Mit ihrem Tod im Juli 1969 wird Alexandra, Schlagerikone der 60er Jahre, zu einem Mythos. Im gut gefüllten Keller des Theater Sommerhaus in Sommerhausen nimmt Marion Neuendorf, Kabarettistin und Sängerin des ehemaligen Frauen-Trios „Die Fräuleins“, die Zuschauer mit in die von Fanclubs und Vereinsfreunden noch immer gepflegte Alexandra-Welt. „Alexandra – Illusionen“ heißt ihr Programm, das sie im ärmellosen Gehrock aus Goldbrokat und schwarzer Kniehose, später dann im roséfarbenen Glitzerkleid präsentiert.
Zunächst macht sie es sich erst einmal gemütlich auf der Bühne, nachdem sie mit „Zigeunerjunge“ – ein Lied, das auch nicht Alexandra verehrenden Menschen in den Ohren hängen geblieben ist – für den perfekten Einstieg gesorgt hat. Das Premieren-Lampenfieber, das sie im Lauf des Abends immer wieder einholt und mit spontanen Sprüchen und netten Entschuldigungen aufgefangen wird, ist ihr hier noch nicht anzumerken. Sie trägt die Ballade – wie später auch „Das Glück kam zu mir wie ein Traum“ mit voller, warmer Stimme vor, die leise nachschwingt und von Kai Müller nicht nur hier fingerflink und fantasiereich am Klavier begleitet wird.
Die Welt der 60er Jahre
Doch Marion Neuendorf dekoriert erst einmal: Mit Tischdeckchen, Blumenvase und einer blitzenden Schneekugel. Und erzählt ein bisschen aus Alexandras Leben. Von anderen Stars dieser Tage, in denen der Schlager eine Blüte erlebt, von politischen Veränderungen in den Sechzigern, von Lieben und Krieg. Aber eigentlich, meint die Neuendorf, wollen sie und Kai Müller sich der legendären Sängerin, deren Markenzeichen die dunkle, rauchige Stimme war, vor allem emotional nähern, frei nach dem Motto: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Dazu gibt es Seifenblasen und einen Koffer, Trommel, Tamburin, Gitarre und bei Kai Müller das Akkordeon.
Viel Melancholie
Melancholie bestimmt diesen Chanson-Abend. „Illusionen“ haucht Neuendorf in den dunklen Keller, singt von Einsamkeit, von der Wohnung im sechsten Stock, von der Liebe zu Tanzbär, Clown und ihrem Freund, dem Baum. Die Zuhörer sind beglückt, wiegen sich sanft zu den tieferen Wahrheiten der Texte, während die Sängerin auf der Bühne hin- und her räumt, zwischendurch immer wieder mit Mikro-Ständer und Sauerstoffmangel kämpft.
Ein bisschen Regie und ein Glas Wasser von Beginn des Konzerts an hätte hier sicher gutgetan. Doch der Begeisterung tut das keinen Abbruch, und Marion Neuendorf mutet ihrer Stimme tatsächlich noch ein Wiegenlied und zwei Zugaben zu und lässt sich anschließend sympathisch-familiär mit Röschen und Rotkäppchensekt feiern.
Nächste Vorstellungen: 16., 19., 22. und 30. November. Vorverkauf unter Tel. (0 93 33) 9 04 98 67.