Tiefrotes Licht umhüllt die Jazzpianistin Marialy Pacheco, als sie beim wetterbedingt in den Max-Littmann-Saal verlegten Konzert mit einer anfangs noch melancholisch angelegten Solonummer den Abend "Duet – Unsere Nacht" eröffnet. Ihr Partner wird sogleich der bekannte Sänger Max Mutzke sein. Doch zunächst zeigt Pacheco allein ihr hochvirtuoses Können, das von einer staunenswerten Spieltechnik, improvisatorischen Kunstfertigkeit und lustvoller Hingabe zeugt.
Für Max Mutzke ist sie eine ideale Bühnenpartnerin: Gemeinsam lassen die beiden Künstler einen emotionalen Wohlfühlabend entstehen, nicht unbedingt von inhaltlichem Tiefgang geprägt, dafür aber gefühlsbetont und gefällig. "Was blieb von unseren Träumen?" fragt Mutzke in seinem ersten Song und rührt an die aktuelle Befindlichkeit der Menschen im Saal, wenn er gleich die Antwort hinterherschickt: "Das Allerwichtigste: Du und ich." Denn nichts mehr sei, wie es war, es fehlten Freunde, Bilder, Erlebnisse. Verzweiflung und Wut klingen durch, wenn der Sänger diese Worte heult, fast schreit.
Und bei diesem Muster bleibt es den ganzen Abend. Gesungen wird von Beziehungen, Fernweh, Zweisamkeit und Nachthimmel, von einer Welt unter Glas, von Freiheit, eingerissenen Mauern und neu errichteten Brücken. Banalitäten des Alltags – transportiert in hübscher Verpackung. Alle Songs bleiben lange leise, lyrisch und zurückhaltend, bevor sie sich steigern bis zur Ekstase, dann zügig abbrechen oder versickern.
Smalltalk über die weltpolitische Lage
Zwischendurch wird viel geplaudert. Man erfährt so einiges über die Biographie der aus Kuba stammenden Pianistin, die der Musik Mutzkes ein neues Gewand verleiht, sie umspinnt mit ihren Improvisationen und Antworten. Ein "Ich bin einer von euch"-Gefühl scheint Mutzke vermitteln zu wollen, wenn er mit seinem Smalltalk über die weltpolitische Lage, die Uefa oder Kunst und Kultur in Pandemiezeiten Alltagsthemen bedient. Und als glamouröse Sternchenschnuppe erfreut er mit der Bemerkung, dass der nächste Song im Umfeld des "Free ESC" von Stefan Raab entstanden sei.
Die musikalischen Stilmittel sind schnell aufgebraucht, Mutzkes Stimme wird es zum Schluss auch sein, Textbausteine wie "yeah" und "o o o" häufen sich. Und Marialy Pacheco? Die beeindruckt und überragt, egal ob bei zarten, intimen oder fiebrig-rhythmischen Passagen. Der Jubel des Publikums für die locker, aber sehr professionell durchgezogene Show ist stark, wenn auch flüchtig.