Glaswolke, Eisberg oder magisches Schiff: Von den Namen, mit denen die Fondation Louis Vuitton, der neue Museumsbau des Stararchitekten Frank Gehry am Rande von Paris beschrieben wird, ist einer fantastischer als der andere. Spektakulär ist der über 100 Millionen Euro teure Kunsttempel für die Privatsammlung des französischen Milliardärs Bernard Arnault allemal.
Gehry setzt damit sich und dem Vorsitzenden des Luxuskonzerns LVMH ein einzigartiges Denkmal. Nach der Einweihung durch Frankreichs Präsident François Hollande am Montagabend kann das Publikum vom 24. bis 26. Oktober kostenlos das Mega-Museum entdecken. Die offizielle Eröffnung findet dann am 27. Oktober statt.
Der kanadisch-amerikanische Baumeister ist kein Verfechter minimalistischer Strukturen und gerader Linien. An der 11 000 Quadratmeter großen Fondation Louis Vuitton ist alles rund und in sich verschachtelt. Zwölf leicht gewölbte, aus über 3500 Glasplatten zusammengesetzte Flächen, die bauchigen Segeln gleichen, überschneiden sich. Die Architektur erinnere an eine Glaswolke, aber auch an einen Eisberg, wie der Altmeister postmoderner Architektur sein Werk skizziert. „Die Struktur schwebt und ist so leicht wie der Wind“, erklärte Gehry.
Die Fondation erinnert an Gehrys effektvolles Guggenheim-Museum im nordspanischen Bilbao. Im Erdgeschoss flutet das Licht durch den Eingangsbereich mit Restaurant und Blick auf die umliegende Grünfläche. Faszinierend ist auch die Perspektive vom angrenzenden Auditorium aus, vor dem sich ein Wasserbecken mit Kaskaden erstreckt. Den Höhepunkt fürs Auge bietet das Dach mit seinen verschiedenen Terrassen: einen Rundumblick auf Paris mit Eiffelturm und das futuristische Viertel La Défense.
Von den 11 000 Quadratmetern Fläche sind 7000 für Ausstellungen reserviert. Neben temporären Schauen soll auch die Sammlung des 65-jährigen Luxuskönigs Arnault gezeigt werden, die bei Werken ab 1960 ansetzt. Über deren Größe und Wert ist bislang nur wenig bekannt.
Doch zunächst steht Gehrys Architektur im Vordergrund, dem in der Fondation eine Werkschau gewidmet ist. Arnault hat zudem eigens sieben monumentale Arbeiten bei internationalen Künstlern und Künstlerinnen wie Sarah Morris, Ellsworth Kelly, Taryn Simon oder Olafur Eliasson in Auftrag gegeben. Alle haben thematisch oder formal einen Bezug zur Architektur. Besonders gelungen ist „Inside the horizon“ des Dänen Eliasson. Eine mehrteilige Licht- und Spiegelinstallation, die die Außenpassage zum Wasserbecken in einen gelben Lichtkreis taucht.
Bernard Arnault greift bei seinen Erwerbungen offensichtlich tief in die Tasche. Von Thomas Schütte hat er die Riesenskulptur „Mann im Matsch“ gekauft, die in der Galerie 10 in die Höhe ragt. Und von Gerhard Richter, einem der teuersten lebenden Maler Deutschlands, sind gleich elf Werke in einem Saal vereint.
Der Milliardär musste lange auf sein Museum warten. Eigentlich hätte es Ende 2012/Anfang 2013 eröffnet werden sollen. Doch technische Probleme und gerichtliche Klagen von Vereinigungen und Anrainern verzögerten die Realisierung. Fachleute gehen deshalb auch von Baukosten in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro aus. Ein teures Geschenk, das Arnault Paris macht. In etwa 50 Jahren soll das Museum in den Besitz der Stadt übergehen, der die Fläche gehört, auf der die Fondation 46 Meter in die Höhe ragt.