Die Frankokanadierin Dominique Dumais wird zur Spielzeit 2018/19 Ballettdirektorin des Mainfranken Theaters. Neu ist außerdem die Position des „Artist in Residence“: In dieser Funktion wird der New Yorker Kevin O?Day die Compagnie trainieren, Dumais beraten und eigene Stücke erarbeiten. Das hat Intendant Markus Trabusch am Dienstag auf einer Pressekonferenz mitgeteilt. Das Duo tritt damit zur übernächsten Saison die Nachfolge von Anna Vita an, deren Vertrag nicht mehr verlängert worden war.
Dumais und O'Day, die eine gemeinsame zehnjährige Tochter haben, waren bereits in ihrem letzten festen Engagement ein Team: Von 2002 bis zu ihrer Abschiedssaison 2015/16 leiteten sie das Kevin-O?Day-Ballett am Nationaltheater Mannheim, er zuletzt als Ballettintendant, sie als stellvertretende Intendantin. In dieser Zeit entstanden über 40 Produktionen, darunter Ensemblestücke mit Live-Musik, mehrteilige Ballettabende sowie große Themen- und Handlungsballette.
Ihm sei bewusst, dass der Weggang Anna Vitas von einigen Zuschauern mit Sorge betrachtet werde, sagt Trabusch. Aber der Wandel müsse „der Kunst eingeschrieben sein“, und das sei auch Teil seines Programms als Intendant. Ihm gehe es auch keineswegs darum, deren Verdienst zu schmälern: „Die Zeit, die sie hier war, ist eine bedeutende Zeit.“ Deshalb sei es auch nicht leicht gewesen zu entscheiden, „wer auf so eine erfolgreiche Arbeit folgen kann“.
Eine erste Zusammenarbeit zwischen Trabusch und O'Day hat es übrigens schon gegeben. Als Trabusch als Regisseur mit einer Gruppe Statisten in der Sackgasse steckte, half Kevin O'Day aus: „Für mich war es ein großes Problem, für ihn war es eine Kleinigkeit.“
Forsythe und Baryshnikov
Dominique Dumais wurde 1968 in Lac St-Jean in Quebec geboren und absolvierte ihre Ausbildung an der National Ballet School in Toronto. Ab 1986 war sie Solistin des kanadischen Nationalballetts, wo sie im klassischen wie im zeitgenössischen Repertoire tanzte und mit Choreografen wie William Forsythe, James Kudelka, Glen Tetley, David Parsons und Christopher House arbeitete.
Nach ersten eigenen Choreografien verließ Dumais 1998 das Ensemble, um als freie Choreografin und Tänzerin zu arbeiten. Sie schuf Werke für kanadische Compagnien, das Stuttgarter Ballett, die Komische Oper Berlin und das Pacific Northwest Ballet. Kevin O'Day, 1962 geboren in Phoenix, Arizona, aufgewachsen in New York, war von 1983 bis 1988 Solotänzer für Twyla Tharp. 1988 bis 1991 war er Solist im American Ballet Theatre, bevor er sich dem Frankfurter Ballett anschloss. Von 1992 bis 1995 war er Mitglied des White Oak Dance Project von Mikhail Baryshnikov. 1994 lud Baryshnikov O'Day ein, ein neues Werk zu choreografieren, was den Beginn seiner Karriere als Choreograf markierte.
Der Körper als Instrument
Dominique Dumais nennt ihre Arbeit meist „Research“, also Forschung. Schon in Mannheim hatte sie die Beziehungen zwischen Musik, Tanz und Körper erkundet, und auch wenn sie für Würzburg noch keine Richtung vorgeben möchte, so bleibt ihr Hauptinteresse beim Körper als solchem: der Körper als Instrument, mit dem allein schon sich Geschichten erzählen lassen, und über dessen Möglichkeiten die Tänzer so viel wissen sollten wie möglich.
Die Ausstrahlung des Tanzes muss aus der Natürlichkeit der Bewegung entstehen, sagt Dumais: „Wie ist unser Körper gemacht, und wie leben wir in unserem Körper?“ Deswegen seien ihre Choreografien nicht weniger artistisch, sagt die Choreografin. „Wir machen weiterhin jeden Tag Ballett.“ Es gehe weiterhin darum, eine eigene Ästhetik zu schaffen.
Im Jahr bis zu ihrem Dienstantritt am Mainfranken Theater werden beide noch freie Aufträge in Deutschland und den USA umsetzen. Eine Wohnung suchen sie hier ab sofort – dass das in Würzburg nicht so leicht ist, haben sie schon mitbekommen.
Das Engagement der derzeitigen Ballettdirektorin Anna Vita endet im Sommer nächsten Jahres. Sie hätte den Vertrag gerne verlängert, sagte die 52-Jährige auf Anfrage der Redaktion. Die beim Publikum beliebte Choreografin hat seit 2004 in Würzburg 34 abendfüllende Ballette auf die Bühne gebracht – und hätte noch genug Ideen, auch für Projekte, die über das Mainfranken Theater hinausgehen. Mit Material von hele