Innovativ und schwungvoll war der Konzertauftakt der schon vor zwei Jahren gefeierten Amsterdam Sinfonietta beim Mozartfest im Kaisersaal der Würzburger Residenz. Einer Leidenschaft für die in den 20er Jahren angesagten Tänze wie Foxtrott, Boogie-Woogie oder Charleston verdankt die Musikwelt fünf Stücke für Streicher, die der böhmische Tonsetzer Erwin Schulhoff 1923 in Prag ursprünglich für Streichquartett komponierte ein keckes Statement seiner Leidenschaft, dessen lasziv-sinnliche Melodien die Zuhörer mitrissen.
Damit rückten 23 Streicher unter der Leitung der gebürtigen Schottin Candida Thompson einen zu Unrecht fast vergessenen, 1942 im KZ umgekommenen Künstler wieder ins Blickfeld. Unüberhörbar waren Einflüsse des Dadaismus und des Jazz, rhythmisch ironisierend wurde auf den Wiener Walzer und die italienische Tarantella angespielt. Etwas verloren ging die lauschige, eher intime Ausstrahlung eines Streichquartetts.
Im Zusammenspiel mit dem schwedischen Klarinettisten Martin Fröst sorgte das Orchester mit Mozarts Konzert für Bassettklarinette und Orchester A-Dur KV 622 für einen wahren Sturzbach intensiver Gefühle. Fröst schöpfte den schier unerschöpflichen Reichtum des Werks voll lyrischer Schönheit und inniger Eleganz aus. Schlank wie seine Figur erklang die Klarinette. Makellose Töne schienen aus dem Nichts zu kommen und im Jenseits zu verschwinden.
Don't worry, be happy
Für eine mit einem Uhrwerk verbundene mechanische Orgel schrieb Mozart in seinen beiden letzten Lebensjahren das heute zumeist auf der Orgel oder vierhändig am Klavier gespielte Adagio und Allegro für ein Orgelwerk in einer Uhr f-Moll KV 594. Die niederländischen Streicher fesselten mit einem abgrundtiefen, düsteren Adagio, über ein stürmisch vorwärts preschendes Allegro bis zum ermattenden Ende.
Flach und uninspiriert wirkte dagegen die Auswahl der Liebesliederwalzer op. 52 von Johannes Brahms. Zwei Fassungen seines Bruders Göran Fröst von Johannes Brahms? Ungarischen Tänzen Nr. 1 und 21 für Klarinette und Streichorchester sorgten mit Tanz Nr. 14 für einen weiteren, stürmisch gefeierten Auftritt von Martin Fröst, der als Rausschmeißer vor dem Staatsempfang das klassische Repertoire sprengte, improvisierend seine Klarinette zwitschern und flüstern ließ und mit „Don?t worry, be happy“ schnelle Klezmer-Rhythmen von Göran Fröst mittanzend aufs Parkett zauberte.