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WÜRZBURG
Einblicke in eine Männer-WG
Reinhard Glaab
 |  aktualisiert: 31.01.2017 03:51 Uhr

Wo die schmierige Socke zum Baumwollkadaver verkommt und leere Pizzaschachteln den Speiseplan der letzten Wochen skizzieren, da ist man angekommen in der WG von Max und David und gewinnt vergnügliche und kuriose Einblicke in die Abgründe männerdominierter Wohnkultur. Das Kabarett-Duo Beier & Hang stellt mit „Schmutzige Wäsche“ ein kunterbuntes Programm auf die Bühne und sorgt für einen unbeschwerten, lachintensiven Abend.

Im locker besetzten Würzburger Bockshorn wird das Publikum mit einer Mischung aus komödiantischer Satire, spritzigem Humor und originellen Liedern zwei Stunden lang bestens unterhalten.

David Hang übernimmt den putzfreudigen Part und geht mit seinem Wischi-Wahn dem schmutz- und ordnungsresistenten Max Beier gewaltig auf die Nerven. So sind sie sich in inniger Freund-Feindschaft zugetan und treiben sich in hitzigen Gesprächen mit abgefahrenen Vorwürfen an die Grenze der Handgreiflichkeit. Sie giften, brüllen, schmollen, zicken und tasten sich wieder zusammen – gut austarierte Schauspielerei!

Das gilt auch, wenn die beiden ihren Fez als Hipster machen. In einer verwirrenden Mischung aus kunstsprachlichem Müll und bescheuerter Extravaganz brainstormen sie köstlich übertreibend über das „fucking life“.

Ein gepfefferter Abgang

Ein wenig Willy Astor schlägt durch, wenn das Duo als Max Mascarpone und David Topfenstrudel zum Promi-Dinner mit einer originellen Rundfahrt durch die kulinarische Welt der Literatur lädt: Da werden die Steaks mit dem Schopenhauer geklopstockt und Orwell done serviert. Dazu Nudeln al Dante – alles streng Biolek!

Die Flüchtlingswelle, die über Davids Heimatort Dingolfing geschwappt ist, wird in niederbayerischer Willkommenskultur aufgefangen: „Schöner Wohnen im Kuhstall“ und „Flüchtlingsknast statt Bullenmast“ sorgen im „Damaskus an der Isar“ für reibungslose Integration.

Die Lachnummer schlechthin gelingt Max Beier als er, der gnadenlose Verführer, eine Zuschauerin in der ersten Reihe säuselnd anmacht, sie einfach „Ute“ nennt und ihr auf Knien ein betörendes Liebeslied widmet. Die Komplimente liegen auf dem Niveau „Du bist der Binder in meiner Soße und der Frosch in meinem Hals“ – ausgelassene Heiterkeit garantiert!

Kehrtwende bei der Zugabe: Mit dem provokativen Lied „Priesterliebe“ gelingt dem geistvollen Duo ein im besten Sinne anstößiger Weckruf und ein gepfefferter Abgang. Auch dafür kräftiger Beifall!

 
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