Ballett und Breakdance gleichzeitig auf der Bühne: ein gewagtes Experiment mit der Tendenz zum Scheitern? Nicht, wenn Profis beider Tanzstile ideenreich und einfühlsam harmonieren und gemeinsam ein grandioses Showerlebnis kreieren: „Dreamscapes“ begeisterte in der ausverkauften Lohrer Stadthalle über 700 Besucher mit exzellenter Choreographie und live eingespielter musikalischer Begleitung.
Das packende Tanzmärchen, das sich Dominik Blenk und Robin Becker ausgedacht haben, zeigt eine Vielzahl menschlicher Regungen und Emotionen. Sie reichen von vorsichtiger Zuneigung bis zu unbeherrschter Aggression, von Kampfesmut zu Verzweiflung, von zarter Fürsorge zu brutaler Gewalt. Diese breite Palette wird allein mit tänzerischen Mitteln, ausdrucksstarker Pantomime und einer teils zarten, teils voluminösen Musik dargeboten. Die stammt von Robin Becker, dessen Klavierspiel verschiedene Stimmungen erhellt, und Friedel Lelonek, souverän am Schlagzeug, variabel und mit punktgenauen Einsätzen.
Fülle an Ausdrucksformen
Für die künstlerische Leitung zeichnen sich Dominik Blenk und Markus Heldt verantwortlich. Die beiden Breakdancer, im Vorjahr erst zu weltmeisterlichen Ehren gelangt, legen in ihrer Choreographie eine hohe Messlatte an. Die Szenen bestechen durch ihre Fülle an Ausdrucksformen. Das Breakdance-Abc wirbelt über die Bretter. Neben Toprocking, Footworks, Powermoves und Freezes in unzähligen Variationen bereichern erstaunliche Hebefiguren die Show. Das eingespielte Duo harmoniert dabei mit den ausgelassen agierenden Mittänzern in minutiöser Exaktheit.
Ihre verblüffende Geschmeidigkeit und phänomenale Körperbeherrschung löst immer wieder spontanen Jubel aus. Wenn Muharem Demiri (als Abenteuer), Masi Aziz (Angst) und Daniel Winterstein, Mohamad Karkora und Thai Dao Trinh Duc als deren Gefolge auftanzen, sitzt jeder Tritt, jede Handbewegung, jedes Kopfnicken.
Wo bleibt bei dieser Fülle an geballter Tanz-Athletik noch Platz für Ballett? Den haben die Macher geschickt und reichlich in ihr Konzept eingearbeitet.
Mit weiblicher Grazie gegen die lähmende Angst
So kann Cara Hopkins in der Rolle der Fantasie den Raum für ihr mitreißendes Tempo, ihre federleichten Sprünge und ihr schauspielerisches Talent nutzen. Am Ende besiegt sie mit weiblicher Grazie die lähmende Angst.
Die Show, eingebettet in ein farbenprächtiges, mit tollen Lichteffekten bereichertes Bühnenbild, wird am 12. Mai an gleicher Stelle wiederholt. Absolut sehenswert!