Elke Sommer hat Schnupfen. Sie entschuldigt sich vor dem Gespräch vorsorglich dafür. Es könne schon sein, dass sie gleich mal laut niesen müsse. So kommt es dann auch. Sommer hat sich in der Beletage von Hollywood bewegt und mit Stars wie Paul Newman, Kirk Douglas und Peter Sellers vor der Kamera gestanden. Ihr Schnupfen hat akustisch aber etwas ausgesprochen Bodenständiges für eine Frau, die zeitweise als die neue Monroe galt. Ebenso wie ihre Höflichkeit, vorher darauf hinzuweisen.
Sommer strahlt immer noch jene Erdverbundenheit aus, die ihren Ruhm mitbegründet hat – auch noch kurz vor ihrem 75. Geburtstag, den sie an diesem Donnerstag (5. November) feiert. Wenn man sie selbst nach dem Grund für ihre unglaubliche Karriere fragt, sagt sie allerdings: „Alles Zufall!“
Miss Viareggio
1958 reisen Elke und Renata Schletz in den italienischen Badeort Viareggio. „Meine Mutter sagte: Du hast das Meer doch noch nicht gesehen, das ist doch so schön“, erzählt Sommer heute. Ein junger Student fragt die Pfarrerstochter dort, ob sie mit ihm tanzen gehen wolle. Der Abend endet damit, dass Elke Schletz zur „Miss Viareggio“ gewählt wird. Als Preis bekommt sie Strümpfe. Und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Ein italienischer Regisseur sieht ihr Bild in der Zeitung, verpflichtet sie für den Film, sie nennt sich fortan Sommer (weil die Italiener Schletz nicht aussprechen können und „Sklutz“ sagen) und schafft den Sprung nach Hollywood. In ihrer großen Zeit, Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre, wird sie zum Inbegriff der blonden, aber nicht verruchten und irgendwie deutschen Sexbombe. Ein internationaler Star.
1964 gewinnt sie einen „Golden Globe“ für ihre Rolle in „Der Preis“. Sommer spielt dort die Schönheit an der Seite von Paul Newman. Karl-May-Fans dürfte sie bis heute mit ihrer Rolle in „Unter Geiern“ (1964) als unerschrockene deutsche Farmerstochter Annie in Erinnerung geblieben sein. In den folgenden Jahrzehnten dreht sie viele Filme, wirkt in Fernsehserien mit, verschwindet aber von der ganz großen Bühne. Mittlerweile hat sich Sommer allerdings auch als Malerin einen Namen gemacht.
Ehe mit Hotelmanager
Heute lebt die gebürtige Berlinerin, die 1942 im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie aus Berlin ins fränkische Niederndorf (Herzogenaurach) evakuiert worden war, im Winter in Los Angeles und im Sommer im deutlich kleineren Marloffstein, in ihrer fränkischen Heimat: „Ich bin ja ein Landmensch, ich bin ja überhaupt kein Stadtmensch.“ 1993 heiratete sie in zweiter Ehe den New Yorker Hotelmanager Wolf Walther – ebenfalls in Mittelfranken. Ihr Haus in der Weltstadt Los Angeles habe sie eingerichtet wie das in Deutschland, sagt sie. Aber ohne viel Bohei mit Fotos von all den Großen, die sie im Laufe ihres Lebens getroffen hat. Sie hat eines mit Paul Newman. Und eines, als sie mit dem Präsidenten tanzte. 1975 war Sommer im Weißen Haus zu einem Gala-Dinner eingeladen. Sie kam mit einem kleinen gelben Taxi („Da nehmen wir uns keine Limo, das ist viel zu teuer“) und schwofte später in den Armen von US-Präsident Gerald Ford über die Tanzfläche.
Der habe kein Lamm gemocht, erzählt Sommer. Sie aber schon. Heimlich hätten sie ausgemacht, dass er ihr seine Lammkoteletts unter dem Tisch zuschieben kann. „Ich habe ihm dann meine Knochen zurückgegeben.“