„Silbern schimmernder Streicherklang“: Dieses Thema über einem der letzten Konzertabende des „Kissinger Sommers“ hätte nicht treffender gewählt werden können. Die Geigerin Arabella Steinbacher, die Bamberger Symphoniker und nicht zuletzt die Dirigentenlegende Marek Janowski öffneten tatsächlich ein Schmuckkästchen voller musikalischer Edelsteine.
Im Programmheft des Festivals ist von Felix Mendelssohns Violinkonzert e-Moll op. 64 als einem der großen Klassiker und einer Hommage an den „einsamen Geiger“ die Rede. Nicht einsame Geigerin, aber einzigartig dürfte Arabella Steinbacher mit ihrer brillanten Interpretation sein: Absolute Zurückhaltung statt reißerischen Draufgängertums, elegante Virtuosität, Dezenz und Delikatesse statt technischen Abspulens von Höchstschwierigkeiten, dazu ein durchsichtig schlanker Ton kennzeichnen ihre Spielweise.
Losgelöst von jeder Erdenschwere
Steinbacher spielt losgelöst von jeder Erdenschwere, erhaben über jegliche Anforderung, verfügt über ungeheure Gestaltungskraft. Ihre Arpeggien gleiten nicht nur, sie fliegen, jeder Ton sitzt; alles fügt sich zu einem lyrischen, hochemotionalen Geflecht. Zart und leicht wie ein Chiffontuch legt die Geigerin im Andante den Solopart auf den samtigen Orchesterboden, katzenhaft federnd beginnt sie den Finalsatz, wie Champagnerbläschen perlen die Tonkaskaden.
Das Orchester greift alles auf, begleitet mitgerissen, geradezu gelenkig, selbst als das Tempo sich fast überschlägt. Eine zupackende Arabella Steinbacher dann in der Zugabe: Vollmundig, fast aggressiv, dennoch verspielt vervollständigte sie ihr Spektrum mit einem Satz aus Prokofievs Violinsolosonate.
Nach Silberschimmer goldener Glanz
Unter dem ruhig und effizient führenden Marek Janowski hatten „die Bamberger“ mit Franz Schuberts Symphonie Nr. 3 D-Dur eröffnet. Heiter und frisch der Grundcharakter, mit starkem Vorwärtsdrang zu Beginn, das Allegretto einem Spitzentanz gleich, bezaubernde Anmut nicht nur im Trio des Menuetts, ein wieselflink wuselndes Presto mit beeindruckend perfektem Wechselspiel zwischen Bläsern und Streichern. Nachhaltig bleiben äußerst wirkungsvolle winzige Rubati und vollendet ausgekostete Schlüsse in Erinnerung – eine starke Gesamtleistung!
Nach Silberschimmer goldener Glanz: Richard Strauss' „Metamorphosen für 23 Solostreicher“ tönten den Max-Littmann-Saal in warme Farben, breiteten sich innig und intensiv, schwelgerisch und üppig aus, bevor sich das Werk allmählich in sich zurückzog und ergriffener Beifall folgte. Kein konzertdramaturgisch geschlossener, dennoch großer Abend.