Don Tillman ist ein attraktiver Mann von 39 Jahren. Er ist groß, durchtrainiert, überdurchschnittlich intelligent und hat als Assistenzprofessor einen hohen sozialen Status. „Gemäß den Gesetzen der Logik“, stellt er fest, „sollte ich für eine ganze Reihe von Frauen attraktiv sein. Im Reich der Tiere würde ich mich erfolgreich vermehren.“ Doch tatsächlich tut Don sich mit Frauen außergewöhnlich schwer.
Um weitere sinnlose Zeitverschwendung zu vermeiden, ruft Don das „Ehefrau-Projekt“ ins Leben: Mit einem detaillierten wissenschaftlichen Fragebogen hofft er „Zeitverschwenderinnen, Unorganisierte, Horoskopleserinnen, Modesüchtige und Veganerinnen“ von vorneherein zu „eliminieren“. Doch dann durchkreuzt die chaotische Rosie seine streng durchstrukturierten Pläne. Der australische IT-Berater Graeme Simsion hat mit seinem Erstling „Das Rosie-Projekt“ einen großen Erfolg gelandet. Die Rechte sind bereits in 40 Länder verkauft. In Deutschland ist das Buch – ungewöhnlich für das Werk eines Newcomers – mit einer gigantischen Marketingkampagne gepusht worden. „Das Rosie-Projekt“ scheint auf dem besten Wege, einer der Verkaufsschlager des Jahres zu werden.
Und das zu Recht, denn Simsions Buch ist beste Unterhaltungskunst. Mit der Figur des Genetikers Don schafft er eine skurril-verschrobene, aber durch und durch liebenswerte Hauptfigur, die man mit Freuden auf ihrer Brautschau begleitet. Die Komik entsteht dadurch, dass der Wissenschaftler auch die banalsten Alltagssituationen nach rationalen und logischen Kriterien analysiert und organisiert. „Gefühle störten mein Wohlbefinden“, heißt es lapidar.
Pünktlichkeit, Effizienz, sinnvolles Zeitmanagement sind die Taktgeber von Dons Leben. Arbeit, Körperertüchtigung und Speiseplan sind auf die Weise haarklein geregelt. Unvorhergesehene Ereignisse und Zufälle führen zu Unwohlsein und Irritationen. Mit Rosie hält das Chaos Einzug in Dons Leben. Sie scheint überhaupt nicht in das „Ehefrau-Projekt“ zu passen: „Gene hat mir die inkompatibelste Frau der Welt geschickt. Eine Barfrau. Sie ist unpünktlich, Vegetarierin, unorganisiert, irrational, lebt ungesund, raucht, hat psychologische Probleme, kann nicht kochen, nicht rechnen, färbt sich die Haare unnatürlich rot. Ich nehme an, das war als Scherz gemeint.“
Wenn schon nicht als Mann, so fühlt sich Don als Wissenschaftler herausgefordert. Denn Rosie, die sich als Psychologiestudentin entpuppt, sucht ihren biologischen Vater. Der Genetiker Don ist nun ganz in seinem Element, aus dem „Ehefrau-Projekt“ wird das „Rosie-Projekt“, eine kuriose Jagd nach Genabstrichen geeigneter Kandidaten.
Graeme Simsion: Das Rosie-Projekt (Krüger-Verlag, 352 Seiten, 18,99 Euro)