Die italienischen Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts, die bis heute begeistern und berühren, kommen in dieser Italienischen Nacht des Mainfranken Theaters im Kaisersaal der Würzburger Residenz zu Wort, besser gesagt zu wunderbarem Ton und Klang.
Dirigent Enrico Calesso sprüht vor guter Laune und Temperament, als er den Abend mit der Ouvertüre aus Rossinis „Barbier“ eröffnet. Mit eleganten Fingerfiguren entlockt er den Musikern des Philharmonischen Orchesters das bekannte Thema, schwerelos und duftig folgen ihm die Geiger, frisch setzen die Bläser ein. Ein heiterer Beginn, dem die Arie der Prinzessin Mathilde „Selva Opaca“ aus „Guillaume Tell“ folgt.
Sopranistin Karin Leiber im langen, blauen Trägerkleid zeigt sich in bester Verfassung, besingt eindringlich den undurchdringlichen Wald. Mühelos erklimmt sie jede Höhe, kraftvoll und intensiv in der Mittellage und solide in der Tiefe, ist sie diese Mathilde, die in Rossinis Oper zu guter Letzt mit ihrem Arnold die Befreiung des Landes feiern kann.
In der Cavatine „Casta diva“ von Vincenzo Bellini gestaltet die Sängerin das Gebet der Norma mit der Bitte um Frieden gefühlvoll und voller Inbrunst, wie sie auch bei „La Mamma morta“ aus „Andrea Chénier“ von Umberto Giordano Anklage und Verzweiflung freien Lauf lässt. Hier wie in allen anderen Arien breitet Karen Leiber ihren jugendlichen Sopran auf einem vom Orchester differenziert und in allen Farben ausgestalteten Klangteppich aus. Er kann auch dramatisch und zu langen Bögen fähig sein wie in „Vissi d?arte“ aus Puccinis „Tosca“, wo das Cello mit ihr weint und die hellen Streicher aufschreien.
Höfische Unbeschwertheit
Flötist Stefan Albers zaubert einen Hauch höfischer Unbeschwertheit und Belustigung in den nahezu voll besetzten Kaisersaal. Flink präsentiert er sich mit dem Flötenkonzert in e-Moll op. 57 von Saverio Mercadante, im Allegro mit Tempo und kleinen Juchzern, die das Publikum zu Zwischenapplaus nach dem Kopfsatz animieren. Die sanfte Begleitung der Streicher im innigen Largo geht unter die Haut. Im Rondo mit Kadenz dagegen schwelgen Solist und Orchester nur so.
In einem italienischen Programm darf der Triumphmarsch aus „Aida“ nicht fehlen. Ihm schließt sich „La tregenda“ an, ein sprühender Hexensabbat aus Puccinis erster Oper „Le Villi“, bei dem das gesamte Orchester entfesselt wirbelt. Vehement erklatscht sich das Publikum drei Zugaben.