
„Ich bin einfach Helen“, antwortete sie lachend, als Königin Elizabeth II. die Schauspielerin in den Adelsstand erhoben hatte und sie gefragt wurde, ob man sie künftig „Dame Helen“ nennen sollte. Hoheitsvolles Gebaren ist Helen Mirren fremd. Aber spielen kann sie es ganz wunderbar: Sie war Elizabeth II. in „Die Queen“ (2006) oder Königin Charlotte in „King George – Ein Königreich für mehr Verstand“ (1994).
„Königinnen – das sind immer gute, dankbare Rollen, vor allem im klassischen Theater“, erklärt Mirren. Am 26. Juli wird sie 70 Jahre alt. Zierliche 163 Zentimeter groß, mit silberblondem Haar und intensivem Blick aus schmalen Augen, tritt sie in der Öffentlichkeit schick gekleidet und sehr selbstbewusst auf. Sie kritisiert schon mal, dass James Bond immer älter werde und seine Girls immer jünger. Und sie möchte lieber als stark gelten denn als bildschön. „Powerful ist einfach interessanter“, sagte sie der „Daily Mail“.
Legendäre Rollenvielfalt
Mirrens Rollenvielfalt ist legendär. Eine Kommissarin wie Jane Tennison in der TV-Serie „Heißer Verdacht“ gehört dazu, eine Profikillerin („R.E.D. Älter. Härter. Besser“), eine garstige Lehrerin („Rettet Mrs. Tingle“) oder auch Hitchcocks streitbare Ehefrau Alma Reville („Hitchcock“). Als reifes Nacktmodell beeindruckt Mirren in „Kalender Girls“ und als pflichtbewusste Hausdame in Robert Altmans Gesellschaftsporträt „Gosford Park“. In Peter Weirs groteskem Abenteuerfilm „Mosquito Coast kämpft sie sich neben Harrison Ford durch den Dschungel.
Ihre Meisterleistung ist indes „Die Queen“. Dafür wurde sie mit dem Oscar ausgezeichnet. Stephen Frears Erfolgsfilm erzählt von den Turbulenzen im Königshaus, als nach dem Unfalltod Dianas heftige Kritik an der zurückhaltenden Reaktion der Königin die Schlagzeilen beherrscht. Mit fein abgestufter Mimik und kleinen Gesten porträtiert Mirren die Queen als nachdenkliche Frau, die öffentliche Gefühlsausbrüche meidet und vor der unerwarteten Medienhysterie zurückschreckt. Man sieht förmlich, wie es hinter ihrer Stirn arbeitet.
„Der Film hat die Queen wieder populär gemacht. Sie ist ja auch nett. Ihre unglaubliche Selbstdisziplin und wie sie sich dem Land widmet, das muss man anerkennen“, sagte Mirren dem „Zeit“-Magazin.
Ihre Urgroßmutter väterlicherseits war eine russische Gräfin. Geboren wird Mirren in London am 26. Juli 1945 als Helen Lydia Mironov. Ihre Mutter ist Engländerin, ihr russischer Vater anglisiert den Familiennamen Mironov 1953 zu Mirren. Den Entschluss, zur Bühne zu gehen, fasst sie als Schülerin, überwältigt von einer „Hamlet“-Aufführung. Mit 19 wird sie Mitglied der Royal Shakespeare Company, dem Theater ist sie bis heute treu geblieben. Über die Bühne kommt sie zum Film: In „Ein Sommernachtstraum“ steht sie 1968 das erste Mal vor der Kamera. Richtig bekannt wird die Schauspielerin dann mit Tinto Brass' „Caligula“ (1979), einem im alten Rom angesiedelten Sex-und-Gewalt-Film.
Ähnlich krass geht es zu in Peter Greenaways „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ (1989). Mirren brilliert als misshandelte Frau, die sich vor ihrem gewalttätigen Mann in eine Affäre flüchtet, mit wilden Liebesszenen in einer Toilette und einem stinkenden Lieferwagen. Bei den Dreharbeiten zum Tanzfilm „White Nights – Die Nacht der Entscheidung“ (1985) verliebt sie sich in den Regisseur Taylor Hackford. Seitdem sind die beiden zusammen, geheiratet wurde 1997.