Die Rolle rückwärts in die wohl erfolgreichste Zeit der Kultband Pink Floyd ist gewagt. Deren Sound und Ausstrahlung authentisch nachzuempfinden, erfordert musikalische Sensibilität und untadelige instrumentale Qualität. Mark Gillespie und seine Kings of Floyd gehen das Risiko ein und werden den hohen Ansprüchen gerecht.
200 Fans schwelgen in der Würzburger Posthalle zwei Stunden in der exzentrischen Klangwelt, mit der die Briten Dave Gilmour, Roger Waters, Richard Wright und Nick Mason in den 70er Jahren die Popmusik auf ihre Weise geprägt haben.
Bandleader Mark Gillespie ist in der Würzburger Musikszene kein Unbekannter. Erst im September war der Gitarrist und Sänger beim „Stramu, Festival für Straßenkunst“ in seinem „Hauptberuf“ zu erleben: Straßenmusiker mit Leib und Seele! Dass er im Konzertsaal eine fünfköpfige Gruppe sehr vital zu führen weiß, stellt er bei der eng getakteten Reise vom 1971er Album „Meddle“ bis zum Welthit „The Wall“ (1979) souverän unter Beweis. Die raue Geschmeidigkeit seiner gerade wieder hergestellten Stimme wird mit reichlich Wasser gepflegt. Beim Duell mit dem nach Dominanz strebenden Saxofon in „Money“ hält sein Gesang kräftig dagegen.
Dunkle Seiten von Geist und Seele
Hart geht?s auch zur Sache, wenn der quirlige Sänger in „Young Lust“ seine Begierde hinauspresst: „I need a dirty Woman!“ Für seine gefühlvolle Interpretation von „Dark Side of the Moon“ wird er von den Zuhörern, unter denen auch die jüngere Generation zahlreich vertreten ist, mit Sonderapplaus bedacht. Begleitet wird dieses Lied über dunkle Seiten von Geist und Seele mit brandaktuellen Videoschnipseln – Uli Hoeneß und VW inklusive! 120 Minuten lang flackern, flimmern, blitzen und blenden die aufwendigen Lichtspiele und bilden die eigenwilligen Kompositionen in einem üppigen Farbenspektrum ab. Den originalen Sound verdankt der Abend dem ungebremsten, von hohem instrumentalen Können getragenen Engagement der ins Quintett eingebundenen Solisten.
Bernd Winterschladen gelingen packende Passagen mit seinem röhrenden Saxofon. Am Keyboard fallen Jürgen Magdziak ständig originelle Varianten ein, die den musikalischen Gesamteindruck individuell würzen. Hans Maahns wummernder Bass und Berni Bovens am Schlagzeug bestimmen den bunt wechselnden Rhythmus. Der Titel des meistbeschäftigten und bestens gestimmten Instrumentalisten gebührt Maurus Fischer an der Gitarre.
Einziger Wermutstropfen der gelungenen Nostalgie-Show: Sängerin Lucy Wende war erkrankt, somit kein Gänsehautgefühl bei „The great Gig in the Sky“.