
Der britische Schauspieler und Regisseur Richard Attenborough ist tot. Der Oscar-Preisträger sei am Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben, teilte sein Sohn der Rundfunkanstalt BBC mit. Attenborough war mehr als sechs Jahrzehnte einer der wichtigsten Vertreter des britischen Films, als Schauspieler und als Regisseur. Sein Monumentalfilm „Gandhi“ (1982) gewann acht Oscars, darunter einen für Attenborough als Regisseur.
Attenboroughs Tod löste über die Grenzen der Filmbranche hinweg Bestürzung aus. Schauspielerin Mia Farrow beklagte den Verlust des „liebenswürdigsten Mannes“, mit dem sie je arbeiten durfte. Kollege Roger Moore nannte ihn „wundervoll“. Der britische Premierminister David Cameron würdigte Attenborough als einen der „Großen der Filmwelt“. Mit seiner Rolle als Pinky in der Verfilmung des Graham-Greene-Romans „Brighton Rock“ gelang Attenborough 1947 der Durchbruch. Es folgte unter anderem der Häftlingsfilm „The Great Escape“ (1963). Attenborough wandte sich anschließend auch der Regie zu.
Sein Film „Cry Freedom“ über den südafrikanischen Freiheitskämpfer Steve Biko erlangte wie „Gandhi“ Weltruhm. Der von der Kritik hochgelobte Kriegsfilm „Die Brücke von Arnheim“ (1977) fand in Deutschland große Beachtung. „Regie zu führen, erlaubte mir Dinge zu tun, die ich als Schauspieler nicht machen konnte“, sagte Attenborough einmal. Der Kunstliebhaber, der den liebevollen Spitznamen „Dickie“ trug, wurde 1976 von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. 1993 erhielt er den Titel Lord Attenborough. Seitdem durfte er auch Politik im britischen Oberhaus machen. Im selben Jahr kehrte er mit einer Rolle als exzentrischer Milliardär in Steven Spielbergs „Jurassic Park“ als Schauspieler zurück.
Bereits 1961, nach einer Indien-Reise und dem Lesen einer Gandhi-Biografie, hatte Attenborough die Idee zu einem Film über den indischen Rechtsanwalt. Zunächst fand er allerdings keine Produktionsfirma. Erst von November 1980 bis Mai 1981 wurde das Projekt verwirklicht – mit geschätzten Produktionskosten von 22 Millionen US-Dollar. Gedreht wurde der dreistündige Monumentalfilm an Originalschauplätzen in Indien und in englischen Studios.
Für eine Schlüsselszene des Films – die Beisetzung des von einem Fanatiker ermordeten Freiheitshelden – verfügte Attenborough über mehr als 300 000 Statisten. Etwa 95 000 von ihnen bekamen eine kleine Gage. Der Rest waren Gandhi-Anhänger, die zum 33. Jahrestag des Begräbnisses ihres Idols am 31. Januar 1981 zur Gedenkstätte gepilgert waren.
Attenborough wurde am 29. August 1923 geboren. Seine Eltern waren Anhänger der Labour-Partei, die bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zwei jüdische Flüchtlinge aus Deutschland adoptierten. Attenborough war seit 1945 mit der Schauspielerin Sheila Sim verheiratet. Er lebte zuletzt mit ihr in einem Altersheim. Das Paar hat drei Kinder, darunter den Theaterdirektor Michael Attenborough. Attenboroughs Tochter und seine 14-jährige Enkelin starben im asiatischen Tsunami 2004. Attenboroughs Bruder David ist ein bekannter britische TV-Naturexperte.