
Die Geschichte der Bee Gees ist ein ebenso wundersames wie bedrückendes Lehrstück von Triumph und Tragik einer Kultband. Dies darzustellen, gelingt der flotten Aufführung in dem mit 300 Zuhörern schwach besetzten Würzburger Congress Centrum recht überzeugend. Am Ende steht unumstößlich fest: Bee Gees – stayin' alive!
„Massachusetts – Das Bee Gees Musical“ gewährt einen tiefen, interessanten, gelegentlich intimen Einblick in den musikalischen Werdegang der Brüder Barry, Robin und Maurice Gibb, von denen nur noch einer (Barry) lebt. Der Begriff „Musical“ scheint etwas hoch gegriffen: Dazu ist der Handlungsrahmen zu real. „Musikrevue“ trifft den bunten Reigen mit Videobildern, Kommentaren, Tanzeinlagen und Songs genauer.
Hauptdarsteller der von gleißenden Lichteffekten begleiteten Show sind „The Italian Bee Gees“, die Fratelli Egiziano. Die Brüder Walter (43 Jahre), Davide (39) und Pasquale (36) Egiziano, im süditalienischen Paola geboren, nähern sich ihren Vorbildern äußerlich an. Stimmlich erreichen sie ein weitgehendes und wohlklingendes Maß an Identität, wobei sich individuelle Akzente unverkennbar und passend einfügen.
Ausgeprägte Solostimmen, Harmonie in der Dreistimmigkeit und das typische Bee-Gees-Falsett tragen die gesangliche Zeitreise vom '67er Hit „Spicks and Specks“ über die schmissige „Juliet“ bis zur Gewissensfrage „How deep is your Love“. Das Publikum, das in seinen jungen Jahren den Originalen zugejubelt haben dürfte, schaukelt zunächst gemächlich auf der Nostalgiewelle mit. Als das Ensemble nach 50 Minuten den Ex-Bee-Gees-Keyboarder Blue Weaver präsentiert und mit ihm ein rockiges „Jive talking“ ablässt, platzt der Knoten, und die Stehplätze gewinnen die Überzahl.
Bei „Stayin' alive“ grassiert das „Monday-Night-Fever“, geschürt von der vierköpfigen Begleitband und einer exakt einstudierten Tanzeinlage von elf jungen Eleven der Kultur- und Tanzwerkstatt Würzburg (Leitung: Katharina Lehmann). Bei Pasquales stimmungsvoller Interpretation von „Words“ wird’s ruhig, die Arme wiegen sich, ein einsames Feuerzeug flackert und beweist: Diese Generation hat dem Rauchen abgeschworen! Moderiert und kommentiert werden die grandiosen Erfolge dieser Goldjungs der Popmusik und ihre schwärzesten Stunden über 150 Minuten von Jesse Garon, der in seiner Rolle als Rundfunkreporter manchmal zu schrill agiert. Seine Elvis-Parodie und die unterhaltsame Show bekommen reichlich Beifall.