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LOHR
Dreamscapes: Lohrer Breakdancer erzählen großes Tanzmärchen
Ein Teil des Indianerstamms noch ohne Kostüme.
Foto: Frank Zagel | Ein Teil des Indianerstamms noch ohne Kostüme.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 14.03.2018 03:06 Uhr

Ein ruhiger Nachmittag in Lohr (Lkr. Main-Spessart): Während sich der Verkehr vorbeischlängelt und Menschen ihren Einkauf im gegenüberliegenden Supermarkt erledigen, herrscht in der Stadthalle Hochbetrieb. Junge Menschen stehen, sitzen und liegen auf der Bühne. Männer kreisen ihre Arme und laufen sich warm, eine junge Frau in Body und Jogginghose spreizt ihre Beine zum Spagat und stretcht ihre Gliedmaßen, verschiedene Melodien ertönen aus den Lautsprechern und verklingen doch wieder so schnell wie sie begonnen haben.

Backstage-Szenen eines Talentwettbewerbs? Was auf den ersten Blick so wirkt, sind die Proben für „Dreamscapes“, dem neuesten Projekt des Lohrer Breakdance-Duos „Hot Potatoes“. „Wir wollten schon immer etwas Eigenes machen“, erzählt Dominik Blenk in einer Probenpause. Der 25-jährige Frammersbacher hat gemeinsam mit Markus Heldt mit dem Tanzen im Jugendzentrum Lohr begonnen, mittlerweile sind die beiden Vize-Weltmeister und auf Bühnen in der ganzen Welt unterwegs. „Dreamscapes ist ein urbanes Märchen aus Breakdance, Ballett und Livemusik“, erzählen sie. Und das erste abendfüllende Programm, das sie gemeinsam mit anderen Künstlern auf die Beine gestellt haben.

Nicht nur Saltos, auch Pirouetten

Begonnen hat alles beim Pizzaessen mit Freund und Komponist Robin Becker. Schnell war klar, ein gemeinsames Projekt könne nur aus Tanz und Musik bestehen. Blenk kümmerte sich um das Grundgerüst: „Zwei Potatoes finden sich in einem Wunderland wieder, dann taucht ein Bösewicht auf, wir können fliehen, eine gute Fee zeigt die schöne Welt, wir treffen auf einen Indianerstamm und am Ende schaffen wir es vielleicht, den Bösewicht zu vertreiben oder zu verzaubern“, beschreibt er seine Geschichte kurz und gewitzt. In der Beschreibung liest sich das schon ganz anders: „Klassisches Ballett, moderner Breakdance und Live-Instrumente erzählen die Geschichte von Gut und Böse, von Kampf und Vergebung, von Abenteuer und Träumen.“ Eine Erzählung also, deren Schema so alt ist wie das der Märchen: Gut trifft auf Böse, Held trifft auf Bösewicht.

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Musik, Konzept, Bühnenbild sowie Choreografie stammen allein aus der Feder des jungen Ensembles. Aus vergangenen Tanzsessions sind Freundschaften entstanden, so war schnell klar, wer mit im Team der Dreamscapes sein soll.

Die „Hot Potatoes“ tanzten in der Spielzeit 2015/16 mit bei „Schneewittchen breaking out“ am Mainfranken Theater in Würzburg – eine Märcheninterpretation aus Breakdance und klassischem Ballett. Dort lernten sie Tänzerin Cara Hopkins kennen gelernt, die jetzt „gute Fee“ in Dreamscapes ist. „Wir haben etwas Sanftes für unser Stück gebraucht. Nicht nur Saltos, sondern auch schöne Pirouetten und so haben wir uns dazu entschlossen, Cara mit ins Boot zu holen“, erzählt Blenk.

Keine Musik aus der Konserve

Das Ensemble der Dreamscapes bei den Proben: Von Tänzern, Musikern und Bühnenbildnern ist hier alles vertreten.
Foto: Frank Zagel | Das Ensemble der Dreamscapes bei den Proben: Von Tänzern, Musikern und Bühnenbildnern ist hier alles vertreten.

Ähnlich war es bei Friedel Lelonek: Der damalige Tontechniker des Mainfranken Theaters kam nach der Show zu den Jungs und begrüßte sie mit einem „Ey geiles Ding, aber ich könnt' euch noch 'n bisl Wumms dazu geben“. Daraus entstand die Idee, in seinem Tonstudio in Würzburg „etwas gemeinsam zu starten“. Heute kümmert sich Lelonek mit Robin Becker um die musikalische Untermalung. „Wir haben die Geschichte von Dominik bekommen und zusammen haben wir sie dann in einen Szenenplan übersetzt“, erzählt Becker. Der 24-jährige Lohrer studiert mittlerweile in München klassische Musik.

Man gehe vor wie bei einer Filmmusik, verschiedene Szenen mit unterschiedlichen Stimmungen müsse man in die Musik übertragen. „Wie der Name 'Dreamscapes' schon sagt, ist das ein großer Traum von uns, unser eigenes Ding auf die Beine zu stellen – komplett eigenständig und autark“, sagt Lelonek. „Bei uns kommt keine Musik aus der Konserve, wir wollen das live auf die Bühne bringen.“

Nach und nach kamen immer mehr junge Künstler zum Team der „Dreamscapes“ hinzu. Breakdancer, die Markus Heldt und Dominik Blenk schon von Freestyle-Sessions in Würzburg kannten, ein Grafiker, ein Fotograf, ein Kameramann und Bühnenbildnerinnen. Insgesamt fasst das Team um die beiden „Hot Potatoes“ 17 Leute. „Wir sind ein Freundeskreis aus Profitänzern und Musikern, so ist das Projekt unser komplett eigenes Ding“, sagt Markus Heldt, „eigene Musik, eigene Choreografien, da steckt ordentlich viel Herzblut dahinter.“

Erzählung nur durch Tanz und Musik

Dieses Herzblut wird auch in den Proben deutlich. Mit viel Schweiß und Elan wirbeln die Tänzer auf der Bühne herum. In parallelen Bewegungen vereinen sich die verschiedenen Tanzstile zu einem. Ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, erzählen die Künstler eine Geschichte, in Form von Bewegung, Ausdruck und in Begleitung der Musik.

Breakdance meets Ballett: Die beiden „Hot Potatoes“ Markus Heldt und Dominik Blenk zeigen mit Cara Hopkins ihr Können.
Foto: Frank Zagel | Breakdance meets Ballett: Die beiden „Hot Potatoes“ Markus Heldt und Dominik Blenk zeigen mit Cara Hopkins ihr Können.

Seit Jahresanfang proben sie sind sie mehrmals in der Woche am Proben. Kostüme und Bühnenbild hat das Team komplett selbst konzipiert und ausgearbeitet. „Wir wollen die Leute verzaubern mit dem was wir bieten und da haben wir glaube ich für jeden etwas dabei“, sagt Blenk.

Dramatische Musik mit orchestralen Elementen ertönt aus den Lautsprechern, wenn der böse Maskenmann alias Masi Aziz auf die Bühne kommt und mit seinen Krumping- und Poppingtanzstilen die Traumwelt zerstören will. Krumping ist ein expressiver Freestyle-Tanz der sich im Wesentlichen aus Stampfen und Armeschwingen zusammensetzt. In einer weiteren Szene baut sich durch die Musik Spannung auf, bis es zum Battle zwischen den Hot Potatoes und einem Indianerstamm kommt.

„Das ist genau das, was das Projekt ausmacht. Das Cross-Over zum einen in der Musik, zum anderen in der Tanzbesetzung“, sagt Robin Becker. Dies wird spätestens klar, wenn die „gute Fee“ Cara auf der Bühne erscheint. Zu dramatischen Klaviermelodien mit Bass-Elementen tänzelt sie mit den Breakdancern in den selben Bewegungen – Ballett und Breakdance vereint auf der Bühne.

Träumer auch im echten Leben

Hier braucht es viel Muskelkraft und volle Konzentration: Die Breakdancer geben alles.
Foto: Frank Zagel | Hier braucht es viel Muskelkraft und volle Konzentration: Die Breakdancer geben alles.

Und so gerne sich die Künstler in ihrem Märchen in einer Traumlandschaft befinden, so gerne träumen sie auch im echten Leben: „Mit Dreamscapes auf Tour zu gehen, das wäre natürlich unser Traum. Das Projekt weiter ausbauen, um mehr Menschen in diese Welt zu entführen“, malt sich Blenk aus. Vorerst gebe es aber nur zwei Vorstellungen: Am 21. April und am 12. Mai um jeweils 20 Uhr in der Stadthalle Lohr. Willkommen seien alle Traumtänzer, ob jung oder alt.

Tickets gibt es über alle ADticket-Vorverkaufsstellen sowie online unter stadthalle-lohr.de.

 
 
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