zurück
WÜRZBURG
Ein Pianist auf Gratwanderung
Markus Bellheim
Foto: Frank Kupke | Markus Bellheim
Armin Rausche
 |  aktualisiert: 20.03.2018 10:58 Uhr

Die Stadt hat eine neue Konzertreihe: Der Pianist Alexander Schimpf lädt – wie berichtet– renommierte Pianisten und Pianistinnen in die Gethsemanekirche im Würzburger Stadtteil Heuchelhof ein. Der moderne Kirchenraum hat akustische Vorzüge, davon konnte sich das Publikum beim ersten Konzert überzeugen: Er ist nicht hallig, aber auch nicht stumpf. Zudem sitzt das Publikum im Halbkreis um den Flügel. So ist ein enger Kontakt mit dem Künstler möglich.

Der Münchner Professor Markus Bellheim, der zuvor an den Musikhochschulen in Würzburg und Mannheim unterrichtete, eröffnete die Reihe. Bellheim, der sich vor allem als Interpret moderner Musik einen Namen gemacht hat, spielte Johann Sebastian Bachs „Clavier Übung bestehend in einer Aria mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavicimbal mit zwei Manualen“, die unter dem Namen „Goldberg-Variationen“ bekannt ist.

Charakterstücke

Gut eine Stunde lang begab sich der Pianist auf die Gratwanderung zwischen vordergründiger wilder Virtuosität, Wohlklang des Anschlags und struktureller Deutlichkeit. Bellheim gelang eine einfach „richtige“ Interpretation.

Da triumphierte in den im Tempo rasenden Variationen – mit sich überkreuzenden Händen zu spielen – die manuelle Souveränität, bei der man manchmal den Eindruck hatte, der Künstler wolle sich selbst überholen, ohne dass die Spieltechnik zum Selbstzweck wurde. Von den Problemen, die sich aus dem Fehlen des zweiten Manuals ergeben, war nichts zu spüren. Bei Bellheim ist jede Variation ein Charakterstück. In den langsamen, intimen Stücken vermied er übertriebenes Romantisieren und machte sie – vor allem die mit „Adagio“ überschriebene 25. Variation mit ihren chromatischen Rückungen – zu angenehmen Ruhepunkten. Aber insgesamt erlebte das Publikum ein faszinierendes pianistisches Feuerwerk ohne „Fehlzündungen“, dessen Anschlags- und Nuancierungsdelikatesse für ein Fest des Hineinhörens in zauberhafte musikalische Strukturen sorgte.

Das zu Recht begeisterte Publikum in der gut zu zwei Dritteln besetzten Kirche ließ Bellheim erst nach der Zugabe der innigen Bach-Busoni-Choralbearbeitung „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ ziehen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Armin Rausche
Alexander Schimpf
Johann Sebastian Bach
Pianisten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen