Es war ein Höhepunkt beim diesjährigen Mozartfest: der Auftritt von The Tallis Scholars in der so gut wie ausverkauften Würzburger Augustinerkirche. Dabei war es mehr ein Abend der leisen Töne, denn das zehnköpfige Vokalensemble aus England hat sich vor allem der geistlichen Renaissancemusik verschrieben, und die neigt nun wahrlich nicht zu extrovertierter Effekthascherei in heutigem Sinne.
Ein Chorklangideal habe sich, so Leiter Peter Phillips, bereits vor Jahrzehnten in seinem Kopf manifestiert. Und dieses drückt sich heute in einem ausgesprochen kultivierten, schlanken, reinen und hellen Musizieren aus. Passgenau ausgewählte Stimmen in harmonischem Zusammenklang, präzise Einsätze, exzellente Sprechkultur, Intonationsperfektion: Nicht nur die „Chor-Basics“ machten das Konzert zu einem Erlebnis erster Güte.
Die Programmauswahl schlug einen Bogen zwischen dem 16. Jahrhundert und dem Zeitgenossen Arvo Pärt. Kein Spannungsfeld: Vielmehr fügten sich Pärts „Magnificat“, „Nunc dimittis“ und „Tribute to Caesar“ sehr stimmig in die Gesamtdramaturgie ein. Der Komponist spielt mit Statik, engsten und weiten Lagen, scheut Reibungen nicht, führt seine Stimmen mal unisono, in Oktaven oder einfachen Seitenbewegungen, kreist meditativ um tonale Zentren.
Solistische Qualität
Nicht nur der Gloria-Passage im „Nunc dimittis“ konnte man einfach nur atemlos lauschen. Auch den weiteren Programmpunkten, Werken von Hieronymus Praetorius, Johannes Eccard, Orlando di Lasso und Hans Leo Hassler verliehen The Tallis Scholars mal demütige Schlichtheit, mal mächtige Intensität. Wunderschön immer wieder das Hinausgleiten aus Abschlüssen, das Nachklingen und Nachspüren der Klänge.
Peter Philipps führt seine äußerst fokussierten Sängerinnen und Sänger mit ruhigem, auf die nötige Zeichengebung beschränktem Dirigat durch bis zu achtstimmige Werke. Einfacher, fast kindlicher Erzählton gelang ihm in Eccards „Maria wallt zum Heiligtum“ oder „Übers Gebirg“. Bestechend sauber und durchsichtig setzte das Ensemble die waghalsige Harmonik von Lassos „Timor et tremor“ um, zelebrierte makellos die chromatischen Linien des Hasslerschen „Ich rief zum Herrn in meiner Not“.
Jeder einzelne „Scholar“ hat solistische Qualität, fügt sich jedoch ein in einen Engelschor, dessen eigener Anspruch keinen noch so winzigen Fehler verzeihen würde. Die Begeisterung des Publikums für diese außergewöhnliche Leistung entlud sich in Jubel und Standing Ovations. The Tallis Scholars dankten mit einem „Crucifixus“ von Antonio Lotti – ein Krönchen aufs Ganze!