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SAARBRÜCKEN
Ein „Tatort“-Duo blickt zurück im Zorn
Ungleiches Paar: Maximilian Brückner (l.) und Gregor Weber verschieden sich am Sonntag vom „Tatort“.
Foto: dpa | Ungleiches Paar: Maximilian Brückner (l.) und Gregor Weber verschieden sich am Sonntag vom „Tatort“.
Redaktion
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:49 Uhr

(ski/tbr/dpa) Die Zuschauerzahlen sind brillant, Stars wie Joachim Król oder Ulrich Tukur geben sich als Ermittler die Ehre – doch zuletzt sorgte ausgerechnet der kleine Saarländische Rundfunk (SR) bei der ARD-„Tatort“-Reihe für Misstöne. Die Verträge von Maximilian Brückner und Gregor Weber, die seit 2006 als Ermittler aus Saarbrücken auf Gaunerjagd gehen, wurden vom Sender nicht verlängert – obwohl sowohl Quoten als auch Kritiken gut waren und die beiden Darsteller gerne weitergemacht hätten. Nach nur sieben Einsätzen ist jetzt Schluss, der „Tatort: Verschleppt“ (Sonntag, 22. Januar, 20.15 Uhr) ist der letzte Fall des Saar-Duos.

„Über das überraschende und unangekündigte Ende sind wir erstaunt und nehmen es mit Verwunderung zur Kenntnis“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Schauspieler, als sie im vergangenen November von ihrem Ende als Ermittler erfuhren.

Die Charaktere der Hauptfiguren

Bisher lebten die SR-„Tatorte“ vor allem von den Charakteren ihrer Hauptfiguren. Das war bei dem „Genussmenschen“ Kommissar Max Palu so, der 2006 nach 17 Jahren gehen musste – Schauspieler Jochen Senf äußerte damals großen Unmut über seinen Rauswurf und beklagte den schlechten Stil des Senders. Genau wie nun Brückner (32) und Weber (43). Das Aus der beiden löste bei den Betroffenen, aber auch in der „Tatort“-Fangemeinde Kopfschütteln und heftige Diskussionen aus. Schließlich erfreute sich das Ermittlerduo aus Saarbrücken regen Zuspruchs, im Schnitt sahen ihm 2010 und 2011 mehr als achteinhalb Millionen Menschen zu.

„Gerade die letzten ,Tatorte' zeigten für uns eine positive Entwicklung: steigende Quote, aktuell Platz sieben von 16 Kommissaren – und gute Kritiken“, blicken Brückner und Weber im Zorn zurück. „Vor allem können wir die vermeintliche Begründung nicht nachvollziehen.“ Ironie des Schicksals: Die beiden verabschieden sich mit einem bemerkenswerten Krimi, der die Begründung des SR für das Aus des ungleichen Paares Franz Kappl (Brückner) und Stefan Deininger (Weber) – ihre Geschichte sei „zu Ende erzählt“ – widerlegt. In dem Film geraten Kappl als nüchterner Profiler und der Gefühlsmensch Deininger mehrmals aneinander. Mit eindringlichen, dichten Nahaufnahmen setzt der renommierte, aus Finnland stammende Regisseur Hannu Salonen die verstörende Geschichte, die an das Schicksal von Natascha Kampusch oder an den Fall Josef Fritzl erinnert, um, teils mit albtraumhaften Bildern wie aus einem Horrorfilm.

Das hat nichts mit Stilverliebtheit oder Effekthascherei zu tun, sondern unterstreicht, wie sehr sich ein solches Verbrechen der Vorstellungskraft entzieht: Eine junge Frau wird am Rand einer Autobahn ermordet, ihre Leiche ist abgemagert, bleich, verwundet – offenbar war sie lange Zeit in Dunkelheit gefangen. Wenig später taucht eine zweite junge Frau auf, lebend, aber völlig verstört. Beide wurden Opfer desselben Entführers, der wohl ein drittes Mädchen in seiner Gewalt hat – die fieberhafte Jagd auf den Kidnapper wird zum Wettlauf gegen die Uhr.

Maximilian Brückner trat 2006 mit erst 27 Jahren als jüngster „Tatort“-Kommissar überhaupt seinen Dienst an. Der blonde Bayer war der Nachfolger von Jochen Senf, der den „Fahrrad“-Kommissar Palu spielte. Gregor Weber war schon zu Palus Zeiten als Assistent Stefan Deininger im Einsatz. Die Nachfolger von Brückner und Weber stehen bereits fest: Der erste Krimi mit dem norddeutschen Schauspielstar Devid Striesow und der bundesweit wenig bekannten Saarländerin Elisabeth Brück soll im Sommer gedreht werden. Für Lokalkolorit aus dem südwestlichen Zipfel der Republik werde gesorgt sein, versichert der SR: Das neue Gespann solle „immer auch ein Stück Saarland in die Republik transportieren“, so Intendant Thomas Kleist. Am Konzept für die nächsten SR-„Tatorte“ mit dem gemischten Doppel wird noch gebastelt.

Insgesamt 18 „Tatort“-Teams

Insgesamt gibt es derzeit 18 „Tatort“-Teams. Die meisten Fälle lösten die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Hauptkommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl): 61 Mal ermittelten sie seit 1991. Dienstälteste „Tatort“-Ermittlerin ist die in Ludwigshafen agierende Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), die mit Kriminalhauptkommissar Mario Kopper (Andreas Hoppe) seit 1989 insgesamt 55 Fälle löste.

2012 heißt es noch mal Abschied nehmen von einem Kommissar: Der in Hamburg verdeckt ermittelnde Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) hört im Frühjahr mit seinem sechsten Fall auf. Nachfolger wird Til Schweiger. In diesem Jahr gibt es auch ein Wiedersehen mit Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser), der Hauptdarsteller im ersten Schweizer „Tatort“ seit 2002 ist und in Luzern auf Gaunerjagd geht – sein bislang einziger Fall lief August 2011.

Und Dortmund wird ein „Tatort“-Team bekommen: die Dreharbeiten mit Oberkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) sowie Martina Bönisch (Anna Schudt), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (noch unbesetzt) sollen im März beginnen, die erste Folge soll im Herbst laufen.

 
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