. Auf rund 500 bedeutende Ölbilder und ebenso viele Radierungen sowie Original-Lithografien schätzt Museumsdirektorin Cornelia Mensdorff-Pouilly das Lebenswerk von Fuchs. Der Aufstieg machte ihn reich. In seiner Garage standen mehrere goldfarbene Rolls-Royce. Eine der Edel-Karossen stattete er selbst mit Intarsien aus. Fuchs inszenierte sich gern als Malerfürst, der sich vom schönen Geschlecht umgarnen ließ. „Ich war von einem Rausch, einem Lebenshunger befallen, wie von einer Sucht“, schilderte er einmal in der „Kronen Zeitung“ seine Affären. Für seine Kinder sei er immer mehr Mutter als Vater gewesen. „Deshalb haben sie mich ,Mapa' genannt.“

1972 kaufte sich Fuchs die Otto-Wagner-Villa am Wiener Stadtrand und widmete sich beim Bau der Brunnenanlage „Nymphäum Omega“ seinen architektonischen Talenten. Die Villa, in der er früher sein Atelier hatte, dient als Privatmuseum.

Zorn, Ungeduld und Eifersucht zählte er zu seinen Schwächen. Leidenschaft und Temperament schienen bei ihm auch im hohen Alter nicht zu versiegen. „An Musen, Modellen und Geliebten fehlte es ihm nie. Gegensätze bestimmen sein Leben und sein Werk. Gott, Eros, Ritter, Tod und Teufel“, ließ er auf seiner Website die Welt wissen.

 
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